Wenn der Binnenmarkt im Arsch ist

DANN hat unser adliger Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg natürlich recht, wenn er in der FAZ sagt:

„Protektionismus ist der falsche Weg“

Hätte man dem Binnenmarkt nicht so massiv viel Kaufkraft entzogen, durch Minilöhne, Hartz IV und andere Massnahmen, DANN könnte man die Subventionssteuergelder im Innenland lassen. Weil es aber in Deutschland kein (oder nicht ausreichendes) konsumierendes Kapital gibt, ist man darauf angewiesen mit unseren Steuergeldern die ausländische Wirtschaft zu füttern. Und natürlich will man nun im Gegenzug auch Subventionsalmosen aus dem Ausland zurückhaben.

Verdammtes Politikergesocks, anstelle sich um den heimischen Markt (und dessen Teilnehmer) zu kümmern, jammern sie über Chinesen und Amerikaner…

Es fing schon mal in Frankreich an

Ich weiss nicht woran es liegt. Aber unsere westlichen Nachbarn – die Franzosen – welche oftmals aus historischen Gründen und fälschlicherweise als Erbfeind bezeichnet werden, sind deutlich weniger obrichkeitshörig als wir.

Wenn DORT die Transportunternehmen streiken, dann geht gar nichts mehr. Hier steht man höchstens vor leereren Regalen. Auch andere Ursachen, die den Unmut des Volkes schüren können, werde in Frankreich zum Anlass genommen auf die Strasse zu gehen und mit vielerlei Mittels auf sich aufmerksam zu machen. Der grosse Wandel in Europa wurde schliesslich auch in Frankreich eingeläutet. Ich sage nur „Sturm auf die Bastille„, welcher die franzöische Revolution einleitete.

Während wir faul und stoisch zuschauen, wie unser alle Steuergeld, den ohnehin schon Reichen mit Gewalt in das Fettsteiss gestrieben wird, geht der Ranzose in den Schuppen und holt schon mal die Erb-Heugabel:

In einem landesweiten Streik protestieren französische Arbeitnehmer gegen das Sozial- und Wirtschaftsprogramm von Präsident Sarkozy. Hunderttausende gehen auf die Straße.

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Den Unternehmen werfen die Gewerkschaften zugleich vor, die Wirtschaftskrise für Entlassungen zu nutzen.  „Wir wollen nicht für eine Krise zahlen, die die Banken angerichtet haben“, erklärte der Chef der Gewerkschaft CFDT, Francois Chérèque. „Wir fordern einen zweiten Konjunkturplan, der diesmal auf die Kaufkraft zielt.“

(Quelle TAZ) Und mal ganz ehrlich: Was sind denn 12 Euro für eine Heugabel, im Vergleich zu den 625 Euro, die uns das Stützen der Bank- und anderen Wirtschaftsmanagern kostet? Vor allem, so eine Heugabel, die schmückt – bei Nichtbenutzung – auch das Wohnzimmer. Das gibt dem ganzen etwas rustikales. Weg vom Chrom und Edelstahl-Ambiente.

Nachtrag: Nun berichtet auch die Tagesschau:

Lehrer, Arbeiter, Krankenschwestern, Lokführer – in Frankreich arbeiten heute nur die wenigsten. Acht Gewerkschaften haben zum Generalstreik aufgerufen. Chaos blieb bisher aber weitgehend aus. Nun wird mit Spannung erwartet, wie viele Menschen zu den rund 200 Demonstrationen kommen.

Die NZZ schreibt:

Protestiert wird gegen die sozialen Folgen der von Staatspräsident Sarkozy verordneten Reformpolitik, den Abbau von Stellen im Staatsdienst, den Verlust von Kaufkraft, die steigende Arbeitslosigkeit und die abnehmende soziale Solidarität. Die Massnahmen der Regierung zur Linderung der Wirtschaftskrise werden als ungenügend angesehen. Es gehe nicht an, dass die Krise auf dem Rücken der Arbeitnehmer ausgetragen werde.

Eine FDPlerin liest das Reizzentrum?

Irgendwie bin ich irritiert, wenn ich in der FTD den Kommentar von Silvana Koch Mehrin (Vorsitzende der FDP-Abgeordneten im Europaparlament) lese, die da schreibt:

Warum sollte es besser sein, den Bürgern durch immer höhere Steuern und Abgaben ihr Geld abzuknöpfen, um es per Staatsdekret wieder auszugeben? Warum das tiefe Misstrauen in die Entscheidungsfähigkeit der Bürger? Und warum soll man den Steuerzahlern durch höhere Belastungen Kaufkraft entziehen, wenn doch die Konjunktur angekurbelt werden soll?

Hey, Silvana, dass könnten meine Worte sein. Wo warst Du all die Jahre? Ach so, deine Meinung war in deiner eigenen Partei nicht so erwünscht, deshalb wurdest Du gestoibert. Sorry, das tut mir leid. Ich wollte dir nicht weh tun.

Aber ich muss sagen, auch dieser Passus gefällt mir:

Viel mehr als ein Konjunkturprogramm braucht Deutschland allerdings ein umfassendes Strukturprogramm. Ein solches Programm sollte die Mittelschicht dauerhaft entlasten, und zwar durch massive Steuersenkungen – etwa mittels einer Reform der Einkommensteuer, durch die vor allem mittlere und kleine Einkommen entlastet werden. Das hat unmittelbare Auswirkungen auf den Konsum: Die Extra-Euro bleiben nicht lang im Portemonnaie, sondern finden schnell den Weg über den Kassentisch.

Mal ganz ehrlich. Du liest doch heimlich hier mit, um dich inspirieren zu lassen, oder? Wie auch immer: Du gibst mir Hoffnung!