Künstler müssen entlohnt werden, aber manche drehen durch #Tatort

Ich bin der Letzte, der Künstler in den Hungertod treiben will. Dafür geniesse ich Filme, Bücher und auch Musik viel zu sehr. Was ich aber gerade in der TAZ lesen muss, scheint der Beweis für Verstand aufweichende Gier zu sein:

Gerade mal 2500 Mark hatte die Grafikerin des „Tatort“-Vorspanns 1969 als Honorar erhalten. Jetzt will sie mehr und klagt vor dem OLG München. Das Urteil könnte weitreichende Folgen haben.

Hmm, erster gedanke: Wurde die Grafikerin vor über 40 Jahren beschissen? Mal weiter lesen, was die TAZ da so schreibt:

Als der Vorspann 1969 entstand, hatte die Grafikerin pauschal 2.500 Mark bekommen. Nach Ansicht ihres Anwalts Nikolaus Reber zu wenig für einen Vorspann, der prägend geworden ist: Mittlerweile wurde er fast unverändert in knapp 800 „Tatort“-Folgen gezeigt und war tausendfach bei Wiederholungen der Krimis zu sehen.

Also hat Grafikerin Kristina Böttrich-Merdjanowa damals eingewilligt diese Arbeit für 2.500,-DM zu erstellen. Wie man nun nach 40 Jahren auf den dünnen Ast kommen kann, dass die Arbeit nun mehr wert sei, ist für mich gänzlich nicht nachvollziehbar. Nicht vergessen: Diese Klage bezieht sich auf eine sehr weit in der Vergangenheit liegende Vertragsangelegenheit, die wohl 40 Jahre lang keinen Grund zur Anfechtung gab.

SOLLTE das Gericht tatsächlich bestätigen, dass ein späterer Erfolg einer pauschal finanzierten Leistung nachträglich noch nach zu entlohnen ist, würde hier so einiges zusammen brechen dürfen.

  • Ich verkaufe einen Gebrauchtwagen an einen Autohändler, der den Wagen konserviert und nach 40 Jahren als Oldtimer verkauft – was steht mir zu?
  • Ich verkaufe ein Bild und stelle 40 Jahre später fest, dass nun der Wert des Bildes deutlich gestiegen ist – was darf ich fordern?
  • Ich verkaufe einen Acker – 40 Jahre später wird daraus Bauland. Were ich nun nachträglich über Nacht reich?

Manchmal frage ich mich, was um mich herum eigentlich vorgeht und ob Gier nach Macht, Ruhm und nicht zuletzt Geld das einzige ist, was meine Umwelt noch im Schädel hat. Gott sei dank ist nicht bei jedem Menschen die Anwendung von Ohropax gleichbedeutend mit Hohlraumversiegelung.

Was mag der Anwalt an diesem Rechtsstreit verdienen? Frag ja nur mal so.

Axel „Das Internet treibt uns in die Pleite“ Springer

Was sind die Herren des Axel Springer Konzerns nicht am fluchen und schimpfen, über das ach so böse Internet, dass die Altpapierpresse in den Hungertod treiben wird. Und was lese ich da gerade in der FTD:

Axel Springer übertrifft dank Internet die Erwartungen

Europas größter Zeitungskonzern steigert seinen Umsatz und Gewinn im dritten Quartal abermals wegen seiner Auslands- und Onlinegeschäfte.

Das wird man aber nicht soooo groß und in der Form in den Medien des Axel Springer Verlages lesen können. Schliesslich muss man weiterhin das Internet verteufeln um ein Mittel gegen andere Inhaltsersteller des Internets argumentieren können.

Hochkarätige Musiker stellen sich gegen Internetsperren für Musikpiraten

Unter anderem Sir Paul McCartney und Sir Elton John stellen sich GEGEN die in Großbritanien anstehenden Gesetze mittels derer Musikdownloadern das Internet gesperrt werden soll.

Der Guardian berichtet in einem deutlich lesenswerten Artikel über den „Auftstand“ der Musiker gegen die Musikkonzerne. Aber wenn uns immer erzählt wird, dass diese bösen Musikpiraten den Musikern in den Hungertod treiben, wieso wehren diese sich dann? Sind es am Ende doch wieder nur die Konzerne, die ALLE verarschen?