Ja, auch wenn es sich hier nicht immer so liest, aber es gab mich – vor einigen Jahren – auch so richtig in „Schlips und Kragen“. Aus dieser Zeit kenne ich die Regeln von Ausschreibungen und die mit Auschreibungen verbundenen Problemen. Letztendlich gilt nur zwei Regeln: Erfülle alle Anforderungen der Ausschreibung, und reiche dein Angebot rechtzeitig ein.
Nun wird bei Ausschreibungen manchmal ein wenig „gemauschelt“. Dort wird das Anforderungsprofil genau SO formuliert, dass nur ein Anbieter den Bedarf erfüllen kann. Oder auf Bieterseite wird so auf die Anforderung eingegangen, dass man später noch – wenn man erstmal in dem Deal drinnen steckt – Nachforderungen erheben kann. Die Nummern „Wir gehen mit den Entscheider Essen, fliegen mit denen ein Wochenende nach Irland“ etc. übergehe ich hier geflissentlich, dass ist nicht die hohe Kunst der Ausschreibungsbearbeitung, dass ist stumpf Bestechung/Vorteilsnahme.
Auf dieses Thema komme ich, da der Spiegel – mal wieder – über das Hick-Hack in Sachen „Tankerauftrag für die US-Luftwaffe“ schreibt. Erst lässt Boing eine verlorene Ausschreibung durch den US-Kongress als ungültig werten, um noch eine Chance zu bekommen an den Deal ranzukommen und nun – aktuell
Boeing verlangt vom Pentagon, die Frist für die Abgabe eines Angebots auf insgesamt sechs Monate auszuweiten. Sollte das Pentagon dies nicht bewilligen, werde der US-Konzern wahrscheinlich keine Offerte abgeben, sagte Jim Albaugh, Chef der Rüstungssparte von Boeing, dem „Wall Street Journal“. Der derzeitige Zeitplan schränke Boeings Teilnahme ein.
Wie geil ist dass denn bitte? Da versucht ein Anbieter dem Kunden öffentlich zu diktieren, wie eine Ausschreibung auszusehen hat? DAS habe ich auch noch nicht erlebt. So eine Dreistigkeit gibt es auch – bislang – nur im Land der begrenzten Unmöglichkeiten.
Der Spiegel weiter:
Eine Verschleppung des Auftrags könnte Boeings Chancen allerdings erhöhen – denn die Diskussion um den Tankerautrag ist in den USA ein Wahlkampfthema. Die Entscheidung, den Zuschlag der europäischen Konkurrenz zu erteilen, hatte seinerzeit im US-Kongress einen Sturm der Entrüstung entfacht, bei Demokraten und Republikanern gleichermaßen.
Sowas ist Protektionismus in Reinform. Ich finde, wir fangen auch wieder an mit Parolen wie „Kauft nicht beim Ami“ und kehren die Globalisierung mal ein wenig um.