Verarmung

Es ist erschreckend, dass die Menge der „Armen“ in Deutschland so massiv – um nicht zu sagen beängstigend – zunimmt. Der Spiegel hat eine Fotostrecke mit statistischen Informationen veröffentlicht, die ich sehr erschreckend finde:

 

Arbeitslosenhilfebezieher 1994/2004

Arbeitslosenhilfebezieher 1994/2004

In nahezu jedem Bundesland hat sich die Zahl der Arbeitslosenhilfeempfänger mehr als verdoppelt (Ausnahme Bremen). Wann wird an diesem Problem endlich wirklich gearbeitet? Wann hören die Verantwortlichen auf, die Statistiken mittels Ein-Euro-Jobs zu verfälschen und wann ist kein Bundesbürger mehr genötigt neben einem Vollzeitjob noch Arbeitslosenhilfe zu beziehen?

Aber die Regierung hat gute Gründe sich selbst durch Überwachungsmassnahmen zu schützen, denn wenn diese Tendenz anhält muss man kein Zukunftsforscher sein, um einen Aufstand oder Kollaps zu prognostizieren.  🙁

8 Gedanken zu „Verarmung

  1. So schlimm ist es auch wieder nicht. Wir jammern hier in Deutschland auf sehr hohem Niveau. Von Verarmung würde ich nicht sprechen, außerdem sind die Menschen selbst für ihr Leben verantwortlich. Ich habe manche Monate schon von weniger als 200 Euro gelebt und habe keine staatliche Hilfe in Anspruch genommen. Aufgegeben habe ich nie, denn Armut ist kein Schicksal. Heute geht es mit wieder viel besser.

  2. @Spore:
    Man ahnt es kaum, aber auch ich weiss, wie es ist mit DEUTLICH unter dem Hartz-IV-Regelsatz auszukommen. Nach einer (gegen den Baum gefahrenen) Selbstständigkeit und vielen Tausend Euro Schulden begab ich mich direkt zur Arge – das Arbeitsamt war Tabu, da ich längere Zeit nicht eingezahlt hatte. Das ich vorher jahrelang VIEL in die Arbeitslosenkasse eingezahlt hatte: Egal, es gibt Fristen Von den ~320€ wendete ich jeden Monat 200€ zur Schuldentilgung auf, um der Privatinsolvenz zu entgehen. Ohne Familie und Freunde wäre ich in der Zeit glatt verhungert. Ich weiss wie es ist, einen 10KG Sack Nudeln in der Küche stehen zu haben, weil es ein Metro-Sonderangebot ist, und sich tagelang einzig von Nudeln zu ernähren. Knapp 2 Jahre musste ich diese Tortur der absoluten Armut mitmachen, bevor ich wieder einen Job bekam. Beworben hatte ich mich endlos – wenn mehr als eine stumpfe Ablehnung kam, stand in dem Schreiben etwas von „überqualifiziert“ oder „zu alt“. Ich – als qualifizierter IT-Spezialist – hatte massive Probleme. Wie mag es Menschen mit weniger fundierter Ausbildung ergehen? Gerade im „unteren“ Bereich wird eingespart und entlassen. es hat nicht jeder das Zeug zum Ingenieurstudium.

    Stehe als Mensch zwischen 30 und 40 in der Situation mit 350 Euro (abzüglich Strom und Telefon) da und LEBE.

    Ich habe von deutlich weniger gelebt, ja. Aber ich habe den „Wallraff gemacht“: Ganz unten. Und – wie gesagt – ohne Freunde und Familie wäre ich schlichtweg verhungert.

  3. Klar. Ich habe in dieser Zeit auch viel meinen Freunden und der Familie zu verdanken. Aber ich finde die Menschen müssen mehr Verantwortung für sich selbst übernehmen und einen Ehrgeiz/Antrieb entwickeln. Das kann jeder Mensch.

  4. @Spore:

    KÖNNEN kann das Jeder, da gebe ich dir recht. Ein Tipp von mir: Schaue dich in der Welt der Ein-Euro-Jobber um. Rede mit ihnen, höre ihren „Geschichten“ zu – jeder hat eine andere. Aber viele der Geschichten erzählen von Entlassung, Bewerbungen, Frustrationen und irgendwann Resignation. Auch ich war – nach 2 Jahren – im Bereich der Resignation angelangt und hatte einfach Glück. Heute könnte ich mich hinstellen und das Gleiche erzählen wie Du: Ich schaffte es, also schafft ihr es auch. aber ich weiss, dass dies nicht die Wahrheit ist.
    Armut und Arbeitslosigkeit (speziell im „unteren Bildungsbereich“) sind ein gesellschaftliches und kein persönliches Problem.
    Es gibt Menschen in Deutschland, die einen Vollzeitjob angenommen haben, aber dennoch Hartz-IV Anspruch haben, weil der Arbeitgeber – in meinen Augen – ein asozialer^w armer Mensch ist, der lieber den nächst dicken Daimler fährt, als seinen Arbeitern einen angemessenen Lohn zu zahlen.

  5. na ja das war doch abzusehen oder? nur das es so nach oben gegangen ist hängt doch auch mit der zusammenlegung von sozialhilfe und arbeitslosenhilfe zusammen.
    danke das du , spore etwas den wind aus den segeln genommen hast.
    ich kann sowas nicht mehr hören (Menschen selbst für ihr Leben verantwortlich)
    hier ein schönes video wer die wirklichen sozialschmarotzer sind http://www.youtube.com/watch?v=ko5CCSomDMY

  6. Die Verarmung kommt in erster Linie durch Geld was in unwirtschaftlichen Bereichen investiert wird. Da niemand weiß was die Zukunft bringt, hängt man oft viel zu lange der Verganhenheit nach. Das Problem ist wenn zig Milliaraden für einen bestimmten Bereich ausgegeben werden wo keine dauerhaften „Gewinne“ mehr erwirtschaftet werden. Dann fehlt das Geld für „neue Bereiche“. Diese neuen Bereiche werden nicht von der Politik erschlossen, sondern von Leuten die Ideen haben und daran arbeiten diese umzusetzen. Und das trotz aller Hindernisse die die Politik Ihnen in den Weg legt.

    Politiker können nur eines „schlecht verwalten“ manchmal entfällt das „schlecht“ meist aber nicht. Und so wir alles was irgendwann in die Klauen der Politiker fällt zu Staub zerfallen. Und dann wird über die „fiesen“ Unternehmer schwadroniert.

    Unternehmertum wird in Deutschland systematische bekämpft es fängt schon im Kindergarten an und geht in der Schule erst richtig lost. Wenn wundert es wo doch Lehrer mit Sicherheit wohl kaum als Unternehmer gelten.

    Und die Politik sonnt sich doch unheimlich gerne bei irgendwelchen Auftritetn bei großen Firmen. Diejenigen die täglich Ihrer Arbeit nachgehen und „selbständig“ sind werden doch geknebelt und behindert wo es nur geht.

  7. @Friedrich:

    Denk mal zwanzig Jahre zurück: Mit welchem Argument wurde da die Subventionen beim Staat abgeholt? „Wenn wir nicht subventioniert werden, müssen wir entlassen“. Der Kreis schliesst sich. Im Bereich der Werftensubvention oder im Bergbau, wäre es den Steuerzahler DEUTLICH billiger gekommen, wenn er den Arbeitern die Subventionen direkt den Lohn(!) als Arbeitslosengeld weitergezahlt hätte. Von den Subventionen wurde noch fett Geld abgezwackt, dass dann wahrscheinlich nach Luxemburg transferiert wurde.

    Lobbyistentum müsste verboten werden und Politiker sollten das 10fache an Gehalt bekommen, dafür aber ein ABSOLUTES Nebenberufsverbot. NULL Einkünfte, Schenkungen, Zuwendungen neben den Staatseinkünften.

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