FTD & GEZ, Aktualität und Hoax

Die Financial Times offenbart mit nur einer Meldung mehrere Erkenntnisse:

  • Die FTD-Redakteure glänzen nicht durch Recherchetätigkeit
  • Die FTD ist nicht sicher davor Hoax zu verbreiten

Heute, den 03.09.2010 schreibt die FTD:

Über die halbe Stunde Stop-and-Go im deutschen Berufsverkehr würden chinesische LKW-Fahrer wohl lachen. Auf einer Fernstraße im Reich der Mitte bildete sich ein Stau, der so lang ist wie die Strecke von Hamburg nach Bremen.

Bereits am 26.08.2010 konnte man im Tagesschau-Blog lesen:

Dann fuhren wir also los – und fuhren und fuhren. Erst aus Peking heraus, am Touristenmagnet „Große Mauer Badaling“ vorbei, weiter in die Provinz Hebei hinein. Ein paar Autos haben wir natürlich gesehen, auch mit Kohle, Schweinen und allerlei anderen Waren voll beladene Lkw, aber weit und breit kein Stau.

Ja, was denn nun? Wenn man vor Ort nach schaut, doch kein Stau. Stauung höchstens bei den abschreibenden Qualitätsjournalisten.

Ich stelle fest: Die jammernden Holzmedien schreiben stumpf jeden Blödsinn ab, wohingegen GEZ-finanziertes Fernsehen tatsächlich einmal versucht vor Ort zu recherchieren um dann fest zu stellen, dass es diese tolle Meldung der Qualitätspresse gar nicht gibt.

Es gibt Tage, da zahle ich gern GEZ.

Die neuen Terroristen: Fussballfans

Ich gebe zu, zu dieser Überschrift hat mich Fefe inspiriert, aber in meinen Augen trifft es den Kern der Sache/Tendenz.

Telepolis beschreibt sehr ausführlich und gut, die Vorfälle anlässlich eines Fussballspieles am 29. November zwischen Werder Bremen und Eintracht Frankfurt. Dieser Vorgang zeigt zwei gefährliche Tendenzen in Deutschland, was verschobene Selbstverständlichkeiten angeht:

  1. Glaube den Medien erstmal nichts
  2. Glaube den Aussagen der Polizei nicht
  3. Wer Fussballfan ist, ist potentielles Opfer der Polizeigewalt, denn für die Polizei ist jeder Fussballfan ein Gewalttäter

Wie schnell man bei einem Fussballspiel Opfer der Polizeigewalt werden kann, zeigt dieses Video:

Wobei ich mich frage, was für Handschuhe der Polizist da wohl trug, denn mit so einem „Wischer“ hat man typischerweise keinen Menschen zu Boden. Es sei denn….

Lest den Artikel bei Telepolis und überlegt euch, was ihr davon haltet.

Wobei ich hervorheben möchte, dass ich persönlich supernette Polizisten kennen gelernt habe und ich hier auch keinen „Alle Polizisten sind böse“ Thread starten will. Es sind sicherlich Einzelfälle, welche aber auf unterschiedlichen Ebenen (Hunderschaftsscherge, Einsatzleiter) unterschiedliche persönliche und politisch/gesellschaftliche Folgen haben. Es sollte jedem Staatsbeamten klar sein, dass sich das Ansehen seine Dienststelle über das Verhalten der Einzelpersonen definiert.

Aber wenn es in diesem Land weiter so geht, mit Vor- und Pauschalverurteilung, dann ist bald jeder Opfer der Telefonüberwachung. Wenn Staatsdiener schon „einfach so“ zuschlagen, dann ist das Abhören eines Telefons auch nicht mehr weit weg.

Wehret den Anfängen: Zucht und Ordnung im Freiheitsstaat

Heute gab es – nicht nur – in Hamburg – einmal mehr Schulunterricht für unsere kleinen Staatsbürger, in denen den zukünftigen Wählern gezeigt wird, wie Demokratie und Grundrechte funktionieren.

Die Welt schreibt:

Die Schüler beklagen zu große Klassen, eine mangelhafte technische Ausstattung, allgemeinen Lehrermangel sowie marode Zustände der Räumlichkeiten.

SUPER! Ich finde es hervorragend, wenn sich unsere Schüler/Innen nicht nur in die Klassen setzen und sagen „Pauker, bringe mir etwas bei“, sondern wenn sie Zeichen setzen. Ich frage ich, mit welchem recht jeder Arsch heutzutage Puderzucker in Milliarden-Euro Beträgen in den Enddarm geblasen bekommt, aber die Schüler die leidtragenden sein sollen. Sie sind unsere Zukunft!

Die Welt schreibt weiter:

In zahlreichen Schulen war den Teilnehmern des Streiks mit Verweisen gedroht worden.

und

Bremens Schulsenatorin Renate Jürgens-Pieper (SPD) wies darauf hin, dass Schüler zwar ein Demonstrations- aber kein Streikrecht hätten.  Zu dem Unterrichtsausfall sagte sie, dass die Schüler oder ihre Eltern die Verantwortung für die Pflichtverletzung übernehmen müssten.

Natürlich haben Schüler kein StreikRECHT. Wo kämen wir denn da hin, wenn Schüler die gleichen Rechte hätten wie Arbeitnehmer, welche schwer für ihre Rechte gekämpft haben.  Zwar gibt es Schülervertretungen, aber wirklich etwas zu sagen haben diese nicht. Selbst Elternvertreter, Elternräte etc. pp. sind doch mit dem grossen Maulkorb eines diktatorischen Bildungssystems ausgestattet.

Ich erfuhr üner Umwegen, dass meine (nicht einmal jugendliche) Tochter heute an dem Schulstreik teilnahm. Mein erstes Gefühl war Stolz, denn ich konnte davon ausgehen, dass sie nicht zur Demo gegangen ist, weil es eben keine Schule, sondern „frei“ ist. Nein, sie ging zur Demo um durch ihre Anwesenheit ihre Meinung kund zu tun. Also das, was man für gewöhnlich als den tieferen Sinn hinter einer Demonstration sieht. Und NEIN, es ist nicht das Steineschmeissen oder „Bullenschubsen“, was in unserem Grundgesetzt verankert ist, es ist das friedliche Demonstrieren, welches die Möglichkeit bietet auf Misstände aufmerksam zu machen.

Wie empfand meine Tochter die Demo?

Es begann damit, dass die Schulleitung (eines Gymnasiums) versuchte die Schüler einzuschüchtern: „Für die Teilnahme an der demonstration werden keine Entschuldigungen anerkannt. Ihr unterliegt der Schulpflicht.“ Dieses wurde nicht augenzwinkernd mitgeteilt (so wie es vor 30 Jahren – zu meiner Zeit geschah), sondern es wurde versucht die „Macht“ und Autorität darzustellen. Der erste Versuch der Einschüchterung unserer zukünftigen Wähler. Vor 30 Jahren wurde ich von meinen Lehrern ermutigt meine Rechte wahr zu nehmen, wir diskutierten das „Für und Wider“ und stellten – mit dem Lehrer – fest, dass es Dinge gibt für die es sich lohnt auch Restriktionen hinzunehmen. Müssig zu erklären, dass es natürlich keinerlei restriktionen gab.

Nachdem meine (minderjährige!) Tochter dann am Ort des Geschehens eintraf, wurde ihr sehr plastisch gezeigt, wofür unser Staat Geld hat, denn wir kommen zum zweiten Versuch der Einschüchterung. Die aufbebotenen Polizeikräfte standen in VOLLER Montur bereit. VOLLES Programm: Ausgestattet wie Rugby-Spieler (wobei DIESE keine Schlagknüppel haben), wurde meiner Tochter doch etwas blümerant. Hier zeigte sich der Staat von der besten Seite: Volle Kanne drauf – den zukünftigen Wählern zeigen, dass mit der Staatsmacht nicht zu scherzen ist. Das Durchschnittsalter mag irgendwo bei 15 gelegen haben. Da kann man als verantwortlicher Polizeiverantwortlicher nicht vorsichtig genug sein. Und genau DIESER Verantwortliche wundert sich in 4 Jahren, wenn ehemalige Schüler sofort gewaltbereit sind? ICH wundere mich nicht, wenn dort der Begriff „Verhältnissmässigkeit der Mittel“ so wunderschön gelehrt wird.

Interessantes ist auch dem Artikel der FAZ zu entnehmen, der wunderschön aufzeigt, wie sich „die an der Macht“ (Regierungsparteien) gegen die Schüllerdemo aussprechen, dahingegen die Oppositionsparteien den Schülerstreik nachvollziehen können.

Mittlerweile berichtet auch die Tagesschau darüber.

GANZ frisch kommt hier auch gerade ein Eintrag aus einem Blog rein, wo eine Beteiligte 12-Jährige ihre Eindrücke wieder gibt:

Denn als ich dort war, waren Polizisten wie sonst was da, mit Knüppeln und Schutzkleidung, als wenn wir ganz ganz schlimme Straftäter wären. Ich hätte einen verprügeln können und hätte nichtmal Jugendstrafrecht gekriegt (Bin ja 12 ^-^), aber wir sind natürlich trotzdem total gefährlich.

Ja, lieben Kinder, gewöhnt euch achon mal dran, in einem Staat zu leben, in dem die Grundrechte nichts mehr gelten und in dem ihr von der Schule nur noch Mathe und Englisch beigebraht bekommt, die Staatsbürgerkunde aber zu einem „halte die Fresse und zahle Steuern“ verkommt.