Enteignet die Banken

Jaja, wird sich so mancher denken, da hat er aber wieder eine reisserische Überschrift gefunden. Meine Antwort: Stimmt 🙂

Was bildet die Substanz der Banken? Sind es Bodenschätze, die auf Grundstücken abgebaut werden, die den Banken gehören? Ist es ein besonderes Know-how der angestellten Wissenschaftler, sind es Patente? Alles falsch. Das Kapital der Banken wird weitgehend von deren Kunden – uns – zur Verfügung gestellt. Mit unserem Geld wird (ver)spekuliert bis die Schwarte kracht.

Die TAZ hat da einen schönen Bericht, welche Auswirkungen die Bankenkrise auf das Verhältnis der Kunden zu „ihren“ Banken hat:

Bei den Investmentfonds, über die der BVI berichtet, gingen zwischen Januar und August 2009 etwa 87 Prozent weniger neue Mittel ein als im gleichen Zeitraum 2007. Zwischen Januar und August 2009 betrug der Zuwachs rund 5,7 Milliarden Euro. 2007 hatte das Volumen dagegen um fast 46 Milliarden zugenommen.

Das ist doch schon mal ein Anfang. Aber wo geht das Geld hin, wenn es denn nicht mehr in Investmentfonds fliesst?

Während die etablierten Banken weniger Geld erhalten, verzeichnen andere Institute einen Zuwachs. So berichtet die Bochumer GLS-Bank, die sozial- und umweltverträgliches Investment anbietet, dass die Zahl ihrer Kunden seit Anfang 2008 von 55.000 auf mittlerweile 70.000 angestiegen ist. Die Bilanzsumme wird dieses Jahr um rund 30 Prozent auf mehr als 1,3 Milliarden Euro wachsen. Andere Öko-Investment-Firmen berichten Ähnliches.

Da geht also noch was – und zwar in eine Ecke die nicht zwingend darauf ausgelegt ist hahnebüchene Steigerungsraten zu erreichen, wie es die Deutsche Bank AG versucht. Wer in einer Marktsituation, in der eine Deflationsgefahr wie ein Skalpell über uns schwebt – mit Geldgeschäften(!) massiv viel Geld verdienen will, muss irgendwen – zumindest indirekt – bestehlen (oder auch nur unanständig bedienen).

Der TAZ-Artikel ist insgesamt deutlich lesenswert und endet mit den Worten:

Eine neue Zivilökonomie, die sich auch gegen große Unternehmen durchsetzen kann, ist möglich. Sie beruht auf der kreativen Wiederaneignung von Kapital und Know-how durch die Bürger. Damit wird man nicht gleich den Finanzkapitalismus aus den Angeln heben. Aber mehr Autonomie und Lebensqualität lassen dadurch schon erreichen.

Wenn zwei das gleiche tun…..

Deutsche Firmen investieren im Ausland. Bauen Firmen und Werke auf oder aber kaufen Firmen vor Ort. Auch amerikanische, englische, französische und viele andere Firmen tun dies. Das – im Gegensatz zum in Unterhose im Cafe auftauchen (Huhu Elmi) – ist Standard.

NICHT Standard ist es allerdings – und da setzt grosses Wehklagen ein – wenn ausländische Firmen aus Ländern in denen wir doch eigentlich kaufen bei uns investieren:

Schon in den 70er Jahren gingen Ölstaaten in Deutschland auf Einkaufstour und sicherten sich namhafte Firmen. Dann verschwanden sie fast drei Jahrzehnte von der Bildfläche. Nun melden sich die Scheichs mit prall gefüllten Kassen zurück: Der Kauf der Hamburger Werft Blohm+Voss wird nicht die letzte Übernahme bleiben.

schreibt die Welt. Ja und? Der von den „westlichen“ Ländern vorangetriebene Imperialismus wurde nicht mehr mit Militär und Waffen vorangetrieben, sondern „nur“ wirtschaftlich (ich frage mich gerade was langfristig schlimmer ist). Und nun wird von deutschen Medien

Die Macht vom Golf: Sie hat einmal mehr zugeschlagen.

ein militärischer Slang benutzt, wenn sich andere bei uns einkaufen… Ganz zum Schluß ist es logisch und sinnvoll, dass die „Ölstaaten“ ihr Geld investieren. Das Öl wird nicht ewig weiter fliessen und den Wüstensand kann man auch nicht so prima verkaufen. Ohne grosse Bodenschätze sieht man auf diesem Planeten schnell alt aus.

Das „Problem“ ist dabei nur, dass sich der Kreis der Aktienbesitzer erweitert und die üblichen Verdächtigen genau DAS nicht so toll finden.