Gemeinsamkeiten zwischen Winnenden und Landshut

Es gibt Tage, an denen ich die Nachrichten gespannt verfolge – an denen ich auf ein winziges Detail warte. Und just in diesem Moment kam das erwartete Detail:

Der 60-jährige Täter war Mitglied in einem Schützenverein. Er besaß insgesamt drei Waffen und seit 1974 auch die nötige Erlaubnis dafür.

beschreibt der Bayrische Rundfunk den Amokläufer Mörder von Landshut, der heute einen Menschen getötet und zwei Menschen (einen schwerst) verletzt hat. Da man bei einem 60jährigen nicht sofort nach den Spielen auf dem Computer sucht, und eine Verschärfung des Waffengesetz ja ausgeschlossen ist, fordert die bayerische Justizministerin Beate Merk (CSU) schärfere Sicherheitsmaßnahmen in den Gerichtsgebäuden.

Sie werden selbst das Atmen verbieten, aber an die Waffenlobby traut sich KEINER ran.

Killerspiele? WAFFEN!

OK, ich gebe zu: Auch ich habe Farcry gedaddelt und habe mit Genuss die Mission zuende gespielt. Bin durchs das Unterholz gepirscht und habe – virtuell – Menschen getötet. Aber schon zu Bundeswehrzeiten wurde mir mittels „Schütze hinter Holzstoss“-Zielscheibe und scharfer Munition vermittelt, wie man virtuelle Kopfschüsse setzt.

Auch wenn die sogenannten Amokläufer unverhältnismässig oft Killerspiele gespielt haben (genau so, wie sie wahrscheinlich als Kind Milch tranken), haben sie noch ALLE etwas gemeinsam:

Sie hatten Zugang zu Schusswaffen und Munition!

Wer keinen Zugang zu Schusswaffen hat, wird sich schwer tun (so bitter es klingt) einen effektiven Amoklauf zu realisieren. Ein jugendlicher Gewalttäter könnte natürlich auch in der Schule einen Sprengsatz legen (auch solche deppen gab es ja bereits), aber die Vorbereitungen eines solchen Anschlages sind deutlich zeitaufwendiger – ergo bleibt mehr Zeit sich die ganze Sache zu überlegen und eben den ganzen Blödsinn dann doch zu vergessen. Auch ein „nicht distanzierter“ Amoklauf mittels Rasiermesser oder ähnlichem ist erstens deutlich schwieriger umzusetzen und bedeutet wesentlich grössere Überwindung.

Solange also Papas Gewehr oder Onkel Willis Revolver/Pistole sich im einfachen Zugriff befindet, werden wir auch weiterhin von durchgeknallten Teenager und Herwanwachsenden lesen müssen.

Aber es gibt Hoffnung, denn dem Spiegel entnehme ich:

Fünf Tage nach dem Amoklauf von Winnenden hat die Staatsanwaltschaft Stuttgart gegen den Vater des Amokläufers von Winnenden am Montag ein Ermittlungsverfahren wegen fahrlässiger Tötung eingeleitet. Zur Begründung hieß es, der Hobby-Schütze habe die Tatwaffe im elterlichen Schlafzimmer anstatt in einem Waffentresor aufbewahrt, obwohl er vermutlich gewusst habe, dass sein Sohn an Depressionen litt. Dem Vater von Tim Kretschmer drohen damit bis zu fünf Jahren Haft.

Sollte allerdings jemand auf die Idee kommen, dass einsatzfähige Waffen gar nichts mehr in Privathaushalten zu suchen haben, so würde ich dies sehr begrüssen. Das man bei „bedrohten Personen“ eine Ausnahme machen kann ist dabei geschenkt. Auch unsere Bundeskanzlerin scheint der Meinung zu sein, dass die Waffenkontrolle strikter gehandhabt werden könnte:

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat sich für stärkere Kontrollen von Waffenbesitzern als Konsequenz aus dem Amoklauf von Winnenden ausgesprochen. Die ordnungsgemäße Aufbewahrung von Waffen und Munition könnte durch unangemeldete Überprüfungen verbessert werden, sagte sie im Deutschlandfunk. „Wir müssen alles tun, um zu schauen, dass Kinder nicht an Waffen kommen.“ (Quelle Spiegel)

Ich persönlich glaube aber nicht, dass in Deutschland dem Geschäft mit totbringengenden Waffen eingeschränkt wird. Schliesslich verdienen deutsche Firmen mit Schusswaffen viel mehr geld, als mit Computerspielen. Also erstmal die Jugendlichen an die Kandarre nehmen und die schiesswütigen Herren lassen weiterhin ihre Revolver im Schlafzimmer liegen.

Studien, die MICH interessieren würden

Es war uns allen klar, dass der Amokläufer von Winnenden sehr schnell mit „Killerspielen“ in Verbindung gebracht wird. Das war auch in Erfurth so – auch wenn sich später herausstellte, dass dies nicht zur eigentlichen Tat führte, aber die Gesetze wurden schnell geändert. Das der SWR schreibt:

„Es deutet alles darauf hin, dass der Vater hier nachlässig war, was das Verwahren dieser einen Waffe anbelangt“

kann getrost vernachlässigt werden. Jeder Mensch kommt doch an genügend Schusswaffen und Munition. An den Waffengesetzen liegt es ganz sicher nicht. Es müssen die Killerspiele sein! Oder ist da etwa doch ein Zusammenhang zwischen schiesswütigen Freizeitcowboys und einer latenten Gefahr des Waffenmissbrauchs? Ist es mangelnder respekt – nicht nur in der Gesellschaft, sondern auch für das Leben Anderer und vor Waffen?

Nun ist es also auch hier soweit und es werden „Killerspiele“ auf dem PC des Täters gefunden. Ich frage mich, wieviel Prozent der deutschen Straftäter z.B. Minesweeper oder Solitaire auf ihrem Rechner haben. Kann man diesbezüglich Microsoft eine vorbereitende Schuld andrehen?

GANZ was anderes: Wieviele Wirtschaftskriminelle lesen das Handelsblatt, die Zeit, die FAZ, das Managermagazin, Schöner Wohnen, Playboy und ähnliches? Sollte/könnte man da nicht mal nachhaken? Besteht eventuell ein causaler Zusammenhang zwischen dem in den Publikationen sugeriertem Ziel des „ich brauche VIEL Geld, dann kann ich alles haben“ (GIER!) und den begangenen Straftaten?

Ganz am Ende wird sich eventuell sogar herausstellen, dass Gewaltverbrecher und Mörder als Kind Milch tranken. Macht Milch brutal?