Pocher zu Sat1: Rückschlag oder Fortschritt?

Über Geschmack lässt sich bekanntlich trefflich (nicht!) streiten. Umso mehr reizt mich die Überschrift der FAZ: „Rückschlag für die ARD – Das Erste ohne Pocher“ doch mal meinen Senf dazu zu geben:

Pocher, jemand der einmal erfrischend frech daher kam – damals, der sich auf seiner eigenen Webseite immer noch als „Nachwuchsentertainer“ beschreibt. Pocher, der am 26.06.2009 in Hamburg mal gerade eben Open-Air im Stadtpark auftritt. Ein Platz an dem entweder (sehr schöne!) Konzerte von alten Helden stattfinden, die keine Hallen mehr füllen, oder eben Nachwuchsstars die keine wirkliche Halle füllen.

Pocher geht nun also wieder nach Haus, zur Sendergruppe prosiebensat1, zurück. Bei Pro7 fing er im „grossen“ Fernsehen an, bei Sat1 wird – so wie ich das abschätze – sein Ende eingeläutet.

Die persönliche  „Entwicklung“ Pocher lässt sich auch an seinen Auszeichnungen nachvollziehen (Quelle Wikipedia)

  • 2004, Goldener Bravo Otto in der Kategorie „Comedy“ (Ja, als Bravo-Star darf man ruhig anfangen)
  • 2005: Deutscher Comedypreis für „Beste Comedy-Show“ (Hey, da macht sich jemand, aber dann?)
  • 2005: Goldener Bravo Otto in der Kategorie „Comedy“
  • 2005: Jetix Kids Award in der Kategorie „Coolster TV-Star“ (Boah ey, ist der kewl…)
  • 2006: Goldener Bravo Otto in der Kategorie „Comedy“
  • 2006: Radio Regenbogen Comedy Award (lässt irgendwie schon nach)
  • und ich 2008: Preis der beleidigten Zuschauer

In meinen Augen hätte Pocher bei Harald Schmidt die Chance gehabt sich freizuschwimmen und in den Bereich intelligenter grober Unfug vorzustossen, leider hat er es nicht geschafft, sich das Prädikat intelligent zu erarbeiten, so dass er als der Pausenclown neben Harald Schmidt stand und letztendlich nur von den Schreiberlingen des Ex-Meisters (Sorry Harald, aber auch Du hast nachgelassen) profitiert hat.

Über Pocher mögen pubertierende Schulhof-Rowdys lachen können, die mit Pispers, Krömer (und sehr-sehr viele Anderen!), noch nichts anfangen können. Auf dem Schulhof macht man sich über Schwache lustig und grenzt sie aus – genau auf dieser Linie schafft es Pocher immer wieder eine zweifelhafte Aufmerksamkeit zu erheischen. Aber ist es Comedy, Klamauk oder eher bewusst inzenierte Schadenfreude auf die Pocher (genauso wie Stafan Raab) setzt?

Für mich ist Pocher wieder da gelandet, wo er hingehört: In den Bereich Fernsehunterhaltung, der sich (über Werbung) selbst finanzieren muss, der es nicht verdient hat bildungsauftragfinanziert seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Schlussendlich ist der Gang ein Fortschritt für die GEZ-Gebührenzahler und ein Rückschlag für Pocher. Nicht mehr.

In Deutschland definiert ausschliesslich der Staat den Grad der Demütigung

Wer schon mal in der sehr-sehr ungünstigen Lage war, sein von Hartz-IV-Mitteln finanzieren zu lassen, weiss dass dieses gefühl nicht wirklich schön ist. Ich kenne dieses gefühl und weiss, wie erbärmlich erniedrigend sich der „Abgrund der Gesellschaft“ anfühlt. Denn genau das ist es, was einem immer wieder – vor allem in den Medien – indirekt vorgeworfen wird: Man sei – wie Wallraff – ganz unten.

Aber der Staat bestimmt, WIE unten der Hatz-IV Empfänger ist, denn in Göttingen wurde einem Hartz-IV-Empfänger Mittel gestrichen, weil er sein Einkommen durch …. BETTELN erweitert habe. Die TAZ schreibt:

Die Stadt Göttingen hat einem Sozialhilfeempfänger die Unterstützung gekürzt, nachdem er sich durch Betteln Geld dazuverdient hat. Die Stadt bestätigte am Freitag den Vorgang, sprach aber von einem Einzelfall. „Wenn die Verwaltung Kenntnis von zusätzlichen Einkünften von Leistungsempfängern erhält, muss dieses zusätzliche Einkommen auf die Leistungen angerechnet werden“, schreibt die Stadt in einer Stellungnahme. So schreibe es das Sozialgesetzbuch vor.

Ist erbetteltes Geld Einkommen? Oder eher als Geschenk oder Almosen zu bewerten? Almosen wird von Wikipedia wie folgt definiert:

Ein Almosen (von griech.: ἐλεημοσύνη (eleēmosýnē) „Mitleid, Mildtätigkeit“) ist eine materielle Gabe an einen bedürftigen Empfänger ohne Erwartung einer materiellen Gegenleistung dieses Empfängers.

Muss ein Hartz-IV-Empfänger auch eine Einladung zu einer warmen Mahlzeit oder eine angebotene Zigarette als „Einkommen“ angeben? Wie sieht es mit Weihnachts- oder Geburtstagsgeschenken aus? Ich stelle mir das sehr skuril vor, wenn nach Weihnachten die Ströme der Hartz-IV Empfänger zur Arge rennen um dort ihre Weihnachtsgeschenke schätzen zu lassen (schliesslich hat man ja keine Quittung!).

Aber die Stadt Göttingen sagt: Alles in Ordnung:

Die Stadt verteidigte in ihrer Stellungnahme das Vorgehen des Sozialamtes. Zwar werde nicht gezielt nach Einkünften aus Bettelei gefahndet, in dem vorliegenden Fall handle es sich allerdings um eine „Zufallsbegegnung“. Der Mitarbeiter sei dieser pflichtgemäß nachgegangen, ihm sei folglich kein Vorwurf zu machen.

Ich kann mir nicht helfen, aber ich muss an der Stelle an Begriffe wie Denunziant denken und wünsche mir einmal mehr, dass jeder Bundesbürger sich einmal im Leben – ein halbes Jahr lang, sonst bringt das nichts) vom Hartz-IV-Satz  finanzieren muss. Nur damit man weiss, wie sich das anfühlt und sein Weltbild mal ein wenig angleichen kann…

Was soll man zu SOLCH einem Papst noch sagen?

Der Spiegel berichtet über Papst Benedikt XVI aka Joseph Alois Ratzinger (es soll keine Freunde geben, die ihn „Ratze“ nennen) und seine skurilen Ansichten:

Enthaltsamkeit. Das ist die Antwort des Vatikan auf die Frage nach einem wirksamen Mittel gegen die Immunschwächekrankheit Aids. Erstmals hat sich der Papst nun im Zusammenhang mit der Krankheit ausdrücklich zum Gebrauch von Kondomen geäußert – und rät davon ab. Kondome können nach Ansicht von Benedikt XVI. das Aids-Problem nicht lösen. „Ihre Benutzung verschlimmert vielmehr das Problem“, sagte das Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche am Dienstag an Bord seines Flugzeugs auf dem Weg nach Afrika. Die Lösung liege vielmehr in einem „spirituellen und menschlichen Erwachen“ und der „Freundschaft für die Leidenden“.

Ich meine HALLO? Gehts noch? Ist dem Mann der viele Weihrauch zu Kopf gestiegen? Schliesslich weiss Wikipedia:

Incensol, ein weiterer Inhaltsstoff des Weihrauchharzes, zeigte im Tiermodell Effekte, die einer angstlösenden und antidepressiven Wirkung ähnlich waren

Aber der gleiche Papst hat ja (ob in Rücksprache mit dem Teufel, oder so als Alleingang, ist nicht übermittelt) bereits 2007 die Vorhölle abgeschafft.