Brauchen wir mehr Blockwarte?

Eigentlich gehört dieser Posting ja nach Tüdelkram, aber da der Fall – in meinen Augen – auch einen gesellschaftlich-soziologischen Apsekt hat, eben hier: Lukas Podolski, der Michael Ballack wärend eine Fussballspieles eine Ohrfeige gehauen hat(haben soll), wurde von einem Unbekannten angezeigt.

Nun ist es in Deutschland so, dass eine Körperverletzung eine Sache zwischen zwei Menschen ist: Täter und Opfer. Und nur – ich wiederhole NUR – wenn das Opfer der Körperverletzung Anzeige erstattet, wird die Staatsanwaltschaft auch aktiv.

Was erdreistet sich ein anonym bleibender Mensch also, der Podolski anzeigt? Glaubt er, dass Ballack zwar Millionen verdient, aber sich nicht selbst vertreten kann? Nee, ist ganz anders:

Die Person, die Podolski angezeigt habe, argumentiere damit, dass es ein schlechtes Vorbild sei, vor Millionen von Fernsehzuschauern bei einem Streit handgreiflich zu werden.

schreibt der Spiegel. Ob der Ersteller der Anzeige als Blockwart nun selbst ein gutes Beispiel gibt?

Tränen im Pelz und der rote Schal. Eine missverstandene, unglückliche Milliardärin

Im Spiegel ist ein wunderschönes Interview mit der Frau Maria-Elisabeth Schaeffler, ihr wisst schon, die Milliardärin, die sich mit dem Continental-Deal so verhoben hat.

Unser Unternehmen ist – wie viele andere auch – in eine Situation geraten, die wir nicht allein zu verantworten haben. Es hat eine gravierende Veränderung der Weltwirtschaft gegeben, mit der keiner rechnen konnte. Diese Veränderung ist zum Teil politisch und zum Teil durch die Banken verschuldet. Insofern steht auch der Staat in einer Verantwortung.

Genau! Der Staat hat Schuld, dass sie falsche unternehmerische Entscheidungen getroffen hat. Gibt sie die in den vergangenen Jahren erworbenen Milliarden denn auch freiwillig und rücksdtandsfrei an den Staat ab? Schliesslich wurden diese Milliardenerträge ja auch durch politische Entscheidungen positiv beeinflusst!Ich hätte mich damals – als meine Selbstständigkeit an die Wand fuhr – an ein bedeutendes deutsches Unternehmen wenden sollen, weil die mir keine Aufträge mehr gaben. DIE haben Schuld. Nicht ich. *kotz* ICH hatte den Arsch in der Hose und habe den Geruch der Arge noch in der Nase, ich war „Bittsteller“ beim Staat (hatte auch auch jahrelang eingezahlt). Warum fällt es manchen Menschen nur so unglaublich schwer sich von den Pfründen der Vergangenheit zu trennen, wenn man einen Fehler gemacht hat. Manche Fehler sind eben sehr, sehr teuer und vor allem bitter.

Das gesamte Interview ist sehr lesenswert, weil an einigen Stellen entlarvend, wie einfach diese Industriellenfamilie gestrickt ist.

Killerspiele? WAFFEN!

OK, ich gebe zu: Auch ich habe Farcry gedaddelt und habe mit Genuss die Mission zuende gespielt. Bin durchs das Unterholz gepirscht und habe – virtuell – Menschen getötet. Aber schon zu Bundeswehrzeiten wurde mir mittels „Schütze hinter Holzstoss“-Zielscheibe und scharfer Munition vermittelt, wie man virtuelle Kopfschüsse setzt.

Auch wenn die sogenannten Amokläufer unverhältnismässig oft Killerspiele gespielt haben (genau so, wie sie wahrscheinlich als Kind Milch tranken), haben sie noch ALLE etwas gemeinsam:

Sie hatten Zugang zu Schusswaffen und Munition!

Wer keinen Zugang zu Schusswaffen hat, wird sich schwer tun (so bitter es klingt) einen effektiven Amoklauf zu realisieren. Ein jugendlicher Gewalttäter könnte natürlich auch in der Schule einen Sprengsatz legen (auch solche deppen gab es ja bereits), aber die Vorbereitungen eines solchen Anschlages sind deutlich zeitaufwendiger – ergo bleibt mehr Zeit sich die ganze Sache zu überlegen und eben den ganzen Blödsinn dann doch zu vergessen. Auch ein „nicht distanzierter“ Amoklauf mittels Rasiermesser oder ähnlichem ist erstens deutlich schwieriger umzusetzen und bedeutet wesentlich grössere Überwindung.

Solange also Papas Gewehr oder Onkel Willis Revolver/Pistole sich im einfachen Zugriff befindet, werden wir auch weiterhin von durchgeknallten Teenager und Herwanwachsenden lesen müssen.

Aber es gibt Hoffnung, denn dem Spiegel entnehme ich:

Fünf Tage nach dem Amoklauf von Winnenden hat die Staatsanwaltschaft Stuttgart gegen den Vater des Amokläufers von Winnenden am Montag ein Ermittlungsverfahren wegen fahrlässiger Tötung eingeleitet. Zur Begründung hieß es, der Hobby-Schütze habe die Tatwaffe im elterlichen Schlafzimmer anstatt in einem Waffentresor aufbewahrt, obwohl er vermutlich gewusst habe, dass sein Sohn an Depressionen litt. Dem Vater von Tim Kretschmer drohen damit bis zu fünf Jahren Haft.

Sollte allerdings jemand auf die Idee kommen, dass einsatzfähige Waffen gar nichts mehr in Privathaushalten zu suchen haben, so würde ich dies sehr begrüssen. Das man bei „bedrohten Personen“ eine Ausnahme machen kann ist dabei geschenkt. Auch unsere Bundeskanzlerin scheint der Meinung zu sein, dass die Waffenkontrolle strikter gehandhabt werden könnte:

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat sich für stärkere Kontrollen von Waffenbesitzern als Konsequenz aus dem Amoklauf von Winnenden ausgesprochen. Die ordnungsgemäße Aufbewahrung von Waffen und Munition könnte durch unangemeldete Überprüfungen verbessert werden, sagte sie im Deutschlandfunk. „Wir müssen alles tun, um zu schauen, dass Kinder nicht an Waffen kommen.“ (Quelle Spiegel)

Ich persönlich glaube aber nicht, dass in Deutschland dem Geschäft mit totbringengenden Waffen eingeschränkt wird. Schliesslich verdienen deutsche Firmen mit Schusswaffen viel mehr geld, als mit Computerspielen. Also erstmal die Jugendlichen an die Kandarre nehmen und die schiesswütigen Herren lassen weiterhin ihre Revolver im Schlafzimmer liegen.