Über 100 Jahre alt, nun ist Schluss

Die aus dem Karstadt Konzern und dem Quelle-Versandhandel hervorgegangene Arcandor ist am Ende. Die Tagesschau berichtet – mit Verweis auf unterschiedliche Nachrichtenagenturen, dass Arcandor Insolvenz anmeldet.

Bei Arcandor mit seinen über 100 Warenhäusern sind insgesamt 56.000 Menschen beschäftigt, bei Karstadt allein etwa 24.000. Der Konkurrent Metro hat bereits Interesse an einer Reihe von Karstadt-Häusern angemeldet.

Das tut weh, vor allem den Mitarbeitern. Nach Wochen des Bangens nun die der Insolvenz folgende Frage: Werden wir gekauft, restruktiriert, geht es noch irgendwie weiter. Wenn ja, für wieviele von uns?

Einer vermeintlicher „Gewinner“ wird aber eventuell auch noch mit Konsequenzen zu rechnen haben: Thomas Middelhof, ehemaliger Arcandor-Cheff. Gegen ihn wird wegen Untreue ermittelt.

Auch wird gegen den derzeitige Arcandor-Chef Karl-Gerhard Eick ermittelt: Hier wegen Insolvenzverschleppung. (Quelle)

Aber all dies wird den 56.000 noch-Mitarbeitern kein Trost sein.

Die Generation C64? Oder Menschen im 21. Jahrhundert?

Als „Generation C64“ wird vom Spiegel die Generation bezeichnet, die sich derzeit kritisch mit der Medienpolitik der Bundesregierung auseinandersetzt. Aber ist es wirklich die Generation „C64“?

Ich z.B. habe nie einen C64 besessen. Zu dieser Zeit besass ich einen CPC 664 und/oder einen TI99/4A. Auch dürften viele derheutigen Internet-Nutzer zu Zeiten des C64 nichteinmal ansatzweise daran gedacht haben mit einem Computer zu arbeiten, höchstens mit einem Taschenrechner.

Was aber bewirkt, dass sich heutzutage (neuerdings) auch viele Menschen mit dem Thema Internet auseinander setzen, die eben NICHT wirklich der „Generation C64“ angehörig sind?

Ist es nicht vielmehr so, dass der Computer und vor allem das Internet – anders als die Industrialisierung – unsere Gesellschaft vor allem „von unten“ verändert? Gerade ältere Menschen, die vielleicht auch nicht mehr so mobil sind, entdecken die Möglichkeiten des Internet und nehmen aktiv am Netzleben teil.

Mein Ex-Schwiegervater, für den Computer früher „dummes Zeug“  waren, tauscht nun mit Lichtgeschwindigkeit Mails mit Verwandten und Bekannten in der ganzen Welt aus. Ein Mobiltelefon war früher Blödsinn, heute schickt er aus Australien SMS weil dies preiswerter ist als telefonieren. Die moderne Kommunikationstechnik wird von breiten Teilen der Bevölkerung akzeptiert und genutzt. Sicher ist das Wissen ob der Gefahren und der technischen Möglichkeiten ungleich verteilt, aber ein generelles Interesse mag ich selbst unseren Großeltern nicht mehr absprechen.

Es sind nicht mehr die blasssen, pickeligen Computerfrettchen, die das Internet „bewohnen“, es sind Menschen wie Du und ich. Die Computerbild hat in 01/2009 eine verkaufte Auflage von 735.717 Exemplaren (Quelle IVW). Sind das alles Freaks oder doch  Menschen die uns täglich auf der Strasse begegnen?

Aller guten Dinge sind drei

Nachdem Ursula von der Leyen (geborene Albrecht – von manchen auch Zensurulla genannt) nun schon (Quelle Spiegel) bei den Themen Kinderschutzgesetz und beim Elterngeld für Teilzeitarbeiter von der SPD Gegenwind bekommt, hoffe ich dass auch diese unsägliche Anscheinspolitik in Sachen Internetsperren ad acta gelegt wird.

Bemerkenswert finde ich, gewisse Details die zum Thema Kinderschutzgesetz genannt werden:

„Kinderschutz steht drauf, aber Kinderschutz ist nicht drin“, sagte SPD-Vizefraktionsvorsitzende Christel Humme

Experten hatten ihre Bedenken schon bald nach dem Bekanntwerden des Entwurfes geäußert.

Auf die Frage, warum die Ministerin trotz der Kritik so lange an dem Gesetz festgehalten habe, sagte die familienpolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion, Caren Marks, SPIEGEL ONLINE: „Ich vermute, dass liegt an einer gewissen Ignoranz.“

Fachleute hätten den Eindruck, dass sich das Ministerium nicht für ihre Vorschläge interessiert.

Wer hier Parallelen zum Thema Internetsperren sieht, dem stehe ich bei. Ignoranz, Beratungsresistenz, Etikettenschwindel und letztendlich umstriebiges Profilierungsbedürfnis scheinen die Triebfeder der Familienministerin zu sein. Hauptsache es geht voran, die Richtung ist egal.