Das ist doch mal Größe

Wenn ich mir Wahlberichterstattung in Deutschland anschaue und den Reden und Aussagen der Wahlverlierer lausche, höre ich immer wieder getroffene Hunde bellen. Es werden die eigenen Fehler analysiert und es wird versucht – auch wenn schon alles entschieden ist – dem Widersacher noch eins auszuwischen.

Amerika ist da irgendwie anders – „höflicher“? Die Rede von Mccain, die im Spiegel zu finden ist, beeinhaltet andere Aussagen. Dieser Rede kann man Respekt und auch eine gewisse Ehrerbietung entnehmen. Ein sportliches Verhalten, dass im heutigen Sport nicht mehr zu finden ist.

Nach dieser langen und schwierigen Kampagne verdient allein schon sein Erfolg, sein Können und seine Ausdauer meinen Respekt. Dass er es aber darüber hinaus geschafft hat, die Hoffnungen so vieler Menschen zu inspirieren, die zuvor gedacht hatten, dass ihr Leben nicht durch eine Wahl beeinflusst würde und auch nicht dachten, dass sie selbst Einfluss auf den Ausgang einer Präsidentschaftswahl nehmen könnten, bewundere ich sehr.

und

Senator Obama hat etwas Großartiges erreicht – für sich persönlich und für dieses Land. Ich spende ihm meinen Beifall ………….

sind dort grosse Worte eines Mannes, der als Verlierer – in meinen Augen – mehr Stil beweist, als er im Wahlkampf wahrzunehmen war. Das einer der letzten Sätze der Mccain-Rede

Ich wünsche dem Mann, der einst mein Gegner war und bald mein Präsident sein wird, viel Glück auf seinem Weg.

ist, birgt eine besondere Aussage. Denn die letzten Sätze sind in jeder Rede diejenigen, die im Gedächnis bleiben. Dies weiss Mccain (resp. dessen Redenschreiber) auch. Insofern ist es bemerkenswert, dass auch hier nochmals Obama als „ehemaliger Gegner“ bezeichnet wird, was auch darauf hindeutet dass eine Zusammenarbeit möglich scheint. Welchem deutsche Wahlverlierer traut man Aussagen wie:

Ich rufe alle Amerikaner, die mich unterstützt haben, dazu auf, sich mir anzuschließen: nicht nur indem sie Obama gratulieren, sondern indem wir alle unserem neuen Präsidenten mit Wohlwollen entgegentreten und uns aufrichtig bemühen, Wege zu finden, um zusammenzukommen und die nötigen Kompromisse zu finden, um unsere Differenzen zu überbrücken,

zu? In Deutschland würde ein Politiker verhaftet werden, wenn er soetwas äussert.

Aber auch Obama sonnt sich nicht im (Wahl)Sieg gegen Mccain, sondern erklärt (Quelle Spiegel):

Heute am frühen Abend habe ich einen außergewöhnlich gütigen Anruf von Senator McCain erhalten. Er hat in diesem Wahlkampf lange und hart gekämpft. Und er hat noch viel länger und härter für dieses Land gekämpft. Er hat Qualen für Amerika ausgehalten, die sich die meisten von uns nicht vorstellen können. Wir sollten die Dienste würdigen, die dieser mutige und selbstlose Mann für uns geleistet hat.

Ich gratuliere ihm und ich gratuliere Governeurin Sarah Palin zu allem, was sie erreicht haben. Und ich freue mich darauf, mit den beiden in den nächsten Monaten daran zu arbeiten, das Versprechen dieser Nation zu erneuern.

Naja, ob man mit „Frau“ Palin wirklich zusammenarbeiten will, lassen wir mal einfach so im Raum stehen. Aber die Geste des sich gegenseitig – nach dem grossen Kampf – die Hand zu reichen ist wahrlich bemerkenswert.

Anmerkung: In den verlinkten Spiegelartikeln findet man auch die Reden im Original

Obamania – nun gebe ich auch mal meinen Senf dazu

OK, Barak hat wohl die Wahl gewonnen. Aber was heisst dies?

  1. Für uns Deutsche erstmal GARNIX, egal was für eine Welle hier jetzt auch gemacht wird
  2. Für die Amerikaner wird es eine herbe Enttäuschung geben, weil Wahlversprechen und Tagespolitik IMMER zwei paar Schuhe sind
  3. Alles ist besser als Bush? Der Tag soll erst nach dem Abend gelobt werden!

So, das vorab in aller Kürze.

Der zukünftige Präsident der Vereinigten Staaten von Nordamerika wird NICHT die Sozialpolitik zu 100% umwürfeln können, da ihm dafür das Geld fehlt. Die USA haben heute doppelt soviel Schulden wie bei Amtsantritt von Bush. Obama wäre ein grösserer Dummkopf als Bush, würde er die Verschuldung weiter vorantreiben.

Obama wird die US-Truppen nicht von allen Krisenherden ad-hoc abziehen können, da dies ein heilloses Chaos hinterlassen würde. Das heisst, dass erstens weiterhin amerikanische Staatsbürger fern der Heimat ihr Leben lassen werden und zweitens, dass umsetzbare Pläne für den Abzug erstmal erstellt werden müssen.

Obama wird NICHT der Klimaschützer Nr.1 dieses Planeten werden können, da er auch die amerikanischen Interessen (ja, er ist zum amerikanischen Präsidenten, nicht zum „Herrn der Welt“ gewählt worden) nicht aus den Augen verlieren darf. Die amerikanische Wirtschaft ist auf billiges Öl und „freie Verwüstung“ des Planeten angewiesen, gerade jetzt, wo es ihr so schlecht geht.

Was Obama aber – mit seinem Charisma – tun könnte, ist einen neuen Weg der internationalen Zusammenarbeit begründen, denn die USA stehen weit im internationalen Abseits. Wenn man seine Wahlaussagen verfolgt hat, scheint er daran interessiert zu sein. Aber glauben wir den Politikern denn heute noch irgendwelche Gewäsch aus Wahlveranstaltungen?

Wie heisst es nochmal so schön: Nichts wird so heiss gegessen, wie es gekocht wird. Oder um es mit dem letzten deutschen Kaiser (Beckenbauer)zu sagen: Schaun mer mal.

Wahlcomputerprobleme nun auch WIEDER in den USA

Man kennt es ja, die Wahlcomputer haben damals für Gearge-Double-U gestimmt und nicht die Bürger. Aber auch bei der jetzt anstehenden Wahl scheint die Technik gewissen Politiker zu bevorzugen:

„Als ich den Bildschirm bei Barack Obama berührt habe, wechselte das Häkchen plötzlich zu John McCain“, berichtete die Wählerin Virginia Matheney der Lokalzeitung „Charleston Gazette“. Wahlhelfer sagten ihr daraufhin, sie habe den Bildschirm zu stark gedrückt und solle deshalb „nur ihren Fingernagel“ benutzen. Doch das Problem blieb bestehen. Dem Rentner Calvin Thomas erging es ähnlich: Jedes Mal, wenn er einen demokratischen Kandidaten für den Job des Gouverneurs anwählen wollte, sprang die Maschinen „direkt zu dem anderen Typen“.

schreibt die TAZ.

Ob da ein bisschen Geld für den Wahlkampf auch in Richtung der Wahlcomputer-Hersteller geflossen ist? Wäre doch auch viel effektiver, als tausende von Kilometern zu reisen und sich in teure Kleider zu schmeissen. Auch kann man sich bei dieser Art „Wahlkampf“ auch nicht so peinlich blamieren.