Doppelmoral

Ich finde die Kommentare in diversen Onlinemedien zu dem Thema rottenneighbor.com doch sehr interessant/bemerkenswert: Ein hoher Prozentsatz der Kommentatoren – gerade in den Medien mit einer „politisch ausgewogenen“ Leserschaft – erklärt (sinngemäss):“Gut, dass endlich etwas gegen die Denunzianten getan wird“

Dieser Personenkreis vernachlässigt anscheinend total, dass in diesem Themenkomplex zwei Themen kollidieren: Zensur/Meinungsfreiheit und Denunziantentum/Ehre des Einzelnen.  Das heisst wir werten ein Grundrecht gegen ein anderes auf. Darf man dies eigentlich, oder sollte man – mit rechtsstaatlichen Mitteln – einen Weg finden beide Rechte zu erhalten. 

Würden die „Abschaltungsbefürworter“ auch so energisch die Abschaltung einer Webseite einfordern, auf der rechts/links-politische Bewohner, Angehörige einer Konfession oder gar Gewalttäter oder Vorbestrafte veröffentlicht werden? Es gibt in den USA sogar Staaten, die Onlinedatenbanken bereitstellen, in denen ALLE Straftäter namentlich veröffentlicht werden.

Der geneigte Leser merkt, dass die Grenzen zwischen „gut“ und „böse“ verschwimmen. DAS sollte man nie vergessen und sehr sensibel die beiden Themenkreise „Abschaltung“ und „Denunzieren“   voneinander trennen, sonst ufert die Diskussion gnadenlos aus und man kommt keinen Schritt voran.

Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen (mit Informationen)

rottenneigbor.com ist weiterhin unerreichbar – zumindest für die Masse der deutschen Internetnutzer, die von nicht-statischen IP-Adressen versuchen auf die betreffende Webseite zuzugreifen.. 

Dank Gulli wurde ich auf einen Focusartikel aufmerksam, der ein Anzeichen ist, dass sich nun auch die „grösseren“ Medien der Sache annehmen. Focus hat Kontakt zu Google gehabt:

Google kündigte allerdings an, Rotten Neighbor „darum zu bitten, Beschwerden aus Deutschland ernst zu nehmen und geeignete Maßnahmen zu ergreifen, um rechtswidrige Einträge zu verhindern oder zu entfernen“. Google-Sprecher Stefan Keuchel bestätigte gegenüber FOCUS, dass sein Unternehmen inzwischen mit Rotten Neighbor gesprochen habe.

Das könnte heissen, dass der User Malk – der hier diesen Verdacht schon „laut“ äusserte – recht haben könnte, dass Tatsache Google an der Stelle Druck gemacht haben könnte und nach dem Sankt-Florian-Prinzip vorgegangen ist: „Heiliger Sankt Florian, verschon mein Haus,  zünd andre an!“. Google steckt nämlich in der Klemme, dass rottenneighbor.com die Google-Maps als Grundlage für den „Dienst“ nutzt und so auch in die Kritiklinie der deutschen Medienwächter geriet.

Es bleibt spannend und wir bleiben am Ball.

Siehe auch hier und hier und hier

Schlussfolgerungen findet man hier