Nachruf auf G.F.v.G

der „Freiherr“ Günter v. Gravenreuth ist nun wohl endgültig am Ende. Ich kenne den Günter seid vielen Jahren – traf ihn mehrfach auf dem CCC-Congress und hatte mit ihm tatsächlich auch sehr interessante und informative Gespräche. OK, er ist Anwalt und muss sein Geld mit den Klienten verdienen, die einen Anwalt seines Fachgebietes bezahlen – man will ja leben. Aber er war immer bereit – im kleinen Kreis – auch die „andere Seite“, die Freaks des CCC zu beraten, sogar ohne Kostennote. Auch versuchte er in der Zeit der Mailboxabmahnungen ansatzweise fair mit den gegnern seiner Opfer umzugehen, dass Jugendliche störrisch reagieren und er dann (im Interesse seines Klienten) gegenhalten muss liegt in der Natur der Sache.

Diese – historische – Erfahrung liess mich all die Jahre, in denen im Netz – teilweise sehr massiv – gegen Günter gepoltert wurde (teilweise sehr deftig und unschön) den Mund halten und mir einfach meine eigenen Gedanken machen.

Und dann kam der zeitpunkt, als Günter mit einer Abmahnung wegen einer Opt-In-Mail der TAZ von sich reden machte. Ein Fall, den er so weit hoch eskalierte, dass eine – ordnungsgemäss von der Staatsanwaltschaft angeordnete –  Hausdurchsuchung Beweise brachte, aufgrund derer Günter zu 6 Monaten Freiheitsstrafe ohne Bewährung verurteilt wurde.

Irgendwie tut er mir leid. Das hätte mit ihm nicht soweit kommen müssen. Er hat(te) das Potential ein wirklich Guter[TM] zu sein.

Quelle: TAZ

Der Bildungsast

Heute war/bin ich mal gierig und greife mir ein Stöckchen ab, dass der Robert zur Mitnahme ausgeschrieben hat.

1. Was war deine schlechteste Zeugnisnote?

GANZ klar: Meine stets wiederholte FÜNF in Bio. (Welche aber aufgrund der – von der Klassengemeinschaft attestierten guten mündlichen Teilnahme immer zu einer „Zeugnis-4“ gewandelt wurde). Es gab nur eine Phase, in der mir Bio Spass brachte: DNS/RNS und Gene. Die Basen kann ich heute noch benennen.

2. Welche Kompetenzen sollte Schule unbedingt vermitteln?

Zu allererst sollte (auch) die Schule vermitteln können, warum Wissen wichtig ist und die Kinder/Heranwachsenden motivieren können. Auch das „lernen lernen“ sollte besser vermittelt werden, sowie ein Verständnis, dass lernen niemals endet.

3. Welche Diskussion rund um das Thema Bildung fandest du in letzter Zeit spannend?

Die Verkürzung der Gymnasialzeit um ein Jahr. Da ich zwei Töchter habe (eine gerade mit Abi fertig, die andere um ein Jahr verkürzte Abi-Zeit), bekomme ich hautnah mit, was dies für die Kinder heisst und wie sie das aufnehmen/damit umgehen: KATASTROPHAL! 12jährige stehen unter einem emotionalen und (gefühltem?)Leistungs-Druck, der so manchem Manager die Tränen in die Augen treiben würde.

4. Was hat dich früher motiviert, jeden Tag in die Schule zu gehen?

Meine Mutter, mit einer Keule 🙂 Ausserdem hatte ich das Glück EINEN Lehrer zu haben, der uns sehr gut zum lernen motivierte.
5. Wissen bedeutet

Wissen ist Macht – zuallererst die Macht beurteilen zu können und die Macht die Welt verstehen zu können.

6. Was macht für dich einen guten Lehrer aus?

Ein guter Lehrer hält den Lehrstoff aktuell und ist in der Lage Wissen interessant verpackt zu vermitteln. Ausserdem nimmt ein guter Lehrer den pädagogischen Aspekt seines Auftrages(!) ernst.

7. Was macht für dich einen schlechten Lehrer aus?

Vor allem sehe ich zu viele Lehrer, die als schlechte Pädagogen ihre Zeit eher die Zeit rumbringen und stumpf den Lehrstoff durchpauken.

8. Was ist deine liebste Figur aus Comic-, Trick-, Serien-, Literatur- oder Märchenwelt und warum?

Goofy, der mit seiner Bauernschläue ALLES erreicht – und zur Not zu Suppergoof wird 🙂

9. Wenn du Kultusminister wärst – was würdest du sofort ändern?

Mehr Geld für den Bildungshaushalt einfordern und für Verständnis für diese Massnahme werben.

10. Was ist dein Schlusswort zu diesem Bildungsstöckchen?

Auch eine „niederrangige“ Schul- und Berufsausbildung macht es nicht unmöglich später einen anderen, interessanteren Weg einzuschlagen. Aber ein gutes Bildungsfundament erleichtert dieses doch deutlich

Ich werfe den Stock nur an Konna und meine Prinzessin weiter. (Sollen ja noch noch Möglichkeiten des Stöckchenwurfs überbleiben 🙂

George Double-U mal wieder in Hochform

SPON berichtet über die weitergehende Realitätsferne des amerikanischen Präsidenten,der sich bei einer Pressekonferenz argumentativ so weit aus dem Fenster lehnt, dass er – würde die Schwerkraft für ihn gelten – er eine Beschleunigung von 9,81m/s² erfahren hätte:

Bush verurteilte das Vorgehen der russischen Streitkräfte in der Fernsehübertragung aufs Schärfste. „Eine solche Militäroffensive im 21. Jahrhundert ist nicht hinnehmbar“, sagte er.

Tja Herr Bush. Und was ist mit dem Iraq? War das nicht auch eine – NICHT von der UN autorisierte – Invasion? Naja, ich halte ihnen zugute, dass es dort schliesslich um ihr Öl ging und geht.

Zum Thema Georgien gibt es bei SPON einen weiteren Artikel, ein sehr interessantes Interview mit dem Politikwissenschaftler Klaus Segbers. Ein Auszug:

SPIEGEL ONLINE: Hat sich Saakaschwili schlicht verkalkuliert?

Segbers: Es scheint so. Offensichtlich war er davon ausgegangen, den Tunnel zwischen Nord- und Südossetien blockieren zu können. In Friedenszeiten wird der auch für den Schmuggel genutzt – nun von den Russen für ihren Truppennachschub. Mit der Blockade des Tunnels hätte Georgien tatsächlich, wenigstens für ein paar Tage, den russischen Boden-Nachschub aufhalten können, und der ist im Moment entscheidend. Und dann wäre vielleicht eine ganz andere Großwetterlage eingetreten, die Moskau dann hätte viel vorsichtiger agieren lassen. Das ist alles danebengegangen.

Es scheint tatsächlich so zu sein, dass der georgische Präsident Saakaschwil – so wie George Double-U es immer wieder zelebriert – sich sehr weit aus dem Fenster lehnte und hoffte, dass sein kleiner, allein undurchführbarer Kleinkrieg gegen Mütterchen Russlandvom Westen unterstützt wird. Dankenswerter Weise (für den Weltfrieden!) passierte dies aber nicht.

Nachtrag: Eben finde ich in der TAZ einen Kommentar des Friedensnobelpreisträgers Gorbatschow, der die Begleitumstände wahrscheinlich sehr schön auf den Punkt bringt:

Gorbatschow warf Georgiens Präsident Michail Saakaschwili vor, „unklug“ gehandelt zu haben, als dieser am vergangenen Donnerstag seine Truppen mit einer Militäroffensive in der abtrünnigen Provinz Südossetien beauftragt habe. „Die georgischen Führer konnten dies nur mit dem Gefühl machen, von einer viel größeren Macht unterstützt und ermutigt zu werden“, schrieb der Friedensnobelpreisträger mit Blick auf die USA. Er erinnerte daran, dass die georgischen Streitkräfte „von hunderten amerikanischen Ausbildern“ trainiert worden seien. „Gepaart mit dem Versprechen eines NATO-Beitritts hat dies die georgischen Führer glauben lassen, dass sie einen schnellen Krieg in Südossetien führen könnten.“