Quo vadis Spiegel Online?

Der Spiegel setzt sich mit dem Auftreten der öffentlich-rechtlichen Fernsehsender auseinander. Generell absolut legitim und gewiss auch sinnvoll. Aber ist dieser Artikel eine Publikation des Spiegel wie wir ihn kennen und auch mal so sehr achteten, oder bewegt sich der Spiegel eher in Richtung Titten-RTL und Hasstiraden-Bild?

Wenn Christian Stöcker in dem Artikel schreibt

„Öffentlich-rechtliche Zeitungen hat es in Deutschland nie gegeben. Die Demokratie hat das ganz gut überstanden.“

dann schaue ich mir den Spiegel von vor 20 Jahren an und vergleiche ihn mit einer heutigen Ausgabe. Damals das Pflichtprogramm der Intellektuellen, heute ein Massenmedium das sich – sein wir doch mal ehrlich – eher im Glanz vergangener Tage sonnt, als dass er noch das Potential einer Zeitschrift hat, die sich mit Franz-Josef Strauß anlegte. Wer sich dann den Spiegel in der Onlineversion anschaut, der findet Enthüllungsjournalismus aus Norweger „Abgeordnete telefonierte auf Staatskosten mit Wahrsagerinnen“ oder Warum wir reisen: Kuh ahoi!.

Insgesamt kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren (ich frage immer noch der Motivation des Handelns), dass dieser artikel seine einzige (Spiegel-interne) Daseinsberechtigung der Tatsache entnimmt, dass auch der Spiegel (ZU RECHT!) die Online-Konkurenz der Fernsehsender fürchtet.

Wird die Nato noch benötigt – oder: Ami go home

Der russische Präsident Dmitrij Medwedew hat auf der Word Policy Conference für einen neuen europäischen Sicherheitspakt ausgesprochen, berichtet u.a. der Spiegel:

Medwedew umriss auf der internationalen Konferenz die grundlegenden Prinzipien des Sicherheitsvertrages. Dazu gehörten alle Prinzipien der Uno-Charta sowie die „Achtung der Souveränität der Staaten und ihrer territorialen und politischen Integrität“. Keine Organisation und kein Staat, auch nicht Russland, dürften exklusive Rechte für die Aufrechterhaltung der Stabilität in Europa haben.

Dass Medwedew die Nato-Osterweiterung kritisierte, ist nachvollziehbar, denn die USA würden garantiert einen Affentanz machen und einen dritten Weltkrieg anvisieren, wenn Kuba sich von Russland ausstatten lassen würde.

Ich werte diese Aktion als absolut logischen Schritt, schliesslich leben wir alle auf einem Kontinent und wissen, was es bedeutet kriegerische Auseinandersetzungen im eigenen Land ertragen zu müssen. Eine Erfahrung, die den USA z.B. eher gänzlich fehlt, die schicken ihre Soldaten (welche sich typischerweise aus „Minderverdienern“ und Randgruppen zusammensetzen) lieber ins Ausland und spielen so den grossen Mann. Gerade die Feststellung, dass „kein Staat – auch nicht Russland“ exklusive Rechte besitzt, scheint ein deutlicher Schlag ins Gesicht des amerikanischen Präsidenten George Double-U Bush zu sein, der sich ja gern als der Herrscher der Welt darstellt.

Gestern belacht – heute nachgemacht

Was bekamen die Isländer noch gestern für Häme dafür, dass sie ihre Banken (teil)verstaatlichen. Heute nun, ziehen die Engländer nach und wollen – laut SPON – acht Großbanken teilverstaatlichen. Schon den Schritt der Isländer sah ich als vernünftig an, denn nur so stellt man (ansatzweise!) sicher, keine Steuergelder zu verschenken. Vielleicht frühstückt Frau Merkel ja morgen mal einen Müsli aus „Unabhängigkeit von Beratern die aus Bankenkreisen bezahlt werden“ und ein wenig Intelligenz. DANN werden auch die deutschen Banken, die nach Geld lechzen und sich das in die Hypo Real Estate fliessende Kapital ganz sicher schon untereinander aufteilen. Schliesslich haben die alle dort auch Geld liegen, was sie sonst hätten als eigenes Risioko abschreiben müssen.

Aus den Niederlanden kann man berichtet der Spiegel in einem anderen Artikel, dass die Niederländer das Geld einer (kleinen) isländischen Onlinebank eingefroren haben. Zu solchen Maßnahmen greift man sonst eigentlich nur bei internationalen Konflikten um den Gegner zu schwächen. Sind wir schon soweit, dass bald Panzer rollen, weil die Banker einfach nur durchgeknallt sind? Was sagt Generalmajor Ackermann dazu?