Rottenneighbor wieder erreichbar!

Gerade fangen meine Augen an zu rollen: Seit mehreren Tagen habe ich ein Browserfenster offen, in welchem in – stets auf Reload klickend – den Status der Nichterreichbarkait von Rottenneighbor.com verifizierte.

Den Morgenkaffee in mich hineinschlürfend, fiel mir eben fast der Kaffeebecher aus der Hand, denn es werden Inhalte angezeigt. 

Ob die Blockade nun beendet, oder dies nur ein technischer Unfall ist, vermag ich nicht zu beurteilen. Auf alle Fälle scheinen nun auch alle Denunzianten aus Deutschland wieder auf Rottenneighbor.com zugreifen können.

WARUM die Seite von dynamischen IP-Adressen aus Deutschland unerreichbar war ist (und bleibt?) das grosse Geheimnis. Alle Beteiligten hatten eine gewollte Sperre stets verleugnet, sondern von „Überlastung“ gesprochen, was aber – aufgrund der Umstände – eine Ausrede zu sein scheint.  

Und ich hatte mich gerade damit abgefunden, dass man anscheinend nur lange genug leugnen muss, bis das öffentliche Interesse einschläft. Die „Leitmedien“ hatten die Speree weitgehend ignoriert.

Neues bezügl. Rottenneighbor – Rackspace.com hat sich geäussert

netzwertig.com hat anscheinend ein weiteres Puzzleteil an Informationen bezüglich der Filterung des „Denunzianten-Dienstes“ rottenneighbor.com erhalten. 

Jeff Reich, Chief Security Officer bei dem US-amerikanischen Webhoster(Anm.: gemeint ist Rackspace.com), teilte uns auf Anfrage mit, dass Rackspace nicht für die Erreichbarkeitsprobleme von RottenNeighbor verantwortlich sei. Gleichzeitig merkte er an, dass er nicht beurteilen kann, inwieweit eine Blockierung der Site außerhalb der Infrastruktur von Rackspace stattfände.

Dies deckt sich mit den bisherigen Vermutungen, dass Rottenneighbor selbst – aufgrund von Interventionen von Google – den Zugriff auf die betreffenden Webseiten gesperrt hat. Siehe auch hier

Doppelmoral

Ich finde die Kommentare in diversen Onlinemedien zu dem Thema rottenneighbor.com doch sehr interessant/bemerkenswert: Ein hoher Prozentsatz der Kommentatoren – gerade in den Medien mit einer „politisch ausgewogenen“ Leserschaft – erklärt (sinngemäss):“Gut, dass endlich etwas gegen die Denunzianten getan wird“

Dieser Personenkreis vernachlässigt anscheinend total, dass in diesem Themenkomplex zwei Themen kollidieren: Zensur/Meinungsfreiheit und Denunziantentum/Ehre des Einzelnen.  Das heisst wir werten ein Grundrecht gegen ein anderes auf. Darf man dies eigentlich, oder sollte man – mit rechtsstaatlichen Mitteln – einen Weg finden beide Rechte zu erhalten. 

Würden die „Abschaltungsbefürworter“ auch so energisch die Abschaltung einer Webseite einfordern, auf der rechts/links-politische Bewohner, Angehörige einer Konfession oder gar Gewalttäter oder Vorbestrafte veröffentlicht werden? Es gibt in den USA sogar Staaten, die Onlinedatenbanken bereitstellen, in denen ALLE Straftäter namentlich veröffentlicht werden.

Der geneigte Leser merkt, dass die Grenzen zwischen „gut“ und „böse“ verschwimmen. DAS sollte man nie vergessen und sehr sensibel die beiden Themenkreise „Abschaltung“ und „Denunzieren“   voneinander trennen, sonst ufert die Diskussion gnadenlos aus und man kommt keinen Schritt voran.