Entzug des Sorgerechts: Armutsbeweis der Gesellschaft

Per Spiegel-Online stolpere ich gerade über folgende Sätze:

2007 wurden nach Angaben des Statistischen Bundesamtes in Deutschland 28.200 Kinder und Jugendliche von Jugendämtern in Obhut genommen, 8,4 Prozent mehr als im Vorjahr. Der häufigste Anlass war in fast der Hälfte der Fälle die Überforderung der Eltern. Die Gerichte ordneten in rund 10.800 Fällen den vollständigen oder teilweisen Entzug der elterlichen Sorge an – das war ein Anstieg von 12,5 Prozent im Vergleich zu 2006.

Auch Frau von der Leyen will ja mehr Einfluss für die Jugendämter um etwaigen überforderten Eltern die Kindesaufsicht zu entziehen. Aber ist dies der richtige weg? Ist es nicht vielmehr ein Armutszeugnis für uns alle, wenn einzelne nicht in der Lage sind sich um ihre Kinder zu kümmern?

Woran liegt es, dass Eltern nicht imstande sind sich um ihre Kinder in der Art zu kümmern, wie es allen Kindern zustehen sollte?

Ein paar Ansätze hätte ich:

  • Selbstbewusste Eltern, die aufgrund von Schulbildung und Arbeitsplatzsituation gelernt haben für sich selbst zu sorgen. DANN können diese auch für Andere die Verantwortung übernehmen
  • Eine Perspektive! Nur wer selbst Perspektiven hat, kann diese vermitteln.

Solange diese, unsere Gesellschaft aber Arbeitslosigkeit und damit verbundene Perspektivlosigkeit für unsere Jugend als unveränderbar hinnimmt, wird sich diesbezüglich nichts ändern. Solange werden weiterhin junge Menschen zu Eltern werden und leider mit der Fürsorge für ihre Kinder überfordert sein.

Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen will den Jugendschutz verbessern und Jugendämter zu Hausbesuchen beim Verdacht von Kindesmisshandlungen verpflichten

Frau von der Leyen bekämpft die Wirkung, aber nicht die Ursache! Diese Frau ist – in meinen Augen – so blind und unfähig, dass es eine Schande für ihr Amt ist. Sie sollte die schulische Situation verbessern und mit ihren Ministerkollegen dafür Sorge tragen, dass alle Jugendlichen einen Beruf ausüben können, von dem sie ihren Lebenunterhalt bestreiten können.

Halbe und ganze Wahrheiten am Beispiel Opel

Schon eine geraume Weile überlege auch ich, was besser ist: Der Adam Opel AG ein paar Milliarden in den Shareholderpopo zu pumpen, oder zukünftige Arbeitslose zu finanzieren?

Zu diesem Thema lese ich gerade in der Welt:

25.000 Mitarbeiter der Marke mit dem Blitz seien im schlimmsten Fall von Arbeitslosigkeit betroffen, dazu kämen etwa noch einmal so viele Arbeitnehmer in Zulieferbetrieben.

Allerdings wage ich den Teil „dazu kämen etwa noch einmal so viele“ bezweifeln. Denn ich setze mal als gegen voraus, dass die Menge an abzusetzenden Fahrzeugen durch einen Opel-Konkurs nicht abnimmt. Also werden durch eine Nichtinvestition in Opel Arbeitsplätze  – durch Mehraufträge – bei anderen Fahrzeugherstellern gesichert. Diese Mehraufträge der anderen Fahrzeughersteller würden wiederum den Umsatz der Zulieferer nicht zu einem Komplettausfall werden lassen, sondern für Mehrabsatz bei anderen Herstellern sorgen. Insofern würde der ausfall der Opel AG ein kleines Konjunkturprogramm für alle anderen Hersteller sein.

Sollte aber Opel gefördert werden, werden auch andere Hersteller weiterhin über Absatznot klagen und wären die nächsten, die – gleiches Recht für alle – bei Steinbrück nach Unterstützung buhlen.

Die Imperialisten kommen in Bedraengnis

Auch wenn die UDSSR den Nordamerikanern immer Imperialismus vorwarfen, so waren die ersten Imperialisten in der alten Welt Zuhause.

Unter dem Begriff Imperialismus (von lat. imperare „herrschen“; imperium „Weltreich“; z. B. Imperium Romanum) versteht man die Bestrebungen eines Staates, seinen Einfluss auf andere Länder oder Völker auszudehnen. Diese Machterweiterungspolitik kann sich unter anderem in bevölkerungspolitischer, nationalistischer und wirtschaftlicher Weise ausdrücken.

beschreibt Wikipedia den Begriff Imperialismus. Da die Zeit des Kanonenbootes vorbei ist, betreiben die Industriestaaten seit einigen Jahrzehnten einen Wirtschaftsimperalismus und bezeichnen diesen als verhätschelnd Globalisierung. Aber die Ausrichtung auf ausländische Märkte wirft auch ein Problem auf: Wenn der Inlandsmarkt keinen ausreichenden Kapitalumlauf (Cashflow) mehr besitzt, verhungern die Bürger oder einzelne müssen für viele bezahlen.

Dieser Gesetzmässigkeit will Barack Obama nun entgegen steuern:

Das US-Konjunkturpaket soll eine sogenannte „Buy American“-Klausel („Kauf amerikanisch“) enthalten, die die Verwendung von US-Produkten bei allen Vorhaben vorschreibt.

schreibt die Welt.Und es wird (wieder Welt) scharf kritisiert:

Die Europäische Union hat die Pläne der neuen US-Regierung verurteilt, im Rahmen ihre Milliarden-Konjunkturpakets Unternehmen aus den USA zu bevorzugen. Der Vertreter der EU-Kommission in Washington, John Bruton, schickte am Montag Protestbriefe an die US-Regierung und den Kongress. Die geplante Regelung sei „ein gefährlicher Präzedenzfall“ in einer Zeit einer weltweiten Wirtschaftskrise.

Diese Protestnote zeigt, wie armseelig die Vertreter der europäischen Unternehmen (und nur um diese geht es) agieren. Sie sind allesamt auf den US-Markt (jnd alle anderen ausländischen Märkte) angewiesen. Kein Wunder, ist der Inlandsmarkt doch seit Jahrzehnten vernachlässigt worden. Wenn potentielle Käuferschichten durch Arbeitslosigkeit in den Kapitalentzug gedrängt werden, weil es billiger (nicht zwingend preiswerter) ist im entfernten Ausland zu produzieren, wird es schwer seine Produkte im Inland zu verkaufen. In Zeiten der – von der Wirtschaft selbst herbeigeführten! – Globalisierung, darf der Auslandmarkt nicht vermindert werden. Denn ansonsten können teure Kredite – um Produktionsstätten im Ausland aufzubauen – nicht zurück gezahlt werden. Die Rendite sinkt dann in allen Grosskonzernen noch weiter.

Nur muss man bedenken, dass auch die USA ihr Geld selbst brauchen. Obama muss dafür sorgen, dass etwaige Subventionen (nur ein Schelm denkt dabei an die steuerfinanzierte Abwrackprämie, mit der auch der Absatz aussereuropäischer Fahrzeuge finanziert wird) auch wieder in die Steuerkasse zurück fliessen müssen. Obama versucht nur dass, was z.B. deutsche Politiker und Wirtschaftsunternehmer (ich sprach es diverse Male an) die Inlandsnachfrage sträflich vernachlässigten.

Das System Kapitalismus und stetes massives Wachstum frisst sich so langsam selbst – mit Haut und Haaren.