Guttenberg war anscheinend schon als Abiturient ein Schwindler

Schon zur Schulzeit zeichnete sich ab, welche Stellenwert Wahrheit und Aufrichtigkeit im Leben des ehemaligen Verteidigungsministers haben:

Die Süddeutsche berichtet, welch hohe Meinung die Mitschüler in der Abi-Zeitung des Freiherrn zu Guttenberg über ihren Mitschüler kund taten.

„Karl hätte neben seiner echten freiherrlichen Würde ohne weiteres zum Ausredenbaron gekürt werden können. Dem aufmerksamen Leser seiner jeweiligen Entschuldigungsgründe müßte daher aufgefallen sein, daß zum Beispiel seine Mutter innerhalb von zwei Monaten etwa fünf Kinder bekam.“

„Seinen Reden nach zu schließen, war er mit keiner noch so abwegigen Situation unvertraut und setzte überall Superlative.“

Der Text endet mit einem Ausspruch, offenbar dem eines Lehrers: „Zitat Hamberger: Sie arroganter Schnösel.“

Es macht mich sehr-sehr traurig, dass die Mitschüler und Lehrer Guttenbergs offensichtlich deutlich mehr Menschenkenntnis besitzen als unsere Kanzlerin, die diesem „arroganter Schnösel“ und „Ausredenbaron“ bis zuletzt den Rücken stärkte.

Ganz zum Schluss habe ich mittlerweile ein wenig Mitleid mit der Stefanie, Freifrau zu Guttenberg. Ich kann mir das Zusammenleben mit einem Partner(Partnerin) nicht vorstellen, zu dem es ratsam erscheint selbst beim Nennen der Uhrzeit misstrauisch zu sein.

Die Wirtschaftskriminalitätsgesetze haben auch Vorteile

Wenn ich im Stern lese wie sich die Guttenberg-Fans aufführen

Um ihrer Wut und auch ihrer Forderung nach einer Rückkehr des gerade erst zurückgetretenen Politikers Nachdruck zu verleihen, lassen sich die Gruppenmitglieder allerhand einfallen: Immer wieder werden die Mailadressen von Oppositionspolitikern wie Sigmar Gabriel, Gregor Gysi oder Jürgen Trittin gepostet, mit der klaren Aufforderung, deren Mailfach zu fluten.

Und auch die Medien sind ins Visier dieser Gruppe geraten. Die Mailadressen ausgewählter Zeitungs- und Fernsehredaktionen kursieren. Die ARD-Sendung „Hart aber Fair“ erhielt gestern Abend mindestens 1500 Mails, die sich auf die Facebook-Gruppe zurückführen lassen. Und auch stern.de wird attackiert. Bis heute Mittag gingen in der Redaktion 2.550 Mails ein mit der Forderung: „Wir wollen Guttenberg zurück“.

stelle ich die Frage, ob dies nicht in den Bereich von Sabotage geht. Vielleicht nicht für den Einzeltäter/Einzelmailer, aber zumindest für die Personen, die zum Mailbombing aufrufen. Das wäre doch mal eine Aufgabe für das BKA. Da könnte man auch gleich aufzeigen, wie schön es ist, dass Facebook so viele Daten seiner Benutzer sammelt.

Das die Guttenbergfans in meinen Augen schwer was an der Waffel haben, steht auf einem anderen Blatt. Aber gerade weil ich sie für „intellektuell nur eingeschränkt belastbar“ halte, sehe ich sie auch als Gefahr an. Wenn der Meckerfritze twittert

Jetzt muß Münchhausen nur noch Festungshaft kriegen und dort ein Buch schreiben. Dann kann’s eigentlich auch schon losgehen.

dann ist das zuerst einmal frech-lustig. Aber eben nur zuerst. Denn die Menge an Dummpöbel, die der Rattenfänger hinter sich sammelt ist beachtlich (auch Stern):

Vor allem zwei Facebook-Gruppen machen mobil: Die von dem Unternehmer Tobias Huch ins Leben gerufene Gruppe „Gegen die Jagd auf Karl-Theodor zu Guttenberg“ mit inzwischen knapp 400.000 Mitgliedern, vor allem aber die erst seit Dienstag bestehende Gruppe „Wir wollen Guttenberg zurück“. Sie hat in zwei Tagen eine halbe Million Anhänger eingesammelt.

Auch wenn man davon ausgehen darf, dass es viele Doppel- und Spasseinträge gibt, sind dies doch Zahlen, die wieder einmal nachdenklich machen, was die Wahrnehmung gröserer Teile der Bevölkerung angeht.

Wie schrieb Jakob Augstein im SPON so schön:

Als Merkel sagte, Guttenberg sei bei ihr nicht als wissenschaftlicher Mitarbeiter beschäftigt, sondern als Verteidigungsminister, war das so ein Moment: Der kühle Zynismus der Machtphysikerin Merkel wurde in dieser unbedachten Formulierung enthüllt. Ob Guttenberg ein Lügner und ein Betrüger sei oder nicht, hatte Merkel damit gesagt, spiele für sie keine Rolle. Hauptsache er sei ein guter Minister. Die Deutschen sind von ihren Politikern einiges gewohnt. Aber das war dann doch zu viel.

Diesen Zusammenhang vermögen all die Fans leider nicht zu realisieren. Sie jubeln dem Betrüger mit Ray-Ban kritiklos zu, weil er in den Talkshow gut ankommt und bei Trauerreden eine gute Figur macht. Die mangelnde Leistung im Amt – die ist egal. Wir wollen Stars keine Arbeit.

Ich hab es früher schon getan

Die Waybackmaschine – das Archiv des Internets – gibt mir heute die Möglichkeit euch an die Hand zu nehmen und mit euch einen Ausflug in meine Vergangenheit als Aktivjobber und Arbeitsloser zu machen. Unter dem Motto „Leben und arbeiten in Deutschland – subjektiv, betroffen, bitter – aber immer noch voll Hoffnung“ führte ich das 2006 das Arbytslog und schrieb mir damals schon den Frust von der Leber.

Auch für mich ist es ganz interessant mal zu lesen, was mich damals bewegte. Am schönsten ist für mich, dass ich dem Menschen von damals (es ist nur 5 Jahre aber ganz viel Harz IV her) treu geblieben bin.