Es fing schon mal in Frankreich an

Ich weiss nicht woran es liegt. Aber unsere westlichen Nachbarn – die Franzosen – welche oftmals aus historischen Gründen und fälschlicherweise als Erbfeind bezeichnet werden, sind deutlich weniger obrichkeitshörig als wir.

Wenn DORT die Transportunternehmen streiken, dann geht gar nichts mehr. Hier steht man höchstens vor leereren Regalen. Auch andere Ursachen, die den Unmut des Volkes schüren können, werde in Frankreich zum Anlass genommen auf die Strasse zu gehen und mit vielerlei Mittels auf sich aufmerksam zu machen. Der grosse Wandel in Europa wurde schliesslich auch in Frankreich eingeläutet. Ich sage nur „Sturm auf die Bastille„, welcher die franzöische Revolution einleitete.

Während wir faul und stoisch zuschauen, wie unser alle Steuergeld, den ohnehin schon Reichen mit Gewalt in das Fettsteiss gestrieben wird, geht der Ranzose in den Schuppen und holt schon mal die Erb-Heugabel:

In einem landesweiten Streik protestieren französische Arbeitnehmer gegen das Sozial- und Wirtschaftsprogramm von Präsident Sarkozy. Hunderttausende gehen auf die Straße.

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Den Unternehmen werfen die Gewerkschaften zugleich vor, die Wirtschaftskrise für Entlassungen zu nutzen.  „Wir wollen nicht für eine Krise zahlen, die die Banken angerichtet haben“, erklärte der Chef der Gewerkschaft CFDT, Francois Chérèque. „Wir fordern einen zweiten Konjunkturplan, der diesmal auf die Kaufkraft zielt.“

(Quelle TAZ) Und mal ganz ehrlich: Was sind denn 12 Euro für eine Heugabel, im Vergleich zu den 625 Euro, die uns das Stützen der Bank- und anderen Wirtschaftsmanagern kostet? Vor allem, so eine Heugabel, die schmückt – bei Nichtbenutzung – auch das Wohnzimmer. Das gibt dem ganzen etwas rustikales. Weg vom Chrom und Edelstahl-Ambiente.

Nachtrag: Nun berichtet auch die Tagesschau:

Lehrer, Arbeiter, Krankenschwestern, Lokführer – in Frankreich arbeiten heute nur die wenigsten. Acht Gewerkschaften haben zum Generalstreik aufgerufen. Chaos blieb bisher aber weitgehend aus. Nun wird mit Spannung erwartet, wie viele Menschen zu den rund 200 Demonstrationen kommen.

Die NZZ schreibt:

Protestiert wird gegen die sozialen Folgen der von Staatspräsident Sarkozy verordneten Reformpolitik, den Abbau von Stellen im Staatsdienst, den Verlust von Kaufkraft, die steigende Arbeitslosigkeit und die abnehmende soziale Solidarität. Die Massnahmen der Regierung zur Linderung der Wirtschaftskrise werden als ungenügend angesehen. Es gehe nicht an, dass die Krise auf dem Rücken der Arbeitnehmer ausgetragen werde.

Interview zwischen Guantanamo-Insassen und -Aufseher

Ein Interview mit einem ehemals in Guantanamo inhaftierten englischen Staatsangehörigen und einem ehemaligen Militäraufseher findet man in der FAZ.

Wie würden Sie Ihr Verhältnis zueinander charakterisieren?

Begg: Wir sind uns zwar erst vor gut einer Woche zum ersten Mal persönlich begegnet, aber ich würde Chris trotzdem schon als einen Freund bezeichnen.

Arendt: Mir geht es genauso. Ich kann auch viel von meiner eigenen Persönlichkeit in Moazzam erkennen. Und ich bewundere seine Kraft und seinen Mut.

Lest es einfach selbst durch. Es sind zwei Menschen,  die – jeder für sich – in gewisser Weise Opfer der amerikanischen Politik wurden. Bemerkenswert ist, dass sie sich – jetzt, nachdem sie beide da raus sind – gegenseitig als Freunde bezeichnen. Wer klagt die Verantwortlichen dieser Guantanamo-Perversion an?

Die Ausbeuter blasen zum medialen Sturmangriff

Sechs neue Branchen kommen unter den Schutzschirm staatlich garantierter Mindestlöhne. Er überspannt damit bald vier Millionen Beschäftigte. SPD, Linke und Gewerkschaften sehen sich als Gewinner. Sie haben die Union in die Knie gezwungen, und der Mindestlohn ist populär. Die eigentlichen Verlierer sind aber die Schwächsten im Land. Die Mindestlöhne werden viele gering Qualifizierte arbeitslos machen und in die Sozialfürsorge drängen. Der Mindestlohn ist unsozial, die Kampagne für ihn verlogen.

schreibt Romanus Otte in einem Kommentar in der Zeitung des Spingerverlages „Welt“. Die weitere Argumentation ist so billig wie die Löhne, die von ausbeuterischen Arbeitgebern freiwillig gezahlt werden. Leidet Romanus Otte unter dem  „Politiker-Syndrom“? Ist er so weit weg von der realität, dass er in seiner Scheinwelt nicht mehr sieht, was tatsächlich um ihn herum passiert? Liest er die Zeitschrift, für das er kommentiert nicht, in dem man man noch vorgestern lesen konnte:

Allerdings liegt der Median – die Schwelle zur Trennung des reicheren vom ärmeren Teil der Bevölkerung – weiterhin bei rund 15.000 Euro. Die gestiegenen Privatvermögen gehen also ausschließlich auf das Konto der reicheren Deutschen.

Um diese Schere anzugehen, muss man schlichtweg die Tendenz der Unternehmer immer weniger Lohn für gleiche Arbeit (bei höheren Gehältern für die Manager) aufbrechen und nicht mit vorkswirtschaftlichem Blödsinn daher kommen wie Otte, der in seinem „Kommentar“ sagt:

„Guter Lohn für gute Arbeit“ mag guten Willen ausdrücken. Der Umkehrschluss heißt aber: keine Arbeit für weniger Lohn. Und keine Arbeit heißt Sozialfürsorge, Abschiebegleis. Der Staat kann Mindestlöhne vorschreiben. Er kann aber niemandem vorschreiben, zu diesem Lohn auch Menschen zu beschäftigen.

Das Problem ist doch vielmehr, dass heute Menschen gezwungen sind für JEDEN Hungerlohn zu arbeiten, da die Arges auch Hungerlohn-Jobs vermitteln. Und wer den angebotenen Job nicht annimmt, der kriegt gar kein Geld. „Keine Arbeit für weniger Lohn“ heisst nämlich auch: Mach deinen scheiss selbst, wenn Du als Arbeitgeber nicht in der Lage bist an angemessenes Gehalt zu zahlen.

Vollzeitjobs, deren Gehalt nur deshalb das Überleben sichert, weil neben dem Gehalt noch Wohngeld und andere Hartz-IV Zuschüsse gezahlt werden, sind asozialer Diebstahl am Volksvermögen zu persönlichen Bereicherung.

Natürlich hat Otte auch wissenschaftliche Studien zur Hand:

Die Ökonomen David Neumark und Willliam Walscher haben die Studien zum Mindestlohn der vergangenen 15 Jahre ausgewertet. Ergebnis: Die aktuelle Forschung bestätigt die Vermutung, dass Mindestlöhne die Beschäftigung gering qualifizierter Arbeitnehmer verringern.

Ist das oben zitierte (und mehr zitiert Otte – bewusst? – auch nicht aus der Studie)  alles? Oder ist das so aus dem Zusammanhang gerissen wie das schöne Zitat: „Stell dir vor es ist Krieg und keiner geht hin“, wer weiss den, dass es weitergeht mit den Worten „dann kommt der Krieg zu dir“. Manipulation durch Auslassung ist nicht wirklich neu.

Aber mal ganz ehrlich: Wer kennt sie nicht, Studien, die bewusst als Auftragsarbeit ausgeführt werden. Zu jedem Thema wird es Studie und Gegenstudie geben und nur wer sich nicht wirklich mit dem Thema auseinandergesetzt hat, wird bei dem Wort „Studie“ ehrfurchtsvoll zusammenzucken. Interessant bei den Erstellern der Studie ist, dass Wlliam Walscher per Google zu exakt EINEM Treffer führt. dem auch hier zitiertem Welt-Kommentar. Dahingegen  bekommt man von Neumark viele Informationen bezüglich seines Werdegangs. „Board of Governors of the Federal Reserve System“ findet man dort z.B. für den Zeitraum 1987-1989.  MOMENT – manchmal ist das Leben wahrlich putzig. Denn genau über DIESE Anstalt habe ich gerade den vorigen Artikel gebloggt. Ist natürlich fies, denn so konnte Herr Otte – zumindest nicht auf meinem Blog – recherchieren, wessen Lied der Herr Neumark zu singen gelernt hat: Das Lied des Kapitals.

Der Kommentar Ottes passt wunderbar in das Wahljahr 2009, denn WENN man schon mal dabei ist Informationen manipulativ unters Volk zu streuen, darf der Schlussatz

Die Linke will den Arbeitsmarkt wieder gegen die Schwächsten abschotten. Sie sollen wieder vom Markt gedrängt und mit Sozialfürsorge ruhiggestellt werden. Der Linken passt das doppelt ins Kalkül: Sie hat Erfolg bei ihrer klassischen Klientel, indem sie die unteren und mittleren Einkommen stabilisiert. Und sie setzt darauf, dass auch jene, die auf staatliche Fürsorge zurückgeworfen werden, für sie eher ansprechbar sind. Ist das zynisch? Sozial ist es jedenfalls nicht.

natürlich nicht fehlen.

Herr Otte, ihr „Kommentar“ gehört für mich eher in die Kloake der wissentlichen Manipulation, denn in eine anständige Zeitung (obwohl … Welt …. Naja, ist ein anderes Thema). Da frage ich mich unwillkürlich ob und von wem Herr Otte für dieses Pamphlet bezahlt wurde.