Zeitenwende tut Not

Es scheint, wir stecken in einer massiven Zeitenwende – ob wir wollen oder nicht. Und wir müssen uns dieser – auf einigen Ebenen und aus unterschiedlichen Gründen – stellen.

Lieferketten

Die Wirtschaft stellt fest, dass die internationalen Lieferketten für massive Probleme sorgen können. Warum haben wurden diese Lieferketten etabliert? Weil woanders billiger produziert wird und man so mittels Importen die Preise senken und/oder den Gewinn steigern kann. Billiger produzieren bedeutet, dass man jemanden gefunden hat, der bereit ist unter dem in Deutschland geltenden Mindestlohn zu arbeiten. Oder, dass man die Umwelt eines entfernten Landes kostengünstiger schädigen kann, als dies in Deutschland erlaubt ist. Das Ergebnis ist, dass wir auf dem Rücken des Auslandes in Deutschland billiger produzieren und konsumieren können. Damit sollte Schluss sein. Zeitenwende durch faire Löhne und hohe Umweltstandards weltweit wäre ein richtiger Schritt.

Energieformen

Auch sind wir vom Öl- und Gashahn des Herrn Putin (und anderer „nicht so toller“ Machthaber) abhängig. Gleichzeitig zerstören wir mit dem Verbrennen der Kohlenstoff-basierenden Energieträger unsere Umwelt. Warum tun wir dies? Weil wir es schon immer getan haben? Wohl eher, weil es – temporär! – die Margen schrumpft/die Preise erhöht, wenn wir uns von dieser Energieform verabschieden. Wir hätten schon viel früher den massiven Umstieg auf alternative Energieformen umsetzen können. Aber diverse Lobbygruppen stemmen sich dem entgegen. Ob es die Ölindustrie ist, oder die Interessengemeinschaft „Hirselbürger gegen Windkraft und Stromtrassen“. Beide Gruppen – so wenig sie auch sonst gemeinsam haben, stellen der Energiewende in den Weg.

Individueller Nahverkehr/ÖPNV

Deutschland ist (war?) das Land der Autobauer. Die deutsche Autoindustrie ist vor allem gut darin, Verbrennungsmotoren zu bauen. Elektroauto kann eigentlich jeder mit ausreichend Startkapital entwickeln, Tesla macht es vor. Dennoch sind wir Deutschen seit Jahrzehnten darauf geeicht, dass es wichtig ist, einen möglichst großen, PS-starken PKW vor der Tür stehen zu haben. Ich will hier nicht episch auf dieses sehr mächtige Thema eingehen, die tat ich bereits an anderer Stelle. Hier bedarf es einer massiven Zeitenwende – vor allem in den Köpfen ALLER Bürger. Und ja, im ländlichen Bereich ist es ohne eigenes Fahrzeug meist sehr-sehr schwer. Aber was spricht dagegen, das Individualfahrzeug nur als Zubringer zum ÖPNV zu nutzen, am besten als Fahrgemeinschaft?

Wenn es schon motorisierte Fortbewegung sein muss, muss es dann ein PKW mit Verbrennungsmotor sein? Reicht kein E-Antrieb? Oder ein Moped (mit E-Antrieb)? Kann man den Einkauf nicht auch mit dem Fahrrad erledigen? Bei E-Fahrer gibt es einen interessanten Preisvergleich der Unterhaltskosten zwischen motorisierten Zwei- und Vierrädern. Zweiräder (egal ob mit Pedalen oder Motor) sparen zusätzlich in Städten sehr viel des knappen Raumes für Straßen und Parkplätze.

Die meisten der Lesenden werden sich wahrscheinlich nicht mehr bewusst an die autofreien Sonntage im Jahre 1973 erinnern. Grund war die Ölkrise. Der damalige Bundeskanzler kam nicht auf die Idee, Ölindustrie und Autofahrer mit dem Steuergeld ALLER Deutschen (also auch den Nicht-Autobesitzern) zu alimentieren. Vielmehr wurde der Verbrauch durch ein Fahrverbot reduziert.

Persönliche Befindlichkeit

Obst und Gemüse sind gesund und lecker, aber muss jedes Lebensmittel zu jeder Jahreszeit verfügbar sein? Müssen Erdbeeren aus Spanien eingeflogen werden? Wie wäre es, wenn wir uns wieder auf die Saison der jeweiligen Sorten konzentrieren? Dann könnte man sich freuen „Nächsten Monat gibt es wieder Erdbeeren – ich freue mich schon darauf“.

Müssen wir in der Stadt(!) jeden noch so kleinen Weg mit einem PKW erledigen? Ich lief als Kind die 1,5 Kilometer zur Schule zu Fuß oder fuhr mit dem Fahrrad. Meine Eltern wären niemals auf die Idee gekommen, mich mit dem Auto dort hinzufahren. Außerdem hatten wir nur ein Auto und mein Vater war zu Schulbeginn längst auf irgendeiner Baustelle.

Die meisten der Lesenden werden sich wahrscheinlich nicht mehr bewusst an die autofreien Sonntage im Jahre 1973 erinnern. Grund war die Ölkrise. Der damalige Bundeskanzler kam nicht auf die Idee, Ölindustrie und Autofahrer mit dem Steuergeld ALLER Deutschen (also auch den Nicht-Autobesitzern) zu alimentieren. Vielmehr wurde der Verbrauch durch ein Fahrverbot reduziert.

Warum wehrt man sich heute so sehr gegen obige Einschränkungen der persönlichen Freiheit/Befindlichkeit? Weil es uns schlicht zu gut geht? Weil wir ein verzogener Haufen plärrender Arschlochkinder geworden sind?

Doppelte Zeitenwende im Arbeitsleben.

Ich gebe zu, ich bin ein „alter Sack“[TM], aber ich kenne noch die Bedeutung des Begriffes „Sonntagsbraten“. Fleisch gab es in meiner Jugend eben nicht jeden Tag, der Aufschnitt wurde hauchdünn geschnitten. Meine Eltern gehörten der Generation „Unsere Kinder sollen es mal besser haben“ an. Mein Vater arbeitete früher noch 6-Tage-Woche und ich ging auch noch (bis 1970) samstags zur Schule. Sind wir damals – als mein Vater nur noch 5 Tage arbeitete – verhungert? Nein, denn es wurde vieles erschwinglicher und der Wohlstand erreichte auch uns Arbeiterfamilie. Wir erlauben uns den Luxus sowohl weniger zu arbeiten und dennoch den Lebensstandard zu erhöhen. „Meine“ erste Zeitenwende im Arbeitsleben ist nun schon 50 Jahre her.

Heute sind wir mitten in der zweiten Zeitenwende des Arbeitslebens: Mein Vater bekam mehr Rente ausgezahlt, als ein normaler Handwerker seiner Zunft heute im Monat netto verdient. Wer heute in Handwerk oder Pflege arbeitet, arbeitet deutlich Ertrags-ärmer als es mein Vater tat. Obschon die Leistung wohl gleich oder sogar stärker ist. Wohin wandert der Ertrag der Arbeit? In die Hände von Investoren. Diese haben heute deutlich mehr Einfluss als sie dies vor 50 Jahren hatten. Es sind nicht nur die Mieten, auch mit Lebensmitteln wird spekuliert – wodurch die Preise natürlich steigen. Denn der Investor will sein Investment natürlich refinanziert haben. Hier muss ein sehr großer Hebel angesetzt werden. Politisch und weltweit!

Schlusswort

Ich habe bewusst keinen Absatz Klimawende eingefügt, denn alle obigen Punkte bringen uns dazu aktiv den Klimawandel zu bekämpfen. Das Problem ist nur, dass uns der Wohlstand und unsere Trägheit im Wege stehen. Probleme sind meist lösbar, wenn man sie anerkennt und bereit ist, aktiv an der Lösung mitzuwirken. Bist DU es?

Wen wählen?

Warum dieser Artikel?

Die Frage „Wen wählen“ treibt mich dieses Jahr deutlich mehr um als all die vorigen Jahre – und ich durfte schon oft wählen (Alter MannTM). Aufgrund der Situation unseres Landes, aber auch der Situation unseres Planeten, erscheint mir die Frage „Wen wählen“ heute schwieriger denn je. Deshalb möchte ich meine Gedanken niederschreiben und Andere an diesen teilhaben lassen. Auch möchte ich meine Gedanken gern mit dem geneigten Leser diskutieren – zur gegenseitigen Erhellung.

Warum wählen?

Alle (vier) Jahre wieder stehen die wahlberechtigten Bürger vor dem Problem: Wen wählen. Und es ist immer eine Frage, die man sich mit Gewissen und Verantwortungsbewusstsein stellen sollte. DASS wir alle wählen sollten/müssen steht dabei – für mich – völlig außer Frage. Wie sagte mein damaliger Politiklehrer so treffend und richtig: Aus jedem Bürgerrecht ergibt sich auch automatisch eine Pflicht. Und das trifft bei Wahlen zu 100% zu.

Wechselwählen oder alles wie immer?

Für unsere Altvorderen stellte sich die Frage „Wen wählen“ nicht. Früher gab es drei ansatzweise ernst zu nehmende Parteien: CDU/CSU(Rechts), SPD(Links) und FDP(Mitte). Anmerkung: Das „rechts“ der CDU/CSU ist nicht zu verwechseln mit dem Rechts von AFD oder gar NPD! Damals war das noch anders.

Der Rest war ein Sammelsurium kleinerer Interessenvertreter wie NPD, KPD und vielen anderen. Die SPD setzte sich für die „arbeitende Bevölkerung“ ein, die CDU/CSU für Selbstständige und Unternehmen und die FDP hatte im Bereich der erfolgreichen Kleinunternehmer ihre Kernwählerschaft. So ergab es sich, dass sich aus der familiären Herkunft meist die favorisierte Partei automatisch ergab. Diese Zeiten sind spätestens seit Gründung der Grünen vorbei: Die ehemals statische Aufteilung der potentiellen Wählerschaft zerfaserte – zuerst am linken Spektrum. Mit den Linken(PDS), den Piraten, der AFD und auch der PARTEI sowie anderen Parteien wurde die Frage „Wen wählen“ deutlich schwerer zu beantworten. Wer früher sicher wusste, welche Partei seine Interessen vertritt, steht heute vor dem „Wen Wählen“-Dilemma. Das Wahlvolk muss sich informieren, um die Frage „Wen wählen“ auch wohlwissend zu treffen (wählen zu dürfen IST eine Verantwortung!).

Köpfe oder Programme?

Das ist immer mehr eine Gretchenfrage: Wen wähle ich? Die potentiellen Kandidaten oder das Wahlprogramm? Ein Wahlprogramm sollte(!) die Versprechen der Partei enthalten, welche diese in der Zeit ihrer Verantwortung/Möglichkeiten gedenkt umzusetzen. Eigentlich ganz einfach – ABER: Werden die gewählten Abgeordneten sich auch an diese „Versprechen“ halten? Mein liebstes Beispiel ist immer noch die Hamburger Bürgerschaftswahl 2008, worum es geht habe ich hier beschrieben. Es ist ein Paradebeispiel für den maximalen Abstand zwischen Wahlversprechen und agieren.

Auch wenn das Studium der Wahlprogramme die Frage „Wen wählen“ beantworten könnte, so steht das Wahlprogramm nur auf brennbarem Papier oder löschbaren Bits und Bytes. Deshalb sind also auch die Köpfe wichtig, die Frage „Wen wählen“ beantwortet also nicht die Frage „KandidatIn oder Programm“ sondern „KandidatIn und Programm“.

Köpfe und Programme!

Wie im vorigen Absatz beschrieben, sollte man sich bei der Stimmabgabe nicht auf Köpfe oder Programm konzentrieren, sondern beides gleichwertig und in Kombination bewerten. Was nutzt ein Programm, an dass sich die Köpfe nicht halten – was nutzen die besten Köpfe, wenn das Programm – vorsichtig beschrieben – suboptimal ist? Ich werde hier also nicht dediziert auf die Wahlprogramme der Parteien eingehen, sondern versuchen aus der Melange Wahlprogramm/Kopf das Problem der Entscheidung „Wen wählen“ beschreiben.

Wen wählen: Prioritäten

Grundsätzlich ist heute der Zeit reif für eine absolute Trendwende der Politik. Ich sehe die Klimakatastrophe als das Problem dieses Jahrhunderts an. Dieses Problem sollte – da es um den Fortbestand der Menschheit geht – absolute Priorität haben.

Direkt verbunden ist das Problem Klimakatastrophe mit unserer Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung: Dem Kapitalismus. Der Kapitalismus basiert auf den Grundprinzipen von Wachstums und Kapitalvermehrung(sic) , welche wiederum auf der Nutzung von endlichen Ressourcen basieren (Ausbeutung). Auch die menschliche Arbeitskraft ist eine Ressource, was wiederum bedeutet dass auch die bestmögliche Nutzung des Humankapitals (menschliche Arbeitskraft) ein Grundpfeiler des Kapitalismus ist. Für mich ist – aus dem gesagten hervorgehend – eine soziale Gesellschaftsordnung (soziale Marktwirtschaft), in der alle Beteiligten gleichwertig profitieren, absolut wichtig.

Neben der Klimakatastrophe und der Art der sozialen Teilhabe gibt es noch nahezu unendlich viele kleine Themenfelder, die für Einzelne unterschiedliche Wichtigkeit haben. So ist für Menschen mit Kindern, die Kinderbetreuung elementar (aber nachrangig zur Klimakatastrophe). Auch Mobilität mit den unterschiedlichen Anforderungen (Stadt/ländlicher Bereich) sowie Altersversorgung, medizinische Versorgung etc. sind spannende Einzelprobleme, die sehr viele Menschen betreffen. Diese – und andere – Problemfelder können und sollen eine Wahlentscheidung mit beeinflussen.

Regierungszusammensetzung/strategisch wählen?

Da es derzeit unwahrscheinlich ist, dass eine Partei allein die Regierung stellen kann und wird, stellt bei der Frage „Wen wählen“ auch die Frage ob es eventuell sinnvoll sein kann strategisch zu wählen. „Wenn ich die Grünen wähle und diese mit der CDU koalieren, wähle ich im persönlichen Worst-Case eine CDU-Regierung, wenn ich den Grünen meine Stimme gebe“. Oder: „Wenn ich die Linke wähle, wähle ich eventuell eine SPD-Kanzler“. All dies sind Möglichkeiten, die das Wahlverhalten beeinflussen können (und auch sollten!). Wer 2008 in Hamburg die Grünen wählte, wählte „über Bande“ einen CDU-Bürgermeister. Bei der Wahlentscheidung sollte also auch die Frage nach Regierungsbündnissen nicht außer acht gelassen werden.

Die Krux bei der strategischen Wahl ist, dass die Einzelentscheidung auf dem wahrscheinlichem Wahlausgang basiert. Der strategische Teil basiert also grundsätzlich auf den persönlichen Prioritäten und wird erschwert durch das Wahlverhalten des Rests der wahlberechtigten Bevölkerung. Das heißt, dass ich bei der Frage „Wen wählen“ zu meinen Prioritäten sowohl die Koalitionswahrscheinlichkeiten der Parteien, als auch das Wahlverhalten der „Restbevölkerung“ mit einbeziehen muss. Und an der Stelle wird es wirklich sehr knifflig. Zu viele unbekannte und unberechenbare Faktoren.

Gedankenspiele zu Koalitionen

Bei der Frage „wen wählen – strategisch wählen“ ergeben sich folgende Möglichkeiten:


Aus dem Diagramm(Quelle) – basierend auf Umfragen – ergeben sich viele Möglichkeiten, die die Wahl – wenn man gewisse Parteien garantiert nicht an die Macht heben möchte – sehr schwierig machen. Aber es ergeben sich auch Möglichkeiten: Wen MUSS ich wählen, wenn ich die Möglichkeit einer gewissen Koalition minimieren möchte.

Heißt „Wen wählen“ „Wen nicht wählen“?

Dieser Absatz könnte zu einem eigenen Artikel werden, aber genau dies möchte ich umgehen – es wäre zu subjektiv. Alle zur Wahl stehenden Parteien/KandidatInnen haben „Dreck am Stecken“, dies sollte uns Wahlberechtigte aber nicht vom Gang zur Wahlurne abhalten! Die Entscheidung wie einzelne Verfehlungen „Zitate nicht gekennzeichnet“, „Kohleindustrie mit Geld beworfen“, „Hotelbesitzer begünstigt“, „Persönliche Vorteilsnahme“, „Brechmitteleinsatz“ (und vieles andere ) zu bewerten sind, muss man für sich selbst definieren. Am Ende bleibt es auch hier wieder bei „Den Haufen wählen, der am wenigsten unangenehm riecht“, denn in meinen Augen ist keine Partei ohne Fehl und Tadel.

Corona und Impfungen

Kaum ein Thema wird derzeit derart kontrovers diskutiert wie das Thema „Corona und Impfungen“. Auch mich treibt diese Diskussion um Covid-19um, insbesondere da diese Thematik sehr komplex ist und in Teilbereichen auch ich keine 100% klar zu formulierende Meinung habe.

Nutzen Impfungen?

Wie mir aus meiner „Bubble“ manchmal erklärt wird, bin ich ja ein alter Sack[TM], das heißt dass zu meiner Kindheit problemlos alle(?) Kinder gegen Pocken und anderes geimpft wurden. Auch und gerade WEIL massiv geimpft wurde, gelten die Pocken seit Jahren als ausgestorben. Eine Polioimpfung (Schluckimpfung) war ebenfalls total normal. Ich bin diverse mal gegen Tetanus (Wundstarrkrampf) geimpft worden. Das habe ich eigentlich nie hinterfragt – besser impfen als derbe Folgen ertragen zu müssen. Insofern stehe ich auf dem Standpunkt: Wenn ich eine reale Gefahr für mich und/oder mein Umfeld durch eine Impfung abwenden kann, bin ich gerne bereit mich impfen zu lassen.

Gibt es sinnlose Impfungen?

Ob eine Impfung sinnvoll ist oder nicht, hängt in meinen Augen davon ab, wie akut die Gefahr für mich oder andere ist, wenn ich nicht geimpft bin. Es gibt z.B. diverse Impfungen, die verpflichtend vorgeschrieben sind, wenn man in bestimmte Länder/Regionen reist. Diese Impfungen sind für Menschen die sich nur in Deutschland aufhalten natürlich sinnlos. Insbesondere, da es natürlich die Möglichkeit von geringen (von der Impfung abhängig) Nebenwirkungen. Die Entscheidung „sinnlos/sinnvoll“ bedarf also stets der Betrachtung des Momentes und des Aufenthaltsortes.

Und was ist jetzt mit Corona?

Wenn ich mir die Infektionszahlen anschaue, mir anschaue wer so alles in meinem Umfeld erkrankte (mein z.B. Vater inkl. künstliches Koma) und welche Spätfolgen eine Covid-19 Infektion mit sich bringt: In meinen Augen sollte sich jeder impfen lassen. Wer attestiert(!) damit rechnen muss, dass diese Impfung für ihn problematisch ist, darf gern auf die Herdenimmunität bauen. Das ist einfach eine Frage der Solidarität, der wir uns alle stellen müssen. Was bin ich bereit/in der Lage für Andere zu tun. Wenn ich mich impfen lasse und mir danach für ein paar Stunden übel wird, so ist das immer noch besser als wenn ich (oder ein Mensch den ich angesteckt habe!) intubiert ins Koma versetzt werden muss.

Die GROSSE Gretchenfrage: Erleichterungen für Geimpfte?

Wenn ich oben noch eine ziemlich eindeutige Meinung formulieren konnte, so kommen wir hier zum Knackpunkt. Einerseits darf die Einschränkung der Rechte des Einzelnen natürlich nur solange aufrecht gehalten werden, wie die Gefahr für sich und Andere besteht. Wenn nachgewiesen ist, dass Menschen geimpft oder aus einem anderen Grund immun sind, müssen die Einschränkungen aufgehoben werden.

Hier allerdings gibt es noch Probleme, denn auch Geimpfte können wohl den Virus noch in sich aufnehmen und verteilen, auch wenn sie selbst nicht mehr erkranken. Außerdem soll es Menschen geben die ein zweites Mal an Covid-19 erkrankt sind – soviel zum Thema Immunität.

Grundsätzlich bin ich dafür, dass gewisse Beschränkungen für Geimpfte aufgehoben werden. ABER: Solange nicht alle Menschen die Möglichkeit hatten sich impfen zu lassen, ist dies leider schwierig. Sollen Pflegepersonal und andere „Privilegierte“ Freiheiten bekommen? Bei dem Pflegepersonal würde ich sofort sagen: Jepp, habt ihr euch verdient. Wenn es dann aber (wartet nur ab) soweit kommt, dass auch hochbezahlte Sportler und Andere „vorgezogen“ geimpft werden, läuft es aus dem Ruder.

Gemeiner: Einschränkungen für Nichtgeimpfte

Für gewisse Berufe benötigt man spezielle Voraussetzungen. Wenn ich einen Job als Kraftfahrer habe und meine Fahrerlaubnis verliere bin ich meinen Job los. Für einen Pilotenschein muss ich Flugstunden nachweisen, sonst verfällt diesen. Was also passiert mit Personal in z.B. Pflegeeinrichtungen, die vermehrt Gefahr laufen sich selbst und Andere anzustecken? Mein Vater z.B. hat sich erst im Krankenhaus mit Covid-19 infiziert, woraus ich aber zum aktuellen Zeitpunkt dem Krankenhaus keinen Strick drehen mag. Hätte sich mein Vater (und andere auf der Station) angesteckt, wenn das Personal durchgeimpft wäre? Das Pflegeheim meiner Mutter ist im Verschlusszustand, da es Covid-19 Fälle gibt. Somit war ein Kontakt zu ihrem 80sten (telefonieren bringt bei einer schwer dementen Dame nicht sooo viel..) nicht möglich.

Ist es zu viel verlangt, wenn der Arbeitgeber(!) und die Gesellschaft erwarten dass sich ALLE Menschen die Kontakt zu vielen anderen – und speziell zu Menschen deren Gesundheitssystem angeschlagen ist – impfen lassen? Hat die Krankenhausleitung die Verantwortung dafür, dass das Personal alles erforderliche und vor allem sinnvoll ertragbare(!) unternimmt um die Gefahr der Ansteckung zu minimieren? Ich kenne keinen Chirurgen, der erklärt „Ich kann mich mit dem Kittel nicht bewegen und unter der OP-Maske nicht atmen – weg damit“. Darf ein Arbeitgeber in diesem Bereich also Personal untersagen die Tätigkeit auszuführen, weil sich das Personal nicht impfen lässt? Bei ein bis zwei Personen wird das kein Problem sein, die könnten in die Verwaltung versetzt werden.

Nur eines ist sicher: Ich bin mir nicht sicher

Ich weiß nicht, wie und ob man das Problem Herdenimmunität löst. Ich bin mir nicht sicher, zu was man Menschen unter diesen Umständen nötigen sollte und vor allem darf (moralisch/ethisch und auch rechtlich!). Ich weiß nur, dass ich mich sofort impfen lasse, wenn mir dies ermöglicht wird und wünsche mir, dass mir viele Andere gleich tun. Wir müssen dieses Virus in den Griff bekommen. Mitte letzten Jahres wurde gesagt „Hey, an der Grippe sind mal 22.000 in einem Jahr gestorben“. Glückwunsch. Wir haben bis jetzt mehr als doppelt so viele Tote. Und was man auch nicht aus den Augen verlieren darf: Spätfolgen. Und damit meine ich nicht die, die beim Impfen auftreten können. Diese sind eher überschaubar. Ich meine die Folgen unter denen diejenigen noch teilweise sehr lange leiden, die Covid-19 „überstanden“ haben.