Weihnachtsgeschenke kaufen

Morgens – wenn ich mit „den Öffentlichen“ auf dem Weg zur Arbeitsstelle bin, leiste ich mir Boulevard: Ich lese die Hamburger Morgenpost. Heute war das Thema des „Mopo-Barometers“:

Haben Sie schon alle Weihnachtsgeschenke?

Wobei das Ergebnis hier mal sekundär sein soll, aber die Fragestellung brachte mich auf etwas ganz anders: Erinnert ihr euch noch, an die Zeit, als man sich einen Tag vor Weihnachten frei nahm um Weihnachtsgeschenke zu besorgen?

Bei einem ehemaligen Arbeitgeber wurde allen Mitarbeitern (natürlich reihum) ein Tag „Sonderurlaub“ gewährt um Weihnachtsgeschenke zu erwerben. Das war so um 1994 herum. Sowas braucht man heute nicht mehr. Heute kauft man von 09:00 bis 22:00 – fast rund um die Uhr – ein. Wer braucht da noch einen freien Tag?

Wie sich die Zeiten ändern.

Was mich aber auch dazu bringt, festzustellen dass dieses vergrösserte Zeitfenster der Einkaufsmöglichkeit ja auch finanziert werden muss. Es müssen mehr Angestellte im Einzelhandel und zu ungünstigeren Zeiten arbeiten. Kein Wunder, dass alles teurer wird.

Selbstverteidigungsminister Guttenberg und die Wehrpflicht

Laut Tagesschau will unser hochwohlgeborener Selbstverteidigungsminister den Wehrdienst auf 6 Monate verkürzen.

In dem Interview nannte Guttenberg als Ziel, „einen attraktiven Wehrdienst zu gestalten“, so dass junge Männer diese sechs Monate als einen Gewinn im Leben sehen könnten.

Er prahlt ja so gern, dass er selbst Unteroffizier der Reserve wäre und weiss wie das Militär tickt. Spätestens mit dieser Schnappsidee zeigt er aber seine Ahnungslosigkeit. 6 Monate Grundwehrdienst? Wie soll das funktionieren?

In einer immer techniklastigeren Truppe sind selbst die 3 Monate Grundwehrdienst eher als kurz zu bezeichnen. Da wird man nichts abknappsen können. Nach der Grundwehrdienstzeit würde der Grundwehrdienstleistende keine 3 Monate mehr in der eigentlichen Einheit sein können.

Wie lange würde der Soldat seine Befähigung als Soldat REAL einsetzen können? Von den drei Monaten (rechnen wir 22 Arbeitstage pro Monat) – somit 66 Tage-   gehen ab:

  • ca. 15 Tage Urlaubsanspruch – verbleiben 51 Tage
  • 2 Tage als Reisetage – verbleiben 49 Tage
  • 2 Tage als Sonderurlaub – verbleiben 47 Tage
  • 2 Tage (pauschaliert) Krank – verbleiben 45 Tage
  • 10% der aktiven (51 Tage)  Zeit darf man gern als Sport abziehen – verbleiben 40 Tage
  • 7 Tage Zurechtfinden in der neuen Einheit – verbleiben 32 Tage
  • MINDESTENS 4 Wochen (20 Tage)  Einarbeitung im Job – verbleiben 12 Tage

Da eine Einarbeitungszeit (je nach Anforderung der Tätigkeit) von 2-3 Monaten bis zu 6 Monaten deutlich realistischer erscheint, kann man diesen Vorstoß unseres Selbstverteidigungsministers als unüberlegt, amateurhaft oder gar als hirnrissig bezeichnen. Liebe Kollegen von den Gebirgsjägern, ich als ehemaliges Mitglied der Marine möchte euch nicht zu nahe treten, aber was habt ihr denn dem Verteidigungsminister beigebracht? Hat der nur Gemsen geschubst und Gipfelkreuze geputzt? Auch euer Job dürfte anspruchsvoller sein, als man es in 6 Wochen vermittelt bekommen kann.

Die Wehrpflicht gehört ganz abgeschafft und durch eine gescheite, gute ausgebildete Berufsarmee ersetzt. Scheiss auf die Befindlichkeiten der Pflegedienste, die ohne Zivildienstleistende (welche es nur Dank des Wehrdienstes gibt) zusammenbrechen. Denn Zivis sollten ohnehin nur ZUSATZaufgaben erledigen.

Und einen jungen Menschen für nur SECHS Monaten aus seinem Beruf rauszureissen ist ja wohl noch hirnrissiger als dies für 9 Monate zu tun.