Lobo, Schnutinger und lernen aus der Vergangenheit

Ich habe zu der – so genannten – Vodafail-Aktion bislang nur festgehalten, dass die Aktion als reine Marketingaktion so unerfolgreich nicht sein kann. Vodafon ist in aller Munde – was will man mehr? Wenn man rechnet was Anzeigen in Print- und Onlinemedien kosten ist die Reichweite doch klasse. Viral auf eine GANZ neue, frische Art.

Als ich eben mit meiner Prinzessin leckerstes Esssen  (Filetstückchen im Speckmantel & Salat, Sättigungsbeilage: Reis) einnahm, unterhielten wir uns über Ute Hamelmann. Ute Hamelmann ist in der Bloggerwelt auch als Schnutinger bekannt. Ute bloggte sorgenfrei vor sich hin, erzählte in Comics wirklich lustige Geschichten und gab uns etwas von Ihrer Welt ab.  Web 2.0 eben.

Aber halt!  Web 2.0…… ist das nicht sowas wie Web 0.0? Wie fing das im Web denn an? Waren es nicht die User – typischerweise aus dem Umfeld der Universitäten – die das Web mit Inhalten füllten. User-gererated-content halt. Web 1.0 ist der Einzug des Kapitals, das irgendwann (Dank AOL und Telekom) die kuschelige HTML-Welt mit einer Registrierkasse am Ausgang ausstattete? Und was ist Web 2.0? Web 2.0 müsste dann mit der Datenrevolution gleichzusetzen sein. Die User holen sich das Netz zurück. Und ausgerechnet ein internationaler Konzern lässt sich dahingehend beraten, die „Revolutionäre“ vor den Karren der Konterrevolution zu spannen?

Wenn wir also den Versuch Vodafons als Versuch der Konterrevolution, als Einschleichversuch in die subversiven Reihen ansehen, ist es klar, dass Lobo, Hamelmann, Niggemeier, Haeussler und Konsorten – die alle irgendwie den Vodafon-Karren mitziehen wollten und sollten – als Konterrevolutionäre von den Bewohnern der digitalen Welt angeprangert werden.

Was passiert nun also mit den Web 2.0ern, die sich so öffentlich auf die Seite des schnöden Mammons stellen? Diverse Adnation-Blogs haben ein bisschen an Reputation verloren.  Sie wurden verbal „angeschossen“, aber ihr Selbstbewusstsein steht da drüber und diese Welle legt sich schnell. Ein bisschen Kriegsgewinn einsacken und gut.

Sascha Lobo wird seinen Ruf als Rebell wohl spätestens jetzt ablegen müssen. Dennoch profitiert er – wie kaum ein anderer – von dem Hype, denn kaum ein Presseartikel über Vodafone in dem er nicht Erwähnung findet.  Wir alle grinsten, als Vodafon ihn als bekanntesten Blogger Deutschlands präsentierte. NUN könnte er es sein.

Ute Hamelmann scheint dem Druck des Netzes nicht gewachsen zu sein, sie schreibt in ihrem Blog noch ein paar Abschiedszeilen und will sich nicht mehr am Web 2.0 beteiligen. Ich mochte ihre Comics, also schade. Ein Kollateralschaden. Wobei ich mich frage, wieso ein Mensch mit Ihrem Lebenslauf so dünnhäutig sein kann. Oder hat sie nicht abschätzen können, dass das Netz nicht alles mit Beifall hinnimmt? Ich weiss es nicht und werde es nicht erfahren.

Aber eines glaube ich erfahren zu haben: Das Netz wird stärker und verteidigt sich. Nicht nur gegen Stoppschilder, sondern auch gegen Kommerzfallen. Lasst uns diesen Weg weiter beschreiten. Er scheint mir gangbar und gut zu sein.

Althaus lässt es mal wieder krachen

Tja, der Thüringische Ministerpräsident hat es nicht leicht. Zwar kann man in Deutschland auch Vorbestrafter noch weiterhin Ministerpräsident sein – da ist es kein Problem, dass man durch leitsinniges Verhalten des Tod eines Menschen auf dem Gewissen(Gewissen bei Politikern?) hat.

Wenn dann aber Mr. Bildzeitung – der Dieckmann höchstpersönlich – sich um die Reputation des Herrn Althaus bemüht (Siehe Bildblog), dann muss ja alles in Ordnung sein. Die Bild schreibt den Dieter Althaus im wahrsten Sinne des Wortes gesund. Wenn Bild schreiben würde, dass ein Politiker fliegen kann, würde der brave Deutsche nach oben schaun, wenn er Politiker sucht.

Nur eines ist dumm dabei: Sowohl Parteikollegen, als auch die nicht so befreundeten Politiker finden den Auftritt von Althaus in der Springerpresse eher suboptimal. Die Welt (auch Springerpresse!) schreibt:

„Ich halte nichts davon“, reagierte CDU-Landesgeschäftsführer und Wahlkampfchef Andreas Minschke in Erfurt. „Althaus ist noch krank, da besteht nicht der Zwang zum Fotoshooting.“

Herausforderer Bodo Ramelow von der Linken befürchtet jetzt eine tägliche Seifenoper um die Gesundheit von Althaus, mit der die CDU von ihren politischen Problemen ablenken will. Ähnlich beurteilt das SPD-Chef Christoph Matschie, der Althaus vorwirft, sich fragwürdig in Szene zu setzen.

Durch das Interview in der überregionalen Zeitung sieht Minschke den Unmut im eigenen Land wachsen. Die „scheinbare Bevorzugung“ der „Bild“ begründete er mit der Medienpräsenz in Allensbach, wo Althaus derzeit behandelt wird. „Wenn er nach Thüringen zurückkehrt, wird die Ausgewogenheit mit den regionalen Medien wieder hergestellt.“

Tja, da hat der Herr Althaus wohl noch mit ein paat Spätfolgen des Unfalls oder der Medikation zu kämpfen. Obwohl, ein Politiker ist doch so oder so immer bemüht gut in den Medien dargestellt zu sein. Alles andere ist doch egal. Was schert den Althaus die Kritik? Bild schreibt es geht ihm gut. DAS ist wichtig!