Quo vadis Spiegel Online?

Der Spiegel setzt sich mit dem Auftreten der öffentlich-rechtlichen Fernsehsender auseinander. Generell absolut legitim und gewiss auch sinnvoll. Aber ist dieser Artikel eine Publikation des Spiegel wie wir ihn kennen und auch mal so sehr achteten, oder bewegt sich der Spiegel eher in Richtung Titten-RTL und Hasstiraden-Bild?

Wenn Christian Stöcker in dem Artikel schreibt

„Öffentlich-rechtliche Zeitungen hat es in Deutschland nie gegeben. Die Demokratie hat das ganz gut überstanden.“

dann schaue ich mir den Spiegel von vor 20 Jahren an und vergleiche ihn mit einer heutigen Ausgabe. Damals das Pflichtprogramm der Intellektuellen, heute ein Massenmedium das sich – sein wir doch mal ehrlich – eher im Glanz vergangener Tage sonnt, als dass er noch das Potential einer Zeitschrift hat, die sich mit Franz-Josef Strauß anlegte. Wer sich dann den Spiegel in der Onlineversion anschaut, der findet Enthüllungsjournalismus aus Norweger „Abgeordnete telefonierte auf Staatskosten mit Wahrsagerinnen“ oder Warum wir reisen: Kuh ahoi!.

Insgesamt kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren (ich frage immer noch der Motivation des Handelns), dass dieser artikel seine einzige (Spiegel-interne) Daseinsberechtigung der Tatsache entnimmt, dass auch der Spiegel (ZU RECHT!) die Online-Konkurenz der Fernsehsender fürchtet.

Der Beweis, dass Erreichbarkeit unwichtig ist

Da ich ein absoluter Verfechter der Unsinnigkeit von steter Erreichbarkeit bin (immer noch Dank an Peter Glaser, der mir Weisheit bescherte – siehe hier), kommt mir diese Meldung wie gerufen:

Nobelpreisträger verpasste den Anruf des Lebens

betitelt die Welt einen Artikel über den Wissenschaftler, von dem wir gleich zwei Dinge lernen können:

  1. Schlaf ist wichtig und heilig
  2. Man bekommt den Nobelpreis, auch wenn man nicht ans Telefon geht

Wunderschön ist dieses Zitat des diesjährigen Gewinners des Chemie-Nobelpreises Martin Chalfie

„Also bin ich ins Internet gegangen und habe geschaut, welcher Depp dieses Jahr gewonnen hat. Ich öffnete meinen Laptop und fand heraus, dass ich der Depp bin.“´

Finanzkrise und all das Drumherum

In China büßen die Milliardäre ihr Vermögen ein, schreibt SPON. Am härtesten trifft es Yang Huiyan, Chef von Country Garden Holdings, der seit 2007 12,6 Milliarden Dollar verloren hat. Aber er muss sich nicht in den Schlaf weinen, schliesslich hat er noch 4,9 Milliarden Dollar über. Mir würde das auch deutlich für die gröbsten Löcher im privaten Finanzhaushalt reichen.

Interessant ist, wer die Nachfolge des Georg Funke bei der Hypo Real Estate antritt: Axel Wieandt, ein Mann der Deutschen Bank, der noch nie etwas mit dem Bankengeschäft zu tun hatte. Die TAZ schreibt:

Die Deutsche Bank schickt damit dem „Handelsblatt“ zufolge einen ihrer Topmanager zu dem angeschlagenen Immobilienfinanzierer

Na, wenn die Deutsche Bank das in die hand nimmt, ist ja alles gut. Die Deutsche Bank hat ja im letzten Jahr auch nur 51,72% ihres Aktienwertes verloren. DIE werden sicher wissen, wie man den Kahn wieder flott bekommt. Aber vielleicht ist es ja gerade die Tatsache, dass Wieandt eben keinen Bankenhintergrund hat, der unser Herz mit Hoffnung erfüllen soll.

Laut SPON hat der Internationale Währungsfond IWF die Kosten der Währungskrise auf 1.400.000.000.000 Dollar Dollar taxiert. Ja, das sind 17 Stellen… Ganz schön viel Geld, oder?