Wähler-generierter Wahlkampf / Elektrischer Reporter

Der elektrische Reporter:

US-Präsident Obama gilt als der erste Internet-Präsident überhaupt. Denn seine Strategie im Web war ausschlaggebend für den Wahlsieg. Er und sein Team haben die Regeln des Wahlkampfes kurzerhand umgeschrieben und es verstanden, eine Fan-Basis über das Internet aktiv in seinen Wahlkampf einzubinden. Mit Hilfe von Mikro-Spenden und von den Anhängern selbst gedrehten Wahl-Videos wurde Obama schließlich zum mächtigsten Mann der Welt. Der Elektrische Reporter untersucht die Mechanismen des Online-Wahlkampfs und zeigt auf, welche Lehren die Wahlkämpfer im bundesdeutschen Superwahljahr 2009 aus der Obama-Kampagne ziehen können.

Diese Betrachtung harmoniert irgendwie mit der Essenz dessen, was ich aus der gestrigen Folge von Jay Leno und Barack Obama zog.

Kann man sich die Merkel SO vorstellen?

Barack Obama war in der Late Night Show bei Jay Leno. Nach diesem Artikel bei mir, wurde ich von Ingo auf das Video bei NBC aufmerksam gemacht, welches ich auch „unten“ verlinkte.

Leute, schaut auch dieses Video an! Ich zitiere nochmal den Welt-Artikel um auch ein wenig anzufüttern, wie sich ein sehr-sehr mächtiger Staatsmann ausdrücken kann:

„Um mal anschaulich zu machen, was Leben im Weißen Haus so bedeutet – gestern landeten wir also in Costa Mesa. Vom Hubschrauberlandeplatz sehe ich das Gelände, auf dem ich gleich auftreten soll.“ Dann spielt Obama den Dialog mit dem Secret Service nach.

„Ich: ,Warum laufen wir nicht einfach da rüber?‘“

Secret Service: „No, Sir. Das sind 680 Meter.“

Lacherfolg beim Publikum.

„Ich: „Das ist ein Fünfminutenweg, nicht?‘“

Secret Service: „Yes, Sir. Tut uns leid.”

„Man hat mich”, fährt Obama fort, „dann den Rückweg zu Fuß machen lassen. Ein Arzt mit dem Defillibrator hinter mir.“ Großer Lacherfolg.

„Michelle“, sagt Obama, „macht sich ja oft über meine Wagenkolonne lustig. Der Krankenwagen, dann der Bremswagen, danach der Hundeschlitten – und dann das U-Boot…“

Ein Mann mit diesem Humor – wäre der in Deutschland an der Spitze einer politischen Partei denkbar? Wie schafft es dieser Mann, neben seinem Job die Energie zu haben, noch so locker plaudern zu können? Absolut beeindruckend. OK, ihr werded sagen: „Das ist Öffentlichkeitsarbeit, das gehört dazu“. Stimmt, aber es ist eben gute Öffentlichkeitsarbeit, wenn sich der Präsident in eine Talkshow setzt und dort dem (Wahl-)Volk  locker(!) die Hintergründe der AIG-Katastrophe erklärt und warum er so handelt, wie er es tut.

Ich kenne KEINEN deutschen Politiker, dem ich zutraue so locker und bodenständig zu agieren, wie es Barack Obama tut. OK, auch er wird noch weitere Entscheidungen treffen (müssen), die unpopulär sind. Das bleibt in der derzeitigen Weltwirtschaftslage definitiv nicht aus, aber wenn es es schafft, dass die Leute ihm vertrauen und seine Entscheidungen (gerade die unpopulären) verstehen nachvollziehen können, schmecken die Pillen nicht mehr ganz so bitter.

Dafür liebe ich die Springer-Presse

Da gibt es in der Welt einen Artikel, der mit „Obamas peinlicher Ausrutscher bei Jay Leno“ überschrieben ist. In diesem Bericht findet man dann Textzeilen wie:

Um es kurz zusammenzufassen: Barack Obama machte seine Sache gut. Sehr gut sogar.

Ich habe im Gedächnis, dass eine Überschrift den Gesamtinhalt eines Artikels kurz und knackig beschreiben soll. Quasi eine knappe Inhaltsangabe. Was aber wird aus der Überschrift, wenn die in einem Artikel abschliessend wie folgt bewertet wird:

Die Aufregung über den Paralympics-Ausrutscher wird sich schnell legen. Barack Obama ist immer noch ein Wunder, und seine Aufgabe ist viel zu gewaltig. Wenn Obama den Halbsatz nicht selber so ernst genommen hätte, was für ihn spricht, er wäre kaum der Rede wert gewesen.

DANN ist doch wohl der ganze Artikel kaum der Rede wird, wenn die Überschrift selbst so ad absurdum geführt wird, oder? Naja, Springer halt.

Nachtrag und Dank an Ingo – der mich mittels Kommentar auf den Mitschnitt hinwies.