Ich kann nicht anders, Gott helfe mir

OK, ich bin nicht Luther – komme nicht ansatzweise an ihn heran. Trotz meines Vorsatzes mich dieses Jahr ein bisschen zurückzuhalten, gibt es einfach zu viel in der Welt, dass mich quasi nötigt zu kommentieren.

Meine Tochter stellte fest, dass ich zuviel über Wirtschaft und Politik blogge, meine Prinzessin fragte mich ob ich krank bin, wenn ich weniger als 10 Artikel täglich von mir gab. Aber was soll ich tun? Ich halte mich ja zurück, lenkte mich die letzten Tage mit Erkältungskrankheiten, Weihnachtsfeierlichkeiten und ähnlichem ab. Aber es bricht immer wieder aus mir heraus: Ich muss den Blödsinn, der um mich herum vorgeht, einfach kommentieren.

So auch das Finanzpaket, dass der Commerzbank in den Popo gedrückt wird, nur weil diese – warum nur – die Dresdner Bank kaufen will. Ich hatte bei der ersten diesbezüglichen Meldung die Idee, dass ich die Telekom kaufe und wenn ich mich dadurch in finanzielle Probleme bugsiere, die Bundesregierung bitte, mich mit ein paar Milliarden zu unterstützen. Noch gilt doch der Gleichheitsgrundsatz, oder? Die offizielle Begründung lautet, dass eine so grosse Bank wie die Commerbank gestützt werden muss. Aber warum? Weil die Herren Manager in ihrer Grossmanssucht die Dresdner kaufen müssen? Werden nun alle Grössenwahnsinnigen mit ein paar Milliarden gepimpt?

DANN bin ich doch Martin Luther – her mit der Kohle!

Fremdworte des Alltags: Anstand

Der Bundespräsident Horst Köhler fand heute sehr deutliche Worte bezüglich der Finanzkrise.Die Chefs von Deutscher Bank, Commerzbank und Dresdner Bank, Josef Ackermann, Martin Blessing und Herbert Walter, mussten sich Sätze wie:

„nach den Renditen, an denen sich eine ganze Branche offenbar so berauscht hat, dass sie blind wurde für die Risiken oder sie bewusst ignoriert hat“ Nun seien Demut, Anstand und Bescheidenheit gefordert.

„Die Banken müssen sich bewusst machen: Zuallererst sind sie Treuhänder derer, die ihnen ihr Erspartes überantwortet haben.“

„Wir brauchen bei aller Schärfe des Wettbewerbes eine Kultur der Gemeinsamkeit. Und wir brauchen schlicht Anstand.“ (Quelle FAZ)

Anstand – aber ich muss doch sehr bitten, Herr Köhler. Die Herren wissen doch höchstens, wie man anständig sein eigens Geld vermehrt. Die kriegen doch nichtmal den Aktienkurs ihrer eigenen Unternehmen in den Griff.

Die FAZ schreib ausserdem:

Köhler forderte zudem ein verbindliches politisches Verfahren, das dafür sorge, dass globale Leistungsbilanzungleichgewichte abgebaut würden und in dieser Form nicht wieder entstehen könnten. „Das verlangt auch eine Diskussion über die Rolle von Wechselkursen, und in jedem Fall verlangt es eine Absage an die Selbstbezogenheit und Protektionismus“

Selbstbezogenheit – ist das nicht eine wunderschöne Vermeidung der Begriffe Egoismus oder gar Gier?

Die Welt hat auch einen Artikel über diese Ansprache, die aber nahezu den gleichen Wortlaut wie die FAZ nutzt, allerdings interpretiert die Welt:

Die Banker haben versagt – urteilt Bundespräsident Horst Köhler

Werbung und Wahrheit

gestern Abend – nach den Tagesthemen – wurde das „Wetter im Ersten“ von den „Finanzprofis der Commerzbank“ präsentiert – ja so heisst es, wenn der Sponsor genannt wird. Ich musste lachen und dieser Spot sorgte für Betrachtungen der Commerzbank zwischen meiner Prinzessin und mir. Zum Brüllen komisch war, dass ich bei einer Temperaturkurve im Hintergrund nicht wusste, ob sie den Aktienkurz der Commerzbank, oder die Tagestemperaturen darstellte. Wie auch immer, es wird kalt, auch für die Commerzbank.

Ja, die „Finanzprofis der Commerzbank“ sagen uns das Wetter voraus. Also stolzieren wir im Bikini (die Damenwelt, nicht ich!) durch den Schneesturm. Denn die Commerzbank ist nicht nur der Spronsor des Wetters,nein sie ist auch allerorten in den Medien, weil ihre „Finanzprofis“ das Geld der Anleger verbrannt haben.Also muss sie endlich in den von der Bundesregierung bereitgestellten Geldtopf greifen und ums überleben könne. Ein Dank an die „“Finanzprofis der Commerzbank“.

Aber das ist ja alles nur Marketing, genau wie der Auszug aus dem „über uns“ auf der Webseite des Unternehmens:

Unsere jahrzehntelange Erfahrung und Kenntnis in- und ausländischer Märkte macht die Commerzbank darüber hinaus zum kompetenten Partner großer Firmenkunden, Institutionen in Europa und weltweit agierender Unternehmen. Ihnen bieten wir ganzheitliche Betreuungskonzepte und individuelle Lösungen.