Demokratieverständnis unseres Bundespräsidenten

Ein alter Chinesischer Fluch sagt:“ Mögest Du in interessanten Zeiten leben“. Und fürwahr, die Zeit in der wir leben ist interessant.

Es fängt an:  Unser Bundespräsident Köhler räumt offensichtlich sein Gästebuch auf (lässt aufräumen), um etwaige kritische Einträge aus dem Blick der Nation zu nehmen. Herr Bundespräsident – bei allem Respekt für Ihr Amt – deckt sich das mit Ihrem Demokratieverständnis? Kritische Stimmen zu löschen? Vielleicht sogar auslöschen? Ich will jetzt nicht wieder den Begriff Zensur konsultieren, aber mit Meinungs- und Redefreiheit hat das nicht viel zu tun, oder? (via FeFe).

Maulkorb für Bürger? Aber keine Angst Herr Bundespräsident, das Netz ist gross und in der derzeitigen Lage der Nation wird JEDES demokratiefremde Verhalten den Weg zu den Bürgern finden.

Realitätsverluste

Der Spiegel greift die Rede (und Reaktionen) des Bundespräsidenten Horst Köhler anlässlich des Frankfurter Bankenkongresses noch einmal auf und zitiert dort den Ex-Deutsche-Bank-Manager Most mit den mutigen Worten:

„Banken haben auch die Pflicht, sich selbst zu schützen und keine übertriebenen Risiken einzugehen.“

Ja, Hallo? Wo hat dieser Mann den die letzten Monate verbracht? Unter einem luftdicht versiegeltem Stein, oder war der bei Oskar in der Mülltonne eingeschlossen? Wem haben wir denn die ganze Scheisse zu verdanken? Waren es nicht gerade Banker, deren Risikomanagment durch Profitgier ausgeblendet wurde? Die für ein bisschen mehr Rendite und persönlichen Bonus auch noch ihre Grossmutter als Leerverkauf am Marktplatz angeboten hätten? Wie weit geht bei einem Banker eigentlich der typische Realitätsverlust? Was für Drogen nehmen die, ich möchte meine Kinder davor eindringlich warnen können!

Fremdworte des Alltags: Anstand

Der Bundespräsident Horst Köhler fand heute sehr deutliche Worte bezüglich der Finanzkrise.Die Chefs von Deutscher Bank, Commerzbank und Dresdner Bank, Josef Ackermann, Martin Blessing und Herbert Walter, mussten sich Sätze wie:

„nach den Renditen, an denen sich eine ganze Branche offenbar so berauscht hat, dass sie blind wurde für die Risiken oder sie bewusst ignoriert hat“ Nun seien Demut, Anstand und Bescheidenheit gefordert.

„Die Banken müssen sich bewusst machen: Zuallererst sind sie Treuhänder derer, die ihnen ihr Erspartes überantwortet haben.“

„Wir brauchen bei aller Schärfe des Wettbewerbes eine Kultur der Gemeinsamkeit. Und wir brauchen schlicht Anstand.“ (Quelle FAZ)

Anstand – aber ich muss doch sehr bitten, Herr Köhler. Die Herren wissen doch höchstens, wie man anständig sein eigens Geld vermehrt. Die kriegen doch nichtmal den Aktienkurs ihrer eigenen Unternehmen in den Griff.

Die FAZ schreib ausserdem:

Köhler forderte zudem ein verbindliches politisches Verfahren, das dafür sorge, dass globale Leistungsbilanzungleichgewichte abgebaut würden und in dieser Form nicht wieder entstehen könnten. „Das verlangt auch eine Diskussion über die Rolle von Wechselkursen, und in jedem Fall verlangt es eine Absage an die Selbstbezogenheit und Protektionismus“

Selbstbezogenheit – ist das nicht eine wunderschöne Vermeidung der Begriffe Egoismus oder gar Gier?

Die Welt hat auch einen Artikel über diese Ansprache, die aber nahezu den gleichen Wortlaut wie die FAZ nutzt, allerdings interpretiert die Welt:

Die Banker haben versagt – urteilt Bundespräsident Horst Köhler