Wie sich die Zeiten doch ändern

Gerade sagte meine Prinzessin zu mir:“Möönsch, dass muss doch stimmen, das war doch im Fernsehen“. Und mir wurde – wieder einmal – klar, wie sich doch unsere Wahrnehmung verändern muss. Früher war es so, dass die Frage „Hast Du das mit eigenen Augen gesehen?“ die Möglichkeit des Fernsehens (oder auch des Bildes) mit einschloss.

Diese Zeiten sind aber lange vorbei und wir müssen uns das immer und immer wieder vor Augen halten. „Mit eigenen Augen gesehen“ schliesst ALLE Medien aus! Dies gilt auch für dieses Blog, das Internet sowieso, Bücher und all der Schnarz.

SEHR allergisch reagiere ich persönlich auch auf den Satz:“Das timmt, ich habe es in einem Buch gelesen“. Irgendwann werde ich ein Buch schreiben, in dem ICH die Welt in nur zwei Tagen erschaffe, die eine chirurgisch einsetzbare Atomwaffe und sozialverantwortlich handelnde Manager und Politiker kreiere. Dann kann man auch diesbezüglich sagen: Stimmt alles, ich habe es in einem Buch gelesen.

PS: Meine Prinzessin meinte es ironisch!

Hat da ein Wecker geklingelt?

ist die SPD aufgewacht und stellt fest, dass sie weder vom Bonus der untätigen Kanzlerin profitiert, noch sonst ein gutes Bild im tagesaktuellen Politikgeschehen macht, oder wieso kippt die einfach so um? Das tun die doch nicht ohne Not? Wollen die anfangen sich zu profilieren? Haben die neben einem Atomkraftwerk geschlafen und von Kraft geträumt oder üben die einen Zwergenaufstand innerhalb der Koalition?

Wenn der Bundesabhörinnenminister Schäuble jetzt schon seine Vorratsdatenspeicherung hätte, würde er bestimmt jemanden kennen (die Telekom hat das einschlägige Erfahrung), der das im keim hätte ersticken können:

Die SPD spricht sich gegen den Bundeswehreinsatz im Innern aus.

Ja ist denn schon Weihnachten. Erst dachte ich, es wäre eine Ente, aber nein. Die Welt und die Tagesschau berichten. Der Spiegel erklärt:

„Bundeswehr-Einsatz im Innern steht vor dem Aus“

Heute trinke ich mit meinem Blonden Alien einen Sekt. Jawoll!

Quo vadis Spiegel Online?

Der Spiegel setzt sich mit dem Auftreten der öffentlich-rechtlichen Fernsehsender auseinander. Generell absolut legitim und gewiss auch sinnvoll. Aber ist dieser Artikel eine Publikation des Spiegel wie wir ihn kennen und auch mal so sehr achteten, oder bewegt sich der Spiegel eher in Richtung Titten-RTL und Hasstiraden-Bild?

Wenn Christian Stöcker in dem Artikel schreibt

„Öffentlich-rechtliche Zeitungen hat es in Deutschland nie gegeben. Die Demokratie hat das ganz gut überstanden.“

dann schaue ich mir den Spiegel von vor 20 Jahren an und vergleiche ihn mit einer heutigen Ausgabe. Damals das Pflichtprogramm der Intellektuellen, heute ein Massenmedium das sich – sein wir doch mal ehrlich – eher im Glanz vergangener Tage sonnt, als dass er noch das Potential einer Zeitschrift hat, die sich mit Franz-Josef Strauß anlegte. Wer sich dann den Spiegel in der Onlineversion anschaut, der findet Enthüllungsjournalismus aus Norweger „Abgeordnete telefonierte auf Staatskosten mit Wahrsagerinnen“ oder Warum wir reisen: Kuh ahoi!.

Insgesamt kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren (ich frage immer noch der Motivation des Handelns), dass dieser artikel seine einzige (Spiegel-interne) Daseinsberechtigung der Tatsache entnimmt, dass auch der Spiegel (ZU RECHT!) die Online-Konkurenz der Fernsehsender fürchtet.