Plötzlich Krieg? – Ein Experiment

Eines gleich vorweg: Das „Experiment“ ist voll in die Hose gegangen. Was vom ZDF vollmundig mit

Für ein solches Experiment sei ein öffentlich-rechtlicher Nischensender wie ZDFneo besonders geeignet, findet Senderchefin Simone Emmelius. Denn hier könnten hochaktuelle Themen wie Ausgrenzung und Krieg für eine junge Zielgruppe aufbereitet werden, für diejenigen, die Nachrichtensendungen oder Dokumentationen oftmals ganz bewusst umschiffen. „Wir haben als öffentlich-rechtlicher Sender die Kompetenz, mit solchen schwierigen Themen sorgfältig umzugehen.“ Quelle meedia

beworben wurde ist nicht einmal ein Sturm im Wasserglas.

Ich war sehr gespannt auf dieses „Experiment“, schließlich sind Soziologie und Psychologie „Hobbys“ von mir. Schon im Vorfeld wurde ich an das sogenannte Robber’s-Cave-Experiment von Muzaffer Şerif Başoğlu erinnert. Das ist deutlich ausbaubar – schließlich hat Muzaffer Şerif „nur“ mit Jugendlichen gearbeitet. Erwachsene Menschen können viel garstiger werden.

Und ich durfte feststellen, dass das ZDF hier alten Wein in (leicht abgeänderten) neuen Schläuchen präsentierte. Nachdem ich mich durch die vier Teile (Bei Youtube ab Youtube zu finden – kann man sich aber auch sparen) gebissen habe muss ich sagen: Eine Mischung aus Big Brother und Spielshow. Ein wissenschaftlicher Anspruch war für mich nicht wirklich feststellbar. Das ganze Spektakel mündete in einer Art abgemildertem Rugby-Spiel, während dessen von ZDFneo-Moderator Jochen Schropp, Gruppendynamik-Experte Christopher Lesko festgestellt wurde: „Ja, sie gehen körperlich aneinander“, „Ja, sie beschimpfen sich“. Sorry Leute, aber das ist BULLSHIT! In diesem Experiment ist NICHTS unvorhersehbar oder gar überraschend. Eine Dokumentation über das Robber’s-Cave-Experiment von 1954 hätte deutlich weniger Aufwand und Kosten erfordert, und wäre deutlich hilfreicher im Sinne eines Bildungsauftrages gewesen. Mir kommt es so vor, als wenn die Macher dieses Formates Nächtens in einer Kneipe saßen und nach einigen Alkoholika schlicht eine hippe Idee hatten mit welcher man ein paar Gebührengelder der ZDF verbrennen kann und die sich gut im Lebenslauf macht.

Danke ZDF für 3 Stunden verschenkte Lebenszeit.

Olympische Spiele 2024 in Hamburg?

Volksabstimmung in Hamburg Pro oder Kontra Olympia 2024

Es wird wieder volksabgestimmt. Die Freie und Hansestadt Hamburg hat die wahlberechtigten Bürger aufgefordert ihre Stimme abzugeben, ob sie dafür oder dagegen sind, dass die Olympischen Sommerspiele 2024 in Hamburg ausgerichtet werden.

Und schon mein alter Klassenlehrer feststellte: „Jedes Bürgerrecht impliziert eine Bürgerpflicht“. Wer also die Möglichkeit seine Meinung kund zu tun, sollte von dieser Mitwirkungsmöglichkeit auch Gebrauch machen. Also Hamburger: Stimmt ab!

Wie aber soll man stimmen? Überall sieht man Plakate hängen, die für Olympia werben. Kammer und Vereine werben für Olympia. Also möchte ich einmal meine Gedanken und Abwägungen festhalten und anregen sich auszutauschen.

Pro Olympia in Hamburg

Manches spricht für die Ausrichtung der Olympischen Spiele 2024 in Hamburg:

  • Sanierung und Bau von Sportstätten, die Hamburgern und den Bürgern aus dem Umland zu Gute kommen (können….). Insofern sind die Sportvereine natürlich weitestgehend für Olympia. Ist ihr gutes recht.
  • Auch die Verkehrsinfrastruktur müsste angepasst werden. Auch hiervon könnte Hamburg viele Jahre profitieren.
  • Die Touristikbranche in Hamburg und Umgebung reibt sich natürlich die Hände: Viele Touristen und Besucher, die sowohl die Betten als auch die Restaurants füllen.
  • So ein Massenereignis bleibt in den Köpfen: Die Ausrichtung der Olympischen Spiele würde Werbung für die (wahrlich schöne) Stadt Hamburg machen, von welcher Touristik und Einzelhandel noch viele Jahre profitieren können.
  • Alle obigen Punkte können(!) ein schönes Wachstum in diversen Wirtschaftszweigen erzeugen. Manches nur temporär, anderes langanhaltend
  • Und was ist mit Kiel – wir sollten Kiel nicht vergessen: Kiel ist in den letzten Jahren durch den Wegzug von einigen Teilen der Bundeswehr arg gebeutelt worden (in Kiel ist nicht viel, wenn die Bundeswehr komplett weg ist). Auch (die ebenfalls schöne Stadt) Kiel hätte einen kleinen Wirtschaftsboom verdient.

 

Kontra Olympia 2024 in Hamburg

Wie alles, hat auch die Olympiabewerbung eine Kehrseite. Es gibt einiges, was gegen die Ausrichtung spricht:

  • Die Kosten 1):  Die Ausrichtung soll(!) 11.200 Millionen Euro kosten. Davon können Einnahmen in Höhe von 3.800 Millionen abgezogen werden. Bleiben Nettokosten von 7.400 Millionen Euro im Raum – abzüglich der Erstattung des Bundes von 6.200 Millionen bleiben 1.200 Millionen Euro im Raum stehen, die Hamburg zu tragen hat. (Anmerkung: In den Medien wird gern in Milliarden gerechnet – ich finde es „übersichtlicher“ die Geldmenge in Millionen anzugeben..) Allein von den Kosten in Hamburg könnte man 1.200 Menschen zu Millionären machen.
  • Die Kosten 2) Hamburg hat ausreichend Baustellen, die in den nächsten Jahren noch sehr viel Geld kosten können uns werden. Ich erwähne hier nur die HSH-Nordbank. Auch an der Elbphilharmonie wird noch abgestottert.
  • Die Kosten 3) Erwähnte ich schon die Elbphilharmonie? Deutsche Entscheider sind dieser Jahre eher unfähig zu kalkulieren. JEDES Großprojekt wird deutlich teurer, als es im Vorwege kommuniziert wird. Ich schaue nach Berlin und Stuttgart und erwähne den Flughafen BER sowie den Bahnhof Stuttgart 21. Die Kosten der Elbphilharmonie haben sich vervierfacht, BER hat sich „nur“ verdreifacht und auch Stuttgart 21 überrascht nicht wirklich mit circa dreifachen Kosten.
  • Verkehrsinfrastruktur: Manche Hamburger mit denen ich sprach erklärten mir sinngemäß:“Wenn dass in Hamburg stattfindet bin ich im Urlaub, die Stadt ist jetzt schon zu voll“ Gemeint sind sowohl Individual- als auch öffentlicher Nahverkehr. Auch ich werde wohl Urlaub nehmen, da ich mir das Elend nicht antun muss (OK, hier kommt meine Grundstimmung durch..)
  • Last – but not least. Die Menschlichkeit: Europa hat derzeit ein Problem, nein die Welt hat ein Problem: Kriege produzieren Flüchtlinge. Menschen die unserer Hilfe bedürfen, da ihr Elend – zumindest teilweise – auch von uns verursacht wurde und wird.Wie viel Hilfe könnte man den Flüchtlingen gewähren, würden die Olympiakosten von (und ich will hier nicht mit dem dreifachen Wert rechnen) 11.200 Millionen Euro in Hilfsprojekte investiert werden?
  • NACHTRAG 4.11.2015 18:00: Aus der Hotelbranche erreichte mich gerade die Information, dass Hamburger Hotels gar nicht mit so viel Mehrumsatz rechnen. Denn sollte Olympia 2024 in Hamburg stattfinden, würden diverse kommerzielle Veranstaltungen in Hamburg NICHT stattfinden, da die Veranstalter die Olympia gern aus dem Weg gehen.

Wollen wir eine große und vor allem teure Party veranstalten um Werbung für unsere schöne Stadt zu machen? Oder wollen wir unsere Olympiabewerbung unter dem Slogan „Leider keine Party – dafür Hilfe für Bedürftige“ zurück ziehen? Ich denke, dass „Hilfe für Bedürftige“ ein Signal nicht nur aus Hamburg heraus, sondern für ganz Deutschland sein könnte. Vorbild sein und Maßstäbe setzen.

Frage nicht was die Menschen für dich tun können, frage was Du für die Menschen tun kannst. Willst Du eine Party geben, oder Bedürftigen helfen?

Mein Kreuz ist noch nicht gemacht. Was denkt ihr?

Onlinelieferdienst – quo vadis?

Seit Jahren kann man – ich glaube Pizzadienste haben damit angefangen – quasi rund um die Uhr online Essen bestellen. Ob es Pizza, Sushi, Döner oder Indisch ist – lt. Monty Python sollen sogar Urlaubsbilder möglich sein.

Entweder man bestellt direkt auf der Webseite eines bekannten Lieferanten, oder man nutzt einen der vielen Aggregatoren, bei welchen man diverse Lieferdienste findet, die an der betreffenden Postleitzahl verfügbar sind. Und genau hier setzt das Problem an, welches man schon von Ebay oder Amazon kennt: Die Bewertungen.

Es scheint ein sehr harter Wettbewerb auf diesen Portalen statt zu finden. Schon vor Monaten rief in unserer Firma (dort bestellt quasi täglich irgend jemand etwas) ein Lieferdienst an und pöbelte, was denn die schlechte Bewertung sollte – wir sollten ihn besser bewerten. Was war geschehen: Man kann 1-5 Sternchen vergeben. Wir hatten ihm 4 gegeben. Solange die Speisen nicht ABSOLUT SUPERKLASSE, der Lieferant quasi beim Drücken des „Senden“-Buttons auf der Webseite vor der Tür steht oder das leckerste Steak für 5,00€ angeboten wird, gibt es 4 Sternchen. Man benötigt Luft nach Oben – kann ja immer noch etwas VIEL besseres kommen. Vier Sternchen sind „besser als Durchschnitt“. Aber der Lieferant bestand darauf, dass wir ihm für sein gutes (nicht SEHR gutes) Essen 5 Sterne geben, sonst würde er uns nicht mehr beliefern. OK, kann er haben. Wir hatten dort das letzte Mal bestellt.

Heute wieder: Das Telefon klingelt, ich gehe ran:

„Guten Tag, Paradise Lieferservice hier. Wenn ihr mit unserem Essen nicht zufrieden seid, braucht ihr ja nicht mehr bei uns bestellen“ –

Ich so: „Hääää ? Was wollen Sie bitte von mir, wie kann ich helfen?“

„Ihr habe gestern bei uns bestellt und wart unzufrieden“

„Sorry, aber ich weiß nun im Moment nicht, welcher meiner Kollegen an der Stelle Ansprechpartner ist. Was ist denn passiert?“

„Ihr wart unzufrieden, ihr habt uns mit weniger als 5 Sternen bewertet – wenn ihr nicht zufrieden seid, braucht ihr nicht bei uns bestellen“

(So langsam wird mir fad und ich gedenke das Gespräch auf meine mir sehr eigene aber deutliche Art zu beenden) „Entschuldigung, seit wann bitte duzen wir beide uns“

„Duzen, wieso duzen – ich habe nicht geduzt“

„Weil Sie die ganze Zeit von „Ihr“ sprechen, und das ist die 2te Person Plural, quasi das Du in Gruppenform – und ich denke das beste ich, ich lege hier stumpf auf, wegen übertriebener verbaler Nähe ihrerseits.“

Wie konnte es so weit kommen, dass ich – ich bin eigentlich ja gar nicht sooo böse (naja, manchmal) – derart reagieren muss? Der Mann auf der anderen Seite scheint ja auch nur seinen Job zu machen. Was ist mit der Bewertung passiert und was ist in der Branche los?

Mit dem Essen ist es einfach – ich konnte es klären: Das gelieferte indische Gericht war – schon das zweite Mal seit dem Wechsel des Inhabers – schlicht langweilig und untergewürzt. Und da dies das zweite Mal passierte, wurde dies als Kritik in dem dafür vorgesehen Kommentarfeld bei dem Lieferanten hinterlassen. Und exakt DAS war der Fehler. Die Lieferanten wollen hier nur edles Lobgehudel lesen. Kritik, welche einem helfen könnte seine Dienstleistung zu verbessern ist schlicht unerwünscht.

Und auch für diese Kritikallergie gibt es einen Grund: Jedes fehlende Sternchen senkt den Bewertungsdurchschnitt. Und wo bestellt der geneigte Neubesteller? Bei den Lieferanten, bei dem möglichst hohe Wertungen zu lesen sind. Was dazu führt, dass mehr als ein Lieferant lieber auf Kunden verzichtet, als ein „Sorry, tut uns leid, wie können wir Sie wohlwollend stimmen“? formulieren zu müssen. Kritik unerwünscht.

Sorry Leute – so funktioniert das nicht. Kritik sollte etwas willkommenes sein, denn nur mit dem – auch negativen – Feedback der Kunden kann man seine Dienstleistung verbessern.

[Nachtrag 24.09.2015]:

Der Lieferant „Paradise Food Service“ hat nachgelegt und die Kritik enthaltende Wertung ZWEIMAL löschen lassen. Dass der Aggregator „Pizza.de“ auf Zuruf des Lieferanten Kritik löscht ist bemerkenswert, und zeigt dass die Bewertungen auf Pizza.de nicht den Speicherplatz wert sind, den sie auf dem Datenträger benötigen.