Produktmarketing veranstaltet einen Wettbewerb: Dümmste Userverarsche

Es gibt Meldungen, die man am 1sten April, nicht aber am 23.ten Juli erwartet:

Die Deutsche Post steht im Briefversand zunehmend unter Druck: Durch die Wirtschaftskrise sinkt die Menge an Werbepost um zehn Prozent. Immer mehr Geschäftskunden wechseln hin zur elektronischen Post über E-Mails. Erstmals will nun die Post selbst von diesem Trend profitieren.

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„Unser wichtigster Punkt dabei ist, dass wir den Kunden die gleiche Sicherheit bieten wie im herkömmlichen Briefversand“, sagte Post-Vorstand Jürgen Gerdes in Bonn. Kunden müssen sich für diesen elektronischen Briefkasten registrieren lassen und Gebühren dafür bezahlen.

kann man der Welt entnehmen. Ist das nicht süß? Die Internetausdrucker melden sich mit DER innovativen Idee des 21sten Jahrhunderts zu Wort: Briefe online über das Internet versenden! Boah! Wollen wir den Produktmanagern der Post verraten, dass EMail eine der ersten Applikationen des Internet war? Das die sogenannte „@“-Adressierung bereits 1971 eingeführt wurde?

Wenn man dann der Post noch erklärt, dass es die Funktionalität „Return receipt“ (welche quasi als Einschreiben mit Rückmail funktioniert)  auch schon seit VIELEN Jahren gibt und es meistens komfortabler ist, ein Dokument (auch als signiertes, dokumentenechtes und vom Finanzamt akzeptiertes PDF) direkt am Rechner zu empfangen und abzulegen oder gar weiterzuleiten, dann bleibt doch da an Innovation eher nichts über.

Schrieb ich eben, dass da nichts über bleibt? Naja, das ist natürlich falsch. Denn mit geschicktem Marketing, kann die Post diesen toten Hund bestimmt an den einen oder anderen Kunden verkaufen. Mit der gleichen Wertigkeit, mit der man Inuit Kühlschränke, dem Papst ein Doppelbett oder Kuckucksuhren inkl. Vogelfutter verkauft.

Was für Knallchargen. Ich frage mich, ob in der Produktmarketingbranche gerade ein interner Wettbewerb „wer verarscht seine Kunden am dümmsten“ läuft.

PS: Grandios finde ich den Satz: „gleiche Sicherheit bieten wie im herkömmlichen Briefversand“. Daraus schliesse ich, dass per Zufallsgenerator entschieden wird, welche Mail denn nun gelöscht oder für ein paar Wochen zwischengelagert wird. DAS ist mir bei Mail bislang nämlich noch nicht vorgekommen. DAS wären tatsächlich neue Funktionen im Bereich Mailzustellung.

Es fing schon mal in Frankreich an

Ich weiss nicht woran es liegt. Aber unsere westlichen Nachbarn – die Franzosen – welche oftmals aus historischen Gründen und fälschlicherweise als Erbfeind bezeichnet werden, sind deutlich weniger obrichkeitshörig als wir.

Wenn DORT die Transportunternehmen streiken, dann geht gar nichts mehr. Hier steht man höchstens vor leereren Regalen. Auch andere Ursachen, die den Unmut des Volkes schüren können, werde in Frankreich zum Anlass genommen auf die Strasse zu gehen und mit vielerlei Mittels auf sich aufmerksam zu machen. Der grosse Wandel in Europa wurde schliesslich auch in Frankreich eingeläutet. Ich sage nur „Sturm auf die Bastille„, welcher die franzöische Revolution einleitete.

Während wir faul und stoisch zuschauen, wie unser alle Steuergeld, den ohnehin schon Reichen mit Gewalt in das Fettsteiss gestrieben wird, geht der Ranzose in den Schuppen und holt schon mal die Erb-Heugabel:

In einem landesweiten Streik protestieren französische Arbeitnehmer gegen das Sozial- und Wirtschaftsprogramm von Präsident Sarkozy. Hunderttausende gehen auf die Straße.

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Den Unternehmen werfen die Gewerkschaften zugleich vor, die Wirtschaftskrise für Entlassungen zu nutzen.  „Wir wollen nicht für eine Krise zahlen, die die Banken angerichtet haben“, erklärte der Chef der Gewerkschaft CFDT, Francois Chérèque. „Wir fordern einen zweiten Konjunkturplan, der diesmal auf die Kaufkraft zielt.“

(Quelle TAZ) Und mal ganz ehrlich: Was sind denn 12 Euro für eine Heugabel, im Vergleich zu den 625 Euro, die uns das Stützen der Bank- und anderen Wirtschaftsmanagern kostet? Vor allem, so eine Heugabel, die schmückt – bei Nichtbenutzung – auch das Wohnzimmer. Das gibt dem ganzen etwas rustikales. Weg vom Chrom und Edelstahl-Ambiente.

Nachtrag: Nun berichtet auch die Tagesschau:

Lehrer, Arbeiter, Krankenschwestern, Lokführer – in Frankreich arbeiten heute nur die wenigsten. Acht Gewerkschaften haben zum Generalstreik aufgerufen. Chaos blieb bisher aber weitgehend aus. Nun wird mit Spannung erwartet, wie viele Menschen zu den rund 200 Demonstrationen kommen.

Die NZZ schreibt:

Protestiert wird gegen die sozialen Folgen der von Staatspräsident Sarkozy verordneten Reformpolitik, den Abbau von Stellen im Staatsdienst, den Verlust von Kaufkraft, die steigende Arbeitslosigkeit und die abnehmende soziale Solidarität. Die Massnahmen der Regierung zur Linderung der Wirtschaftskrise werden als ungenügend angesehen. Es gehe nicht an, dass die Krise auf dem Rücken der Arbeitnehmer ausgetragen werde.