Alles ist relativ, auch Daisy

Ja, ich meine natürlich auch das „Unwetter“, über welches sich in Twitter meine Bekannten so bravourös lustig machten. Und sie haben ja recht: In weiter Teilen Deutschland war Daisy nicht mehr als Medienrummel. In Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig Holstein allerdings hat Daisy ja nun doch mit Schneewehen auf Autobahnen und Bundesstrassen sowie Hochwasser an der Ostsee für deutlichen Trouble gesorgt. Inklusive Ausrufen des Katastrophenalarms in Meck-Pom.

In der FAZ gibt es einen wunderschönen Kommentar von Sascha Zoske der die Ursache für die eigentliche, bundesweite Katastrophe auf den Punkt bringt:

Die lautesten Herolde des Unheils sind jedoch nicht die Fachleute, sondern jene Publizisten, denen das Ethos des Konjunktivs abhandengekommen ist. Es stimmt schon: Das Wörtchen „kann“ taugt nicht für Schlagzeilen. Aber fairerweise muss gesagt werden, dass es in der Verlautbarung des Bundesamts für Bevölkerungsschutz zu „Daisy“ fünfmal vorkommt.

Wir bekommen die Informationen nicht vom Informationsgeber selbst, sondern alles wird uns durch die Medien aufbereitet. Jede Zeitschrift könnte täglich die Headline bringen: „Sie können heute sterben“. Natürlich kann ich das. Aber wie gross ist die Wahrscheinlichkeit. Früher gab es den kritischen Journalismus – heute nur den das, was vom Axel- Springer Verlag als „Qualitätsjournalismus“ (Unwort des Jahres?) bezeichnet wird: Titten, Skandale, Katastrophen.

Auch die Grünen erklären sich selbst als unwählbar

Manchmal zähle ich Politker diverser Parteien – auf meine charmente, mir sehr eigene Art – an, wenn Sie irgendwie in dritter oder vierter Reihe in der Parteihiercharchie stehen. Heute aber schicken die Grünen gleich den Fraktionsvorsitzender der Grünen in der Bremischen Bürgerschaft (Matthias Güldner) ins Rennen. Fraktionsvorsitzender ist schliesslich jemand der – in diesem Fall – in einem Bundesland die Partei hinter sich haben sollte, denn diesen Teil einer Partei vertritt er. Und WIE das der Güldner macht, teilt er uns mittels eines Kommentars in der Welt mit, aus dem ich hier mal ein paar Aussagen betrachten möchte:

Regeln gelten überall, auch im weltweiten Netz. Die ignorante Argumentation gegen Internetsperren kommt von Menschen, die es sich in virtuellen Räumen bequem gemacht haben und übersieht die Opfer in der realen Welt.

An dieser Einleitung merkt man gleich, da spricht jemand, der weiss worum es geht: Ein Flachmann von Welt. Da drängt sich mir sofort die Frage auf, ob das der verlorene, ausgesetzte Sohn der Zensursula ist. Wer für Löschen und gegen Sperren ist, wird als Ignorant dargestellt. Da hat man eine Basis auf der man für weitere Gespräche aufsetzen kann – NICHT!

Aber wenn der (man kann es nicht oft genug wiederholen) Fraktionsvorsitzender der Grünen in der Bremischen Bürgerschaft erstmal loslegt, dann fliegen die intellektuellen Fetzen, da merkt man dass er sich zu Themen äussert, um die er sich echt bemüht hat:

Da ist zum Beispiel das Argument, die Sperren könnten umgangen werden. Da haben sich einige wohl das Hirn herausgetwittert. Genauso gut könnte die Tatsache, dass Morde begangen werden, obwohl sie verboten sind, als Argument gegen den Mordparagraphen im Strafgesetzbuch angeführt werden.

Mit dieser Aussage beweisst Güldner einmal mehr, wessen geistiges Zensurkind er ist und dass er von der eigentlichen Problematik so wirklich GAR keine Ahnung hat. In schwärzester CDU-Manier wird herumargumentiert, ohne den Realitäten in die üble Fratze zu sehen. Güldner verwechselt in einer fast naiv zu nennender Weise Ursache und Wirkung. KEINER der Zensurgegner will laschere Gesetze gegen Kinderpornografie oder gar Kindesmissbrauch. Aber wenn der Matthias erstmal loslegt, dann ist der ja nicht zu halten.

Schade, aber Güldner hat mit diesem Kommentar bewiesen, dass auch die Grünen in mittlerweile wirksamen Positionen Politiker sitzen haben, die in jedes Mikrofon reinlallen. Hauptsache der Name ist mal in der Zeitung – und wenn es nur die Welt des Springer Konzern ist. Mir wird übel bei soviel Schwarz im Grün. Geht GAR nicht.