Arbeitslose werden abgewrackt

In den Zeiten von Raubrittern und Burgen, waren Belagerungen ein adequates Mittel welches Angreifer nutzen um den Gegner auszuhungern. In dieser, unserer Bananrepublik erinnert man sich an diese traditionsreiche Kunst und so kann man heute im Spiegel folgendes lesen:

Die Bundesregierung definiert die Abwrackprämie als eine „Einnahme in Geldeswert“, berichtet die „Lausitzer Rundschau“. Das bedeutet, dass die Prämie mit dem Hartz-IV-Grundeinkommen verrechnet wird.

Tja, wenn Du schon mal drinsteckst in der Kacke…. Denn auch Hartz-IV Empfänger dürfen sehr wohl ein Kraftfahrzeug besitzen. Wir sollten nicht aus dem Auge verlieren, dass immer mehr Hartz-IV Empfänger – bevor sie in den Bodensatz der Gesellschaft rutschten – sehr gute Jobs hatten und auch einen kleinen Wohlstand erarbeiten konnten.

Was kommt als nächstes?

Verdammt, ich kann das Heulen nicht mehr ertragen

Alles jammert nach „mehr Geld“ und Subventionen. Banken, Autohersteller und Zulieferer und auch Ratiopharm ist nicht vergessen. An der Spitze (zumindest was die Medienaufmerksamkeit angeht) steht die Madame Schaeffler. Die Frau, die eigentlich erst richtig bekannt wurde, weil sie den Hals nicht voll kriegen konnte und sich ja unbedingt den Conti-Konzern einverleiben musste – trotz der Warnungen.

In der Welt meldet sich jetzt der Betriebsrat zu Wort:

Der Schaeffler-Konzern kann seine finanzielle Notlage nach Einschätzung des Betriebsrats nur mit staatlicher Hilfe bewältigen.

verdammte Kiste – muss der Steuerzahler denn alles wuppen?

Wann wird der erste „Tante Emma“-Laden gesponsort? Wann endlich müsste man schreiben, denn „das Geld“ wetzt gierig durch die Lande und versucht durch Verdrängung und unüberlegte Expansion immer mehr-mehr-mehr zu besitzen. Geht aber nicht.

Ein anderer Artikel – ebenfalls Welt – beschreibt den gierigen Verdrändungsversuch von „Aldi, Lidl und Co.“:

Große Verlierer der Schlacht: die Supermärkte. Doch die Kunden profitieren.

Wobei ich einen weiteren Verlierer rieche, der aber nur ungern genannt wird: Die Erzeuger. Ein Preis besteht AUCH aus den Herstellungs- sowie Logistikkosten. Gerade die grossen Discounter (wie alle Anbieter mit genügend Einkaufsmacht) zwingen die Lieferanten zu niedrigeren Preisen, was dazu führt, dass letztendlich auch die Mtarbeiter der Zulieferer weniger Geld – oder eben keine inflationsbereinigende Gehaltserhöhung bekommen. Oder – noch viel besser – es muss rationalisiert werden und Arbeitsplätze fallen weg.

Das Ergebnis: Weniger Kaufkraft beim Konsumenten – mehr Arbeitslose oder Hartz-IV-Zuschuss Beziehende, aber Gewinne bei „Aldi, Lidl und Co.“. Bravo!

Die Kunden werden langfristig NICHT profitieren, denn sie werden über Steuern und andere Abgaben, die jetzt gemachten Gewinne der Discounter bezahlen müssen.

Die Ausbeuter blasen zum medialen Sturmangriff

Sechs neue Branchen kommen unter den Schutzschirm staatlich garantierter Mindestlöhne. Er überspannt damit bald vier Millionen Beschäftigte. SPD, Linke und Gewerkschaften sehen sich als Gewinner. Sie haben die Union in die Knie gezwungen, und der Mindestlohn ist populär. Die eigentlichen Verlierer sind aber die Schwächsten im Land. Die Mindestlöhne werden viele gering Qualifizierte arbeitslos machen und in die Sozialfürsorge drängen. Der Mindestlohn ist unsozial, die Kampagne für ihn verlogen.

schreibt Romanus Otte in einem Kommentar in der Zeitung des Spingerverlages „Welt“. Die weitere Argumentation ist so billig wie die Löhne, die von ausbeuterischen Arbeitgebern freiwillig gezahlt werden. Leidet Romanus Otte unter dem  „Politiker-Syndrom“? Ist er so weit weg von der realität, dass er in seiner Scheinwelt nicht mehr sieht, was tatsächlich um ihn herum passiert? Liest er die Zeitschrift, für das er kommentiert nicht, in dem man man noch vorgestern lesen konnte:

Allerdings liegt der Median – die Schwelle zur Trennung des reicheren vom ärmeren Teil der Bevölkerung – weiterhin bei rund 15.000 Euro. Die gestiegenen Privatvermögen gehen also ausschließlich auf das Konto der reicheren Deutschen.

Um diese Schere anzugehen, muss man schlichtweg die Tendenz der Unternehmer immer weniger Lohn für gleiche Arbeit (bei höheren Gehältern für die Manager) aufbrechen und nicht mit vorkswirtschaftlichem Blödsinn daher kommen wie Otte, der in seinem „Kommentar“ sagt:

„Guter Lohn für gute Arbeit“ mag guten Willen ausdrücken. Der Umkehrschluss heißt aber: keine Arbeit für weniger Lohn. Und keine Arbeit heißt Sozialfürsorge, Abschiebegleis. Der Staat kann Mindestlöhne vorschreiben. Er kann aber niemandem vorschreiben, zu diesem Lohn auch Menschen zu beschäftigen.

Das Problem ist doch vielmehr, dass heute Menschen gezwungen sind für JEDEN Hungerlohn zu arbeiten, da die Arges auch Hungerlohn-Jobs vermitteln. Und wer den angebotenen Job nicht annimmt, der kriegt gar kein Geld. „Keine Arbeit für weniger Lohn“ heisst nämlich auch: Mach deinen scheiss selbst, wenn Du als Arbeitgeber nicht in der Lage bist an angemessenes Gehalt zu zahlen.

Vollzeitjobs, deren Gehalt nur deshalb das Überleben sichert, weil neben dem Gehalt noch Wohngeld und andere Hartz-IV Zuschüsse gezahlt werden, sind asozialer Diebstahl am Volksvermögen zu persönlichen Bereicherung.

Natürlich hat Otte auch wissenschaftliche Studien zur Hand:

Die Ökonomen David Neumark und Willliam Walscher haben die Studien zum Mindestlohn der vergangenen 15 Jahre ausgewertet. Ergebnis: Die aktuelle Forschung bestätigt die Vermutung, dass Mindestlöhne die Beschäftigung gering qualifizierter Arbeitnehmer verringern.

Ist das oben zitierte (und mehr zitiert Otte – bewusst? – auch nicht aus der Studie)  alles? Oder ist das so aus dem Zusammanhang gerissen wie das schöne Zitat: „Stell dir vor es ist Krieg und keiner geht hin“, wer weiss den, dass es weitergeht mit den Worten „dann kommt der Krieg zu dir“. Manipulation durch Auslassung ist nicht wirklich neu.

Aber mal ganz ehrlich: Wer kennt sie nicht, Studien, die bewusst als Auftragsarbeit ausgeführt werden. Zu jedem Thema wird es Studie und Gegenstudie geben und nur wer sich nicht wirklich mit dem Thema auseinandergesetzt hat, wird bei dem Wort „Studie“ ehrfurchtsvoll zusammenzucken. Interessant bei den Erstellern der Studie ist, dass Wlliam Walscher per Google zu exakt EINEM Treffer führt. dem auch hier zitiertem Welt-Kommentar. Dahingegen  bekommt man von Neumark viele Informationen bezüglich seines Werdegangs. „Board of Governors of the Federal Reserve System“ findet man dort z.B. für den Zeitraum 1987-1989.  MOMENT – manchmal ist das Leben wahrlich putzig. Denn genau über DIESE Anstalt habe ich gerade den vorigen Artikel gebloggt. Ist natürlich fies, denn so konnte Herr Otte – zumindest nicht auf meinem Blog – recherchieren, wessen Lied der Herr Neumark zu singen gelernt hat: Das Lied des Kapitals.

Der Kommentar Ottes passt wunderbar in das Wahljahr 2009, denn WENN man schon mal dabei ist Informationen manipulativ unters Volk zu streuen, darf der Schlussatz

Die Linke will den Arbeitsmarkt wieder gegen die Schwächsten abschotten. Sie sollen wieder vom Markt gedrängt und mit Sozialfürsorge ruhiggestellt werden. Der Linken passt das doppelt ins Kalkül: Sie hat Erfolg bei ihrer klassischen Klientel, indem sie die unteren und mittleren Einkommen stabilisiert. Und sie setzt darauf, dass auch jene, die auf staatliche Fürsorge zurückgeworfen werden, für sie eher ansprechbar sind. Ist das zynisch? Sozial ist es jedenfalls nicht.

natürlich nicht fehlen.

Herr Otte, ihr „Kommentar“ gehört für mich eher in die Kloake der wissentlichen Manipulation, denn in eine anständige Zeitung (obwohl … Welt …. Naja, ist ein anderes Thema). Da frage ich mich unwillkürlich ob und von wem Herr Otte für dieses Pamphlet bezahlt wurde.