Die Irrlichtgestalt Unteroffizier der Reserve Guttenberg

Es sind die Medien und nicht die eigenen Taten, die unseren geschniegelten Selbst-Verteidigungsminister zu einer Lichtgestalt machten. Und die unkritische Beweihräucherung geht in einigen Medien ungebremst weiter. Der „Nordbayerischer Kurier“ (Bayreuth) schreibt zum Beispiel (kein direkter Link, Zitat über FTD):

„Guttenberg weiß als Unteroffizier der Reserve, wie das Militär tickt.“

Ja, der Unteroffizier der Reserve.. Hört sich erstmal gut an. Aber wie lange hat Guttenberg denn bei der Bundeswehr verbracht, dass er dieses Wissen um die Bundeswehr hat? Wikipedia hilft da:

1991 leistete Guttenberg seinen Grundwehrdienst im Gebirgsjägerbataillon 233 in Mittenwald. Er schied als Unteroffizier der Reserve aus.

Aha, Grundwehrdienst. Welche Wehrdienstzeit musste man denn 1991 ableisten? Ab 1990 betrug die Wehrdienstzeit gerade mal 12 Monate! Verzeihung, aber deutsche Wehrpflichtige meiner Altersklasse hatten eine Wehrdienstzeit von 15 Monaten und wissen dann wohl noch besser „wie das Militär tickt“.

Alles Bullshit. Ich bin damals dem Spruch :“Männer wie wir: Z4 – wer dann noch lacht Z8″ (ohne zu lachen) gefolgt und habe genügend Vollhonks im Range eine Unteroffiziers kennen gelernt. Denn gerade die jungen Uffze haben KEINE Ahnung wie das Militär tickt, denn sie verbringen die meiste Zeit mit Grundausbildung und Unteroffizierslehrgang. Eine echte Stehzeit in der Truppe haben die nämlich typischerweise nicht.

12 Monate Gesamtwehrdienst – 3 Monate Grundausbildung – 6 Monate Unteroffiziersausbildung – 4 Wochen Urlaub = ZWEI Monate in der Truppe

Der gegelte Bengel hat nicht mal seine Probezeit im aktiven Dienst hinter sich!

Musste in der Rubrik „Prüfe deine Quellen“ mal gesagt werden

Wie verantwortungsvoll die FDP mit Steuergeldern umgeht

Ich stehe dazu: Ich habe mehr als die Wehrpflichtzeit bei der Bundeswehr verbracht und mich auch mit vielen Aspekten der Bundeswehr auseinandergesetzt. Ich kann nicht anders, ich muss bewerten. Musste es schon damals.

Wenn ich heute in der Welt (ja, die schon wieder) über einen politischen Disput über die Unterwäsche der im Afghanistan eingesetzten Bundeswehrtruppen lesen:

Für die FDP-Verteidigungsexpertin Elke Hoff ist der Zustand allerdings nicht haltbar. „Soldaten mit 40 Jahre alter Unterwäsche nach Afghanistan zu schicken, ist abenteuerlich“, sagte sie der „Bild“-Zeitung.

dann gibt es zwei Möglichkeiten. ENTWEDER haben die Soldaten das stolze Alter von mindestens 60 Jahren erreicht und haben noch die Unterwäsche ihrer Grundausbildung im Tornister, oder aber aus Lagerbeständen wurde Wäsche ausgegeben, die vor 40 Jahren hergestellt wurde.

  1. Unterwäsche – gerade die von Soldaten – unterliegt nicht den modischen Ansprüchen von Schicki-Micki-Westerwelle oder der  Hoff, sondern hat funktionell zu sein. Damals wie heute
  2. Die Qualität der beschafften Kleidungsstücke der Bundeswehr nahm in den letzten 30 Jahren deutlich ab. Es ist davon auszugehen (ich weiss das jetzt nicht konkret), dass die alte Wäsche qualitätiv deutlich hochwertiger ist, als der „wir müssen den Etat kleinhalten“-Unterwäsche, die jetzt zur Verfügung steht.

Ich frage mich, was die FDP gemacht hätte, wenn die Bundeswehr für ca. 500 Satz „Unterwäsche für Soldaten die bei weniger als -30° eingesetzt sind“ einen Beschaffungsvorgang einleitet hätte. DANN wäre von Steuergeldverschwendung die Rede gewesen.