Selten war ein Politiker so deutlich – dumm

Als ich om SPON die Überschrift ‚Wulff spricht in Talkshow von „Pogromstimmung“ gegen Manager‘ las, fing mein Gehirn langsam an zu rattern. Meine Gedanken wanderten in Richtung „mag sein – aber wenn, dann selbst verschuldet“ oder „Das könnte zur Revolution gehören“.

Ich klickte den Artikel an, weil mich die Überschrift neugierig auf die Umstände der Aussage machte und ich las…

Zum ersten Mal in der gesamten Sendung stockt der Ministerpräsident, es folgt eine sekundenlange Pause. „Also, wenn diese Debatte nichts mit Neid zu tun hat…“, setzt er an. Dann fällt das Reizwort: „Ich finde, wenn jemand zehntausend Jobs sichert und Millionen an Steuern zahlt, gegen den darf man keine Pogromstimmung verbreiten“.

Zehntausende von Jobs sichern – liest Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff keine Zeitungen, ist er der am schlechtesten informierte Politiker Deutschlands? Nahezu jeden Tag liest man die Meldung, dass wieder irgendein Konzern Arbeitsplatze im vierstelligen Bereich abbauen will/muss. OK, wer 5000 Leiharbeiter entlässt (oder die gezielt einstellt!), macht so die Arbeitsplätze der Stammbelegschaft sicherer, aber sind die Leiharbeitsplätze keine Jobs?

Wulff hat recht, es werden Arbeitsplätze geschaffen, aber nicht von den hochbezahlten Managern, sondern von den Kleinunternehmern und den mittelständischen Unternehmen. Deren Führungskräfte werden aber eher jovial „Cheffe“ gerufen und nicht Manager.

Was die Millionen an Steuergeldern angeht, welche von den Managern gezahlt werden, so muss ich an gestern denken. Ich entschied gestern das Thema Zumwinkel nicht wieder aufzuwärmen. Aber Herr Wulff lässt mir ja gar keine Wahl.

Gerade gestern überschlugen sich die Medien mit der Meldung, dass die Bochumer Staatsanwaltschaft den früheren Postchef Klaus Zumwinkel wegen Steuerhinterziehung anklagen will. Wobei anzumerken ist, dass Meister Zumwinkel nur einer von Hunderten ist, gegen die derzeit Klage erhoben oder geprüft wird. Und nein, es sind nicht die Geringverdiener, die versuchen ihren Einkommenssteuerbescheid zu manipulieren, denn für die lohnt sich das gar nicht. Es sind die Grossverdiener, die massiv Geld am Fiskus vorbei schleusen. Warum wohl legt sich der Bundesfinanzminister Peer Steinbrück mit der Schweiz an? Steueroasen bringen nur Grossverdienern und Managern etwas.

Aber der Herr Wulff fand auch noch andere Fettnäpfchen mit Aussagen wir:

Wulff verteidigte mehrfach seine Position, dass Manager, die „unendlich viel investieren….

Was investiert ein Manager denn? Zeit, auch Gesundheit und Stress, ein leidendes Familienleben, aber welcher Manager hat denn eine Bürgschaft für sein Unternehmen am Arsch? Ja, das mit dem Stress etc. sehe ich ein. Habe es selber schon verspürt – die Verantwortung und einen Tagesablauf, der einen – wenn man sich denn am Wohnort aufhält – zu um 19:00 nach Hause fahren lässt, damit man bis 20:00 noch die Kinder sieht, um anschliessend bis nach 23:00 noch weiter zu arbeiten. Aber muss man dafür Millionenbeträge erhalten? So ein gehalt ist einfach unanständig, wenn man gleichzeitig tausende von Mitarbeitern – in die Arbeitslosigkeit! – entlässt.

Gerade kommt über die FTD die Meldung rein, dass die Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft einen Gewinneinbruch von 99% zu verzeichnen hat. Aber die Aktionäre (Institutionelle Anleger = 93,1%) erhalten die normale Dividende.

Wie für das Vorjahr will die Münchener Rück auch für 2008 eine Dividende von 5,50 Euro je Aktie zahlen, um die Eigentümer bei der Stange zu halten.

Dividende – Dividende. War das nicht der Anteil am Betriebsergebnis (vulgo Gewinn), der an die Aktionäre ausgeschüttet wird? Wieso bitte wird den Aktionären das Geld in den Arsch geblasen, wenn die Firma keinen Gewinn macht? Bei solchen Informationen muss man doch kotzen. Oder liegt es am Ende daran, dass diejenigen, die über die Dividende entscheiden, selbst eine erkleckliche Menge an Aktien besitzen? Dann aber wären doch wieder einmal Manager nichts anderes als raffgierige Idioten, die verprügelt gehören. Oder irre ich an der Stelle Herr Wullf?

Hat Mehdorn verarscht, oder verarscht er jetzt gerade?

Wenn mich mein Alzheimer nicht gerade allzusehr ärgert, war es doch der Chef der Deutschen Bundebahn AG, der erklärte, dass die Gehaltserhöhungen (z.B. für die Lokführer) die Deutsche Bahn AG in den Ruin und ihn selber in das Armenhaus treiben werden. Trotzdem der Schulden (ausschliesslich) bedingt durch die Gehälter für die Lokführer und technisch marode Vorzeigezüge (ICE) strebt(e) er den Börsengang an.

Und nun – also heute – schreibt die FTD:

„Die Bahn fährt trotz Finanzkrise weiter auf Erfolgskurs“, teilte Mehdorn mit.

und weiter:

Der Umsatz von DB ML kletterte in den ersten drei Quartalen um 7,8 Prozent auf 24,6 Mrd. Euro. Bereinigt um die Zukäufe kam ein Plus von 4,2 Prozent auf 23,8 Mrd. Euro heraus. Der operative Gewinn (Ebit) vor Sondereffekten ist um 12,3 Prozent auf 1,67 Mrd. Euro gestiegen. Der gesamte Konzern, inklusive des Schienennetzes, weist einen Umsatz von 25,2 Mrd. Euro und ein Ebit von 2,06 Mrd. Euro aus.

Ja hör mal Mehdörnchen, was ist denn nun gelogen? Die Information, dass dir die gehaltserhöhungen die Haare vom Kopf fressen, oder etwas die aktuelle Bilanz? Verarscht Du deine Mitarbeiter (die Kunden ja sowieso), oder deine Investoren und das Finanzamt?

Ich tippe ja auf Mitarbeiterverarsche, denn im Gegensatz zu dem Normalbürger ist das Finanzamt NICHT vergesslich und kann äusserst übellaunig werden, wenn man es verarscht.

Wie wundervoll ist doch die Welt der Wirtschaft

Nach der Inflationsangst sprechen nun die ersten Stimmen von der Deflation, begründet mit den sinkenden Rohstoffpreisen. Die FTD beschreibt nun das Schreckgespenst:

Fallende Preise drücken die Gewinnmargen. Die Folge sind Entlassungen, die wiederum den Konsum belasten und so die Gewinne der Unternehmen schmälern.

HALT! Kann ich das bitte nochmal in Slow-Motion haben? In dem Moment, wo Gewinnmargen angeknabbert werden, sind Entlassungen und dadurch bedingte Konsumeinschränkungen böse und lassen die Gewinne der Unternehmen bröckeln. Solange Unternehmen aber aus Gründen der Gewinnmaximierung (Shareholdervalue for the win) Mitarbeiter freisetzen (Entlassen), hat dieses keine Konsumbelastung und Gewinnschmälerung zur Folge?

Da verstehe ich die Differenzierung jetzt nicht so ganz. Oder ist der ausschlaggebende Moment, dass die Unternehmen in dem Fall der Deflation eben KEINE Möglichkeit haben, ihre Gewinne zu maximieren – auch nicht auf Kosten der Arbeiter?

Dreckspack – allesamt!