Kürzer leben dank Vitaminzusatzpräparat

Die Wohlfühlindustrie hat mehrere Ableger – gemein ist allen, dass Sie uns vorgaukeln, dass es uns besser geht, wenn wir unser Geld in ihre Richtung werfen.

Ein Standbein der Industrie, mit dem Sie versucht uns unser sauer verdientes Geld zu ersparen sind die Vitaminzusatzpräparate. Was gibt es da nicht alles zu kaufen. Das schönste Beispiel ist die unter dem Namen Vitamin-C bekannte Ascorbinsäure. In Deutschland muss kein Mensch zusätzlich zu seiner Nahrung Vitamin-C zu sich nehmen. Weil aber Ascorbinsäure für die chemische Industrie sehr preiswert herzustellen ist und sich Gesundheit immer gut vermarkten lässt,  kaufen und schlucken unzählige Menschen diese vermeindlichen Gesundmacher.

Die Basler Zeitung berichtete im August 2009

1933 war synthetisches Vitamin C ein Produkt ohne Markt. Heute ist es ein Milliardengeschäft. Dahinter steckt ein Basler Pharmakonzern, der eifrig Zwecke zum Mittel suchte.

Aber ist es nur ein harmloses Geschäft, dass uns „nur“ das Geld aus der Tasche zieht? Schliesslich hilft es doch – wenn auch nur ein bisschen, oder?

Nope, tut es nicht – vielmehr ist das Gegenteil der Fall. Wer seiner Liebsten stets Vitaminzusatzstoffe mitbringt, tut ihr nichts Gutes, sondern verkürzt ihr Leben:

Die Biologin Dr. Andrea Flemmer widerspricht: „Das stimmt nicht mehr so ganz, denn über den Bedarf hinaus eingenommene Vitaminmengen (zum Beispiel die Vitamine A, D und C) zeigen zum Teil bereits nach sechs Wochen unerwünschte Nebenwirkungen: Vitamin A und D reichern sich beispielsweise vor allem in der Leber an und können in sehr hohen Dosen eventuell Vergiftungserscheinungen verursachen. Bei künstlicher Vitamin C Einnahme (500 mg täglich) sind unter anderem folgende Gesundheitsschäden möglich: Nierensteine, erhöhter Cholesterinspiegel, Zerstörung von Vitamin B12, Osteoporose und Gicht.“ (br-online)

Eine andere Quelle sagt:

Während in der Plazebo-Gruppe 10,5 Prozent der Teilnehmer im Beobachtungszeitraum starben, kamen 13,1 Prozent der Probanden, die Vitaminzusätze nahmen, ums Leben. Die Forscher unterteilten ihre Analyse in Studien an gesunden und kranken Teilnehmern. In beiden Gruppen waren Vitaminzusätze eher schädlich als nützlich. (Süddeutsche)

Um Nahrungsergänzungsmittel zu verkaufen, muss nicht ein Hauch von Nutzen nachgewiesen, sondern nur der hygienische Standard eingehalten werden. Im Jahr 2006 wurde allein in Deutschland ein Umsatz von 465 Millionen Euro mit Vitaminzusätzen erwirtschaftet – Umsätze von Discountern nicht mitgerechnet.

Schon 2007 hatte das dänische Autorenteam einen Extrakt der Daten im angesehenen Journal of the American Medical Association publiziert. Seinerzeit gab es einen empörten Aufschrei von Vitamingläubigen und industrienahen Forschern. „Auch nach gründlicher Überarbeitung dieser zusammenfassenden Studie zeigt sich, dass Vitaminzusätze im Mittel eher schaden als nutzen“, sagt Gerd Antes, der das deutsche Cochrane-Zentrum in Freiburg leitet. „Die Kritik vom Vorjahr hat nichts an dieser Aussage geändert.“

Der Eine zieht euch das Geld mit vergoldetem Joghurt aus der Tasche, der Andere mit Vitaminen – alle behaupten, sie meinen es gut, sehen aber letztendlich nur den eigenen Profit.

Solltet ihr also nicht nachweislich an Vitaminmangel leiden, lasst die Finger von den guten Zusatzstoffen. Investiert das Geld lieber in eure Kinder oder steckt es einem Arbeitslosen zu.

Maulschelle wegen Maultaschen

Anscheinend gibt es tatsächlich noch so etwas wie soziale Intelligenz bei Inhabern eines Richteramtes:

Sechs geklaute Maultaschen rechtfertigen keine fristlose Kündigung. Die entlassene Altenpflegerin bekam in zweiter Instanz recht – und 42.500 Euro Abfindung. (Süddeutsche)

Ich ziehe meinen Hut vor dem zuständigen Richter und seiner Urteilsbegründung:

Dem Heim sei also kein materieller Schaden entstanden, sagte der Richter. „Es wurde höchstens die Abfallmenge reduziert.“

Danke-Danke-Danke sehr geehrter Herr Arbeitsrichter Christoph Tillmanns vom Landesarbeitsgericht Freiburg! DAS ist es, was ich von Richtern erwarte: Bodenhaftung, RECHTssicherheit und vor allem Fingerspitzengefühl und WEISHEIT. Gesetzestexte sind da um diese auszulegen und nicht stumpf mit einem Hammer durchzusetzen.

Diebstahl ist Diebstahl – aber Müll zu klauen ist KEIN Grund für eine fristlose Kündigung!