Wer will nicht seinen „privaten Büro-Inder“

Nur damit dies klar ist, den Begriff „privater Büro-Inder“ habe ich von der Welt übernommen, diese Begrifflichkeit hört sich in meinen Ohren doch zu diskriminierend an. Aber es soll nicht um Begrifflichkeiten, sondern um Arbeitslosigkeit gehen. Denn in dem Welt-Artikel geht es um „einfache“ Büroarbeiten, die nicht mehr im deutschen Vorzimmer, sondern in Indien durchgeführt werden.

Europäische Banken lassen hier Konten verwalten, amerikanische Firmen geben ihre Buchhaltung an Inder ab, australische Krankenhäuser schicken die Bilder von Computertomografien zur Auswertung auf den Subkontinent.

Die – erlaubte – Frage muss sein: Wer bezahlt die Konten, die Tomografien und wer versorgt die Buchhaltung mit Umsatzzahlen? Sind es allein die indischen Angestellten, oder sind das eher Deutsche, Amerikaner und Australier? Ich gönne JEDEM Inder eine Tätigkeit, mit der er den Lebensunterhalt für sich und seine Familie bestreiten kann. ABER: Sehen dies arbeitslose,  qualifizierte deutsche Arbeitskräfte auch so? Freut sich der Finanzminister auch über Steuereinahmen in Indien? Kurbeln die indischen Arbeitskräfte die Konjunktur in Deutschland an, indem sie Autos, Lebensmittel und ähnliches aus Deutschland bei deutschen Gewerbestreibenden kaufen?

Aber Hauptsache die

Investmentbanker in Frankfurt sprechen längst davon, bei ihnen habe „jeder seinen persönlichen Inder“, der auf Zuruf alle möglichen Aufgaben übernimmt.

Banker haben ihren persönlichen Sklaven.

Sagt den Arbeitslosen in eurem Landkreis einfach, sie sollten nach Indien ausreisen – vielleicht ja mittels Greencard..

Warum es sinnvoll sein kann Mathematik zu beherrschen

Hans Riebsamen schreibt in der FAZ einen Kommentar unter der Überschrift „Schnapsidee“, in der er anprangert, dass die Nutzniesser eines Seniorentickets sehr wohl auch „einkommenstark“ sein können:

Der Rentner macht sich aber gerne arm. Denn als Armer kommt er verbilligt in Museen, Schwimmbäder und andere Einrichtungen. Und bald soll er auch verbilligt mit Bussen und Bahnen fahren können. „Seniorenticket“ heißt diese Schnapsidee, die sozial klingt, aber ausgesprochen unsozial ist.

Auch wird in dem Kommentar aus dem Armutsbericht der Bundesregierung von 2005 zitiert:

„Die Menschen, die 65 Jahre und älter sind, weisen im Vergleich zur übrigen Bevölkerung eine relativ günstige Einkommenssituation auf.“

Das Leben ist so einfach und Statistiken sind toll – globalere Zusammenhänge scheren uns nicht.

Die erste Frage die mir dazu in den Sinn kommt: Wieviel Kosten werden gespart, wenn man das Seniorenticket pauschalisiert und keinen Verwaltungsapparat braucht um eventuelle Einkommen aus irgendwelchen Zusatzeinkünfte etc. prüfen muss um eine „gerechte Zuteilung“ zu gewährleisten.

Als nächstes frage ich mich, wie die prozentuale Verteilung der „günstigen Einkommens“ bei den Senioren ist. Ähnlich wie bei der Gesamtbevölkerung? Auch werden als „Gesamtbevölkerung“ diejenigen Bürger mitgewertet, die direkt nach der Schule in die Arbeitlosigkeit wandern. Aber woher der Wind weht wird ja dankenswerter Weise von Riebsamen nicht wirklich kaschiert. Es ist der billige Futterneid:

Es genügt, einen 61 Jahre alten Bankangestellten als Beispiel zu nehmen. Er hat sein Häuschen irgendwo im Umland von Frankfurt abbezahlt, seine Kinder sind erwachsen, seine Existenz ist gut gesichert. Ist es sozial, wenn er mit einem verbilligten Seniorenticket zu seinem Arbeitsplatz und später als Rentner zu einem Ausflugsziel fährt, während sein jüngerer Kollege, der gerade eine Familie gegründet hat, Kinder zu ernähren und ein Auto abzuzahlen hat, sich ein normal teures Ticket kaufen muss?

Riebsamen hätte auch schreiben können: „Es reicht einen aus der allgemeinen Statistik herausfallenden Gutverdiener als Beispiel zu nehmen schreiben können.“ Aber genau DAS reicht nicht. Denn Riebsamen sugeriert hier, dass der Durchschnittsrenter (und um die soll es ja gehen), dass der Durchschnittsrenter mit 61 sein Häschen im Grünen hat und wohlgesichert sein Leben geniesst.

Aber eines kann ich von Riebsamen lernen: Wie man billige Demagogie betreibt. Ich gebe zu, dass ich (natürlich) auch versuche Meinungen zu bilden, Dinge überspitze. Aber ich hoffe dies nicht auf so ekelhafte Weise zu tun, wie dieser Gewinner des  „Hessischen Journalistenpreis der Sparda-Bank Hessen“ im Jahre 2006. Warum Riebsamen sich von seiner Lehrerstelle als Deutschlehrer eines Gymasiums an die Landesbildstelle versetzen liess, weiss ich nicht. Aus meiner Schulzeit kenne ich nur einen Fall einer solchen Versetzung und das war nicht gerade eine Beförderung nach oben. Arme Frau Ahlers damals …

Mehdorn entschuldigt sich und Netzpolitik.org ist die Abmahnung los

Die beste Nachricht zuerst: Anscheinend hat die Deutsche Bahn AG die Abmahnung gegen Netzpolitik.org zurück genommen. Heute kann Markus (sicherlich auch freudig) berichten:

Deutsche Bahn AG gibt auf!

Die ganze Aktion der „Aufgabe“ kann man bei Mathias Schindler nachlesen:

Die Position der Deutschen Bahn (heute, Freitag 13:30 Uhr, sowas kann ja schnell anders sein mit den Positionen) lautet also wie folgt:

  • Die rechtliche Bewertung der Bahn ist unverändert, also “Verrat von Betriebs- und Geschäftsgeheimnissen” durch die Veröffentlichung des Memos.
  • Man habe die Abmahnung als ein Mittel erachtet, um dieses Memo aus dem Netz zu bekommen.
  • Dieser Versuch ist ja nun offensichtlich gescheitert.
  • Man werde darum von weiteren Versuchen absehen, das Memo mit juristischen Mitteln offline zu bekommen.
  • Es wird keine gesonderte Mitteilung an die Presse zu diesem Thema geben, auch Markus Beckedahl wird nicht direkt darüber informiert werden, dass die Bahn ihn in dieser Sache nicht mehr behelligen wird.

Auf alle Fälle freut es mich MÄCHTIG für Markus, dass er diese Sorge – auch wenn man sich auf der sicheren Seite fühlt – jetzt los ist.

Achja, so ganz nebenbei hat sich der Mehdorn wohl auch bei seinen Mitarbeitern entschuldig. Schreibt zumindest die Tagesschau:

Bahnchef Hartmut Mehdorn hat sich wegen der Datenaffäre bei den Beschäftigten entschuldigt. Der Vorstand bedauere, dass es bei den Mitarbeiterüberprüfungen zu Verstößen gekommen sei und keine Gremien der Arbeitnehmervertretungen informiert gewesen seien, erklärte Mehdorn nach Teilnehmerangaben bei einer Sitzung des Konzernbetriebsrats in Frankfurt am Main. Der Vorstand „entschuldigt sich dafür bei seinen Mitarbeitern“.

Ungeschehen sind die Aktionen damit aber noch lange nicht ….