Capri-Sonne lässt Marketingagentur sprechen

Bezüglich meines Artikels „Wenn die Capri-Sonne im Zuckermeer versinkt“ bekam ich heute Mail von „Publik. Agentur für Kommunikation GmbH“:

Anbei übersende ich Ihnen die Stellungnahme von Capri-Sonne zur Veröffentlichung von Foodwatch. Ich möchte Sie darüber hinaus über einen Irrtum in Ihrer Darstellung von Capri-Sonne informieren: Capri-Sonne wird nicht mit künstlichen Aromen, sondern natürlichen Aromen hergestellt. Capri-Sonne ist aus natürlichen Zutaten. Das bedeutet: künstliche Aromen, Farbstoffe, Süßstoffe und Konservierungsstoffe kommen nicht in die Tüte.

Diese Stellungnahme stelle ich natürlich – der Vollständigkeit halber – auch hier gern zur Verfügung (PDF).

Aber ein paar Kommentare kann ich mir – erwartungsgemäß – nicht verkneifen:

  • Das die Stellungsnahme von Capri-Sonne kommt überrascht. Capri-Sonne ist ein Produktname, also informiert das Produkt über sich selbst?  Schreibende Saft-Tüten? Ich hätte eine Stellungnahme der Firma „Deutsche SiSi-Werke GmbH & Co. Betriebs KG“ erwartet, schliesslich stellt sie das Produkt Capri-Sonne her.
  • Dieses Dokument ist von einem Herrn Oliver Nord (Dokumenteneigenschaften) erstellt . Eine kurze Suche zeigt: Ein Mitarbeiter der Firma Public heisst auch „Oliver Nord“. Sollte die Stellungsnahme nicht von den SiSi-Werken, sondern von der Agentur erstellt worden sein? Naja, ein Allerweltsname halt.
  • Ein Irrtum in meiner Darstellung? Ich habe den Artikel nochmals gelesen (sogar DREImal), nirgendwo entdecke ich den Punkt, an dem ich von künstlichen Aromen schrieb. Findet einer von euch die Passage? Ich schrieb von künstlichem Geschmack und dazu stehe ich weiterhin. Für meine Rezeptoren schmeckt Capri-Sonne künstlich.

Naja, ich will – wie immer – gern auch helfen, warum man so erpicht ist zu erklären, dass nur natürliche Aromen zum Einsatz kommen und nicht von natürlichem Orangenaroma“  gesprochen wird. Ich zitiere Pressemitteilung der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz:

Natürliches Aroma im Erdbeerjogurt stammt also nicht unbedingt aus Erdbeeren, sondern kann auch aus Holzspänen, Kartoffeln oder anderen natürlichen Rohstoffen gewonnen sein. Nur die Angabe „natürliches Erdbeeraroma“ garantiert, dass das Aroma wirklich aus dieser Frucht stammt.

Wenn die Capri-Sonne im Zuckermeer versinkt

Foodwatch macht einmal mehr auf ein ungesundes, aber per Marketing als tolles Lebensmittel deklariertes – Produkt aufmerksam:

Capri-Sonne von Wild/SiSi-Werken

Das der Orangen-Geschmack der Capri-Sonne zu 90% aus künstlichen (gestrichen wegen – siehe Nachtrag und Kommentare. Aber es schmeckte künstlich!!) Aromen und nicht aus Orangen stammt, ist mir persönlich schon seit mehr als 35 Jahren bekannt. Wer erinnert sich nicht an diesen künstlichen Geschmack des in Allufolie eingeschweissten Mitbringels.

Auszüge aus der Kompaktinfo (PDF auf der Webseite verfügbar))

Doch Capri-Sonne ist alles andere als ein gesundes Getränk. Eine Packung enthält etwa 6,5 Stück Würfelzucker. Das können Eltern jedoch beim Einkauf nicht erkennen, denn Capri-Sonne verschweigt die Nährwerte auf der Verpackung – unverantwortlich bei einem Getränk für Kinder.

Capri-Sonne beschäftigt nicht nur geschickte Aroma-Experten, sondern auch wirklich ausgebuffte Werbe-Profis: „Gesunde Früchte“, „natürlich Spaß“, Sportsponsoring und Anzeigen, die mit der Bedeutung von „gesunder Ernährung“ werben. Capri-Sonne tut
alles, um sich ein gesundes Image zu verpassen. Auf Nachfrage von foodwatch gab der Hersteller jedoch an, man behaupte gar nicht, dass Capri-Sonne ein gesundes Lebensmittel ist. Klar, Behauptungen müsste man ja auch beweisen. Mit einer ausgeklügelten Werbestrategie dagegen kann man Verbraucher ganz legal in die Irre führen. Wie praktisch.

Nachtrag: Siehe hier