Hubert Burda stellt sich den Herausforderungen des digitalen Zeitalters

Hubert Burda fordert eine Umverteilung der Erlöse innerhalb des Netzes. Konkret möchte er an den Werbeeinnahmen der Suchmaschinen beteiligt sein. Er nennt die Entwicklung „die schleichende Enteignung der Verleger durch das Netz“.  Er fordert (via Heise):

  • Das Recht, von den Suchmaschinen nach objektiven Kriterien gefunden zu werden.
  • Das Recht, an den Erlösen der Suchmaschinen fair und zu überprüfbaren Konditionen zu partizipieren.
  • Das Recht auf Neutralität der Plattformen und damit verbunden die Garantie, dass Inhalte von verlegerischen Transaktionsangeboten von Suchmaschinen nicht für eigene Geschäftsmodelle genutzt werden.

Ich hätte da schon eine Idee, wie man – als Suchmaschinenbetreiber – diesem Disput schnellstmöglich aus dem Wege gehen könnte: Ausschliessen der Angebote von Medienunternehmen. Thema durch. Damit wäre gewährleistet, dass z.B. Google keine Einnahmen mehr durch Anzeige von Suchergebnissen Seiten Burda bezieht.

Oder werde ich – als Blog-Betreiber – auch an den Einnahmen von Google beteiligt? Wenn schon, denn schon. Schliesslich produziere ich mehr digitalen Text(müll) als der Profiteur der von Burda geforderten Tantiemenzahlung.

Alles in allem, scheint Hubert Burda wieder ein Unternehmer der alten Generation zu sein, der das neue Zeitalter verschlafen hat und nun versucht an den Erträgen der neuen Technologie zu partizipieren. Als wenn der Droschkenbesitzer (Taxifahrer) Geld von den Bus- und Bahnbetrieben fordert, da sie ja in seinem Teich fischen. Aber wenn man erstmal genug Kapital hat, wird man sich wohl auch der Recht erkaufen können, dieses Geld auf jede erdenkliche Weise zu vermehren. Widerlicher Kapitalismus, sollen sich die „alten“ Medien halt besser von den neuen Medien abgrenzen – im Zweifelsfall mal Rat und Hilfe von Freaks und nicht von den hilflosen Betriebswirten der alten Schule holen.

Internetsperre kann auch konkreten Datendiebstahl bedeuten

Über die Mailingliste des AK gegen Internetzensur brachte mich Christian von Mogis auf einen nicht uninteressanten Gedankengang. WENN z.B. die unter der Domain „zu_sperren.de“ sowohl unter „www.zu_sperren.de“ als auch unter (ohne www.) „zu_sperren.de“ in der Sperrliste auftaucht, hat die IP-Adressänderung der Provider-DNS noch ganz andere Folgen.

Typischerweise läuft unter der Domain ja nicht nur der Webserver, sondern auch noch ganz andere Dienste sind dort meist verfügbar – so z.B. auch ein Mailserver. Was aber kann das zur Folge haben? Nehmen wir das Beispiel einer privaten Webseite, die unter einer „Namensdomain“ läuft, wie auch diese Webseite hier. Der Mailserver dieser Domain ist meistens unter der Domain selbst zu erreichen – ohne mail. smtp. oder ähnliches davor. Das hat zur Folge, dass auch Mails per Provider-DNS an eine andere IP-Adresse umgeleitet werden. Der absendende Mailserver fragt nach welcher Server für die entgegennahme der Mails zuständig ist und bekommt dann eben die IP-Adresse des Stopp-Servers als Antwort. Genau dorthin wird er also versuchen Mails an die Domain „zu_sperren.de“ zuzustellen. Mit ein wenig technischem Geschick ist es dann möglich jedwede mail an „zu_sperren.de“ auf dem Stoppserver entgegen zu nehmen.

Man kann solange darüber diskutieren, wie diese Mail ausschliesslich den Betreiber des Servers betreffen. Strafbar (solange Sippenhaft noch nicht eingeführt ist) wird es, wenn auch Mails von Unbeteiligten durch dieses Vorgehen entweder nicht zugestellt oder sogar Mails von Unbeteiligten (dieses können auch Familienangehörige – Eltern, Geschwister und ähnliches sein) an einen fremden Server zugestellt werden und dort eventuell gesichtet werden.

Dies ist ein weiterer Hinweis darauf, dass sich unsere Gesetzgebenden Vollhonks nicht ANSATZWEISE über die Folgen ihres Handelns informieren. Und solch kurzfristig agierende Menschen bestimmen ebenfalls über die Lagerung von Atommüll, definieren wie gefährlich Gentechnologie und über andere höchstkomplexe Themen. Ganz zum Schluß wundert es mich nicht wirklich, zeigt sich doch gerade bei Betrachtung der Kosten für die Atommüllendlager und ähnliches, wie kurzfristig „dort oben“ nachgedacht wird.