Popeye der Spinatmatrose

In der Süddeutschen Zeitung las ich einen interessanten Artikel über einen Selbstversuch mit Steroiden. Mir sind diese muskelbepackten Erzeugnisse der chemischen Industrie (aka Budybuilder) seit Jahren suspekt. Schon vor ca. 30 Jahren erzählte mir mein Vater (der sein Leben lang mit einem ehrbaren Handwerksberuf die Familie versorgte) von einer Arbeit in einem Sportstudio (ja, damals hiessen die noch nicht „Fitness“). Er fragte zwei (oder drei) der anwesender Kraftprotze, ob sie nichtm mal eben mit anfassen können, die schweren Heizkörper zu schleppen. Er muss sich gedacht haben: Naja, die nehmen zwei an jeder Seite. Aber weit gefehlt. Denn die Antwort war: Nee, geht nicht, ich darf nur ganz bestimmte Bewegungen machen, sonst gehen meine Muskeln kaputt.

Na toll! Da bauen sich die Typen einen Körper wie Arnold auf und können NICHTS damit anfangen. Was soll man denn bitte mit einem Ferrari, wenn der nicht gefahren werden darf und nur zum anschauen ist?

So und nun lest den Artikel in der Süddeutschen und ihr seht die Bodybuilder mit anderen Augen. 100.000 (unbrauchbare) Volt in den Armen aber keine Hoden. Ich werde ich Zukunft noch breiter Grinsen, wenn mir diese Packesel im Wege stehen. Dann lieber schmal und ein kleines Bäuchlein, aber einen voll funktionsfähigen Körper.

Wenn zwei das Gleiche tun…

ist es noch lange nicht das Selbe. An diesen alten Spruch musste ich denken, als ich eben in der Welt las, dass der Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt sich über eine Lohnforderung von 8% echaufiert:

Die Forderung der IG Metall ist aber gewaltig überzogen. In dieser Branche gab es auch während der letzten Jahre bereits Realeinkommenszuwächse

Ach, es gab „Realeinkommenszuwächse“, also wurde durch die Tarifabschlusse tatsächlich mehr als nur der Inflationsverlust ausgeglichen? Na Herr Hundt, da können sich die Metaller aber freuen, dass diese nicht – wie die Manager und Vorstände mit ihren armseeligen Lohnzuwächsen – mit einem Reallohnverlust begnügen müssen. (Wer hier Sarkasmus findet, darf ihn behalten!)

Aber Hundt stellt auch fest:

Vor 20 Jahren war die Stimmung viel aggressiver und militanter. Ich erinnere mich noch gut an den siebenwöchigen Streik in meinem Unternehmen im Jahr 1984

Mag das eventuell auch daran liegen, dass sich – durch Massenentlassungen und Abwanderung der Firmen ins Ausland (Globalisisierung HURRA!)  – die Arbeitnehmer ängstlicher verhalten und dass vielleicht auch die Arbeitnehmervertreter mittlerweile viel zu sehr an ihre kleinen Vorteile gewöhnt haben, als dass sie sicvh noch trauen sich mit ihren Arbeitgebern anzulegen?

Ist es auch bei uns bald soweit?

Naja, GANZ sicher nicht, denn wir werden ja jetzt schon besser überwacht. Und wenn erstmal die Vorratsdatenspeicherung so komplett umgesetzt ist und jeder von uns einen Bundestrojaner auf dem rechner hat, besteht für die Chefs ja gar keine Gefahr mehr, da eine jede Verabredung zu solch einem Treffen schon im Vorfeld von der Polizei und zur Not der Bundeswehr vereitelt werden könnte.

Ja, hätten die Inder nur von dem Bundesüberwachungsminister Schäuble gelernt, dann könnte der Chef eines italienischen Autoteile-Zulieferers aus Neu-Delhi Indien noch leben. Er wurde von 300 kürzlich entlassenen Mitarbeiter kurzweg erschlagen. Sowas nennt man dann vielleicht auch Planstellenbereinigung.

Quelle: Welt