Beweise, kommen sie mir nicht mit Beweisen

Kameraüberwachung schreckt Übeltäter ab, weil diese ja dann „enttarnt“ und bekannt sind, ergo die Strafverfolgung einfacher ist.

Man könne nun also anfangen zu disktutieren, warum ausgerechnet in London (der am dichtesten per Kameras überwachten Stadt der Welt) der Markt für Schutzwesten rapide ansteigt, wie Spiegel-Online berichtet:

Der „Guardian“ berichtete, viele Behörden sorgten sich inzwischen um ihre Mitarbeiter. Die lokale Verwaltung habe bereits 20.000 Schutzwesten gekauft, vor allem für Mitarbeiter des staatlichen Gesundheitssystems. Aber auch Lehrer, Bahn-Mitarbeiter und Parkwächter zeigten Interesse. Lehrer seien der „größte Wachstumsmarkt“, zitierte das Blatt einen Hersteller von Schutzwesten.

Der Bedarf resultiert aus einer massiven Zunahme von Messerstechereien.

Wenn ich mir die aufgezählten Berufsgruppen anschaue, fällt mir auf, dass Lehrer typischerweise die Schüler kennen oder ihnen nur selten aufgelauert wird, so dass eigentlich IMMER der Täter erkannt wird. Zjm anderen dürften die Bereiche in denen Bahn-Mitarbeiter arbeiten 100%ig kameraüberwacht sein.

Das macht doch alles gar keinen Sinn. Diese Investition in kameraüberwachung sorgt doch dafür, dass alles viel sicherer wird und der Bürger keine (oder weniger) Angst haben muss, oder habe ich da etwas falsch verstanden?

Und wieder muss ich an Rio Reiser denken, der uns den grossartigen Song „Alles Lüge“ schenkte.

(Daten)spuren im Schnee

Bereits vor 1995 Jahren haben wir uns im CCC mit der Gefahr von „User-Identifikation und Konsumprofile im Web“ beschäftigt. BKR hielt damals einen diesbezüglichen Vortrag auf dem „Chaos Communication Congress

Aufgrund der damaligen Beschäftigung mit diesem Thema habe ich mir meine Sensorik was das Thema angeht geschärft und auch meine Kinder warnend erzogen. Wenn ich mich heutzutage in meinem Bekanntenkreis umschaue wird mir Angst und Bange: Man ist Mitglied in nahezu unendlich vielen Communitys, gibt seine Daten jedem, dem man seine daten geben kann. Er muss nichmal fragen. Wir werfen mit unseren privatesten Informationen um uns und denken uns nichts dabei. Schon heute wird StudiVZ von Datenschützern misstrauisch beobachtet. Aber zusätzlich plurkt man, trägt sich my diversen Musik/Movie/haste_nicht_gesehen-Communitys ein, nur um dabei zu sein; dabei sein, wenn es darum geht Profile über das Nutzerverhalten zu sammeln.

Dabei höre ich dann Argumente wie „Ich habe mein Geburtsdatum anders angegeben“ und muss dann aufpassen, dass ich mich vor Lachen nicht verschlucke. Zu gern würde ich fragen, ob denn auch sämtliche Cookies gelöscht wurde, ein anderen Provider benutzt wurde (Vorratsdatenspeicherung erschweren), ein anderer Browser benutzt wurde etc.. Aber natürlich wird all das NICHT gemacht. Und so reibt sich der  Holtzbrincks-Konzern die Hände über all die Daten die ihm die StudiVZ-Nutzer quasi in den Arsch schieben.

Noch garstiger wird es mit Zuhilfenahme der Vorratsdatenspeicherung: Dann werden ALLE Daten direkt verknüpfbar. Dann wird sich der Reichsüberwachungs Innenminister alle Daten direkt auf seinem mobilen Rechner anschauen können: Was hat der/die bei Ebay gekauft/verkauft, was bei Amazon bestellt, wie ist das Studi/SchülerVZ-Profil, was plurkt/twittert/telewebbt der Kandidat denn so.

Ich muss bei diesem „Ich geb euch alle meine Daten“ Verhalten an einen Filmtitel denken.

Sinnvoller Lobbyismus

Im Lawblog fand ich eben die Information, dass der Deutsche Anwaltverein (DAV) eine Pressemitteilung herausgegeben hat, in der die Onlinedurchsuchung und die Erweiterung des großen Lauschangriffs ablehnt.

Rechtsanwalt Hartmut Kilger, Präsident des DAV:

„Auf diesem hochsensiblen Gebiet des Eingriffs in die Vertraulichkeit der informationstechnischen Intimsphäre muss der Grundsatz “in dubio pro libertate„ gelten“

Und weiter:

Der DAV ist der Überzeugung, dass durch immer größere staatliche Eingriffe in die Bürgerrechte auch bei Privatunternehmen die Hemmschwelle sinke, Überwachungsmaßnahmen durchzuführen, wie man am Beispiel des Spitzelskandals bei der Deutschen Telekom sehen könne.

Die Hoffnung stirbt zuletzt