Von Medien (gerade solchen, die sich nur zu gern als Qualitätsblätter bezeichnen) erwarte ich kritischen Umgang mit Informationen. Ich erwarte, dass diese Blätter für das Geld – dass sie von uns Lesern verlangen – vorliegende Informationen aufbereiten und Manipulationsversuche aufdecken. Gerade der Springerkonzern macht ja derzeit immer wieder von sich reden, was die Selbstdarstellung in Sachen Qualitätsjournalismus angeht. Ein hübschen Beispiel, was der „BILD-Konzern“ als Qualität bezeichnet findet sich heute in der Welt:
„Wir hatten in den Jahren vor 2009 eine erfreuliche Beschäftigungsentwicklung, vor allem wegen der guten Konjunktur, der beschäftigungsfreundlichen Tariflohnpolitik und den Reformen am Arbeitsmarkt“, sagt Wolfgang Franz, der Vorsitzende des Sachverständigenrates.
Ja, wir haben mehr Beschäftigte………(aber man muss ihn ausreden lassen), die dankenswerter Weise immer weniger verdienen. Die Welt weiter:
Tatsächlich klaffen subjektive Wahrnehmung und tatsächliche Entwicklung auseinander. Beispielsweise haben die Ökonomen der Großbank Unicredit für die „Welt am Sonntag“ berechnet, dass das Bruttoinlandsprodukt zwischen 1999 und 2009 pro Kopf um 7,8 Prozent gestiegen ist.
Statistik, wunderbare Welt des „Malen Lügen nach Zahlen“. Ja, statistisch haben wir alle mehr verdient. In der Realität hat sich aber das Einkommen für SEHR viele Deutsche verschlechtert, während es sich für ein paar wenige deutlichst verbessert hat. Ja, der Unicredit-Mann hat noch ganz andere Weisheiten auf Lager:
„Das verfügbare Einkommen ist gestiegen, weil neue Stellen geschaffen wurden“, sagt Unicredit-Ökonom Alexander Koch. Und davon konnten sich die Deutschen viele neue schöne Dinge kaufen: Handy, Notebook oder den neuen Flachbildschirm –?alles Dinge, die vor zehn Jahren nur wenig verbreitet waren.
Er bringt es tatsächlich fertig Produkte welche einem massiver Preisverfall unterlagen in Stellung um zu belegen, dass es uns heute viel besser geht als vor 10 Jahren. Ist das nicht toll? Wunderschön ist auch die folgende Aussage:
Die Welt ist zweifelsohne unsicherer geworden. Der globale Kapitalismus stand selten so nah am Abgrund wie in den Tagen und Wochen nach der Lehman-Pleite im September 2008.
Ja tatsächlich. Die Welt ist unsicherer WEIL der Kapitalismus am Abgrund stand. Wenn das Kapital und der Wachstum nicht mehr die Wege der Welt bestimmt, müssen wir alle sterben. Bestimmt! Der RICHTIGE Brüller kommt aber noch:
Der größte Erfolg der Nullerjahre ist jedoch ein anderer: Noch nie hat ein Jahrzehnt so viele Menschen aus der Armut gespült, vor allem in Asien
Ja, und der CO²-Ausstoß hat NICHT zugenommen, vor allem auf dem Mars. Mal ehrlich: Was für ein Jubelperser-Blatt ist denn die Welt bitte? Was hat die Regierung dafür bezahlt? Oder hängt diese „Ode an die Unfähigen“ damit zusammen, dass so viele Volksvertreter brav auf die ARD einschlagen?
Wenn man den Artikel aber GANZ genau – und auch zwischen den Zeilen liest – dann kann man ihm aber auch entnehmen, dass wir uns dichter an einer Revolution befinden denn zuvor:
Eine Studie des Pew Research Center in Washington zeigt zudem, dass in Schwellenländern die Mittelschicht demokratischen Werten wie freien Wahlen, Redefreiheit sowie einer starken Justiz größere Bedeutung zumisst, als es ärmere Bevölkerungsschichten tun.
Da unsere Mittelschicht immer ärmer wird und die reale(!) Armut immer weiter zunimmt …..