Selektion oder „Berechtigt Pleite“

Wer Schaden verursacht, muss für diesen haften. Dies gilt für Autofahrer, Privatpersonen und Eltern haften für ihre Kinder. Was aber ist mit den internationalen Konzernen? Was ist mit Konzernen, die Katastrophen wie in Bhopal, Seveso oder eben auch im Golf von Mexiko zu verantworten haben?  Die Welt dreht sich weiter und die Firmen Roche (Seveso) und DOW Chemical (Bhopal) – deren Tochtergesellschaften für unvorstellbare Katastrophen verantwortlich zeichnen – lassen weiterhin ihre Aktien an der Berg- und Talfahrt der Märkte teilnehmen.

Mit BP kann es nun das erste Mal passieren, dass die Aktionäre einen Totalverlust einfahren müssen, weil das Unternehmen nicht genügend in die Sicherheit investierte. Geld sparen um die Dividende zu erhöhen führt nicht immer zu Shareholder-Happiness. Ein paar Tausend Dollar gegen ein Milliardenkonzern. Dummer Tausch.

Die Welt schreibt:

Es wäre BP sicher lieb, wenn Matt Simmons nur irgendein Spinner wäre. Denn der Amerikaner sagt in diesen Tagen Sätze wie: „Es dauert nicht mehr lange, bis BP Insolvenz anmeldet.“ Doch Simmons ist kein Irrer sondern ein angesehener Energieexperte. Er hat seine eigene auf Energie spezialisierte Investmentbank, kennt die Ölbranche genau und hat zahlreiche Bücher über sie verfasst. Seiner Ansicht nach sind 40 Prozent des Golfs von Mexiko zerstört.

Dass man nicht mehr davon sieht, liegt laut Simmons unter anderem an den chemischen Mitteln, die der britische Ölkonzern BP einsetzt. Denn sie lassen das Öl gar nicht erst an die Oberfläche kommen. Weiter unten im Meer werde derweil unbemerkt die Lebensgrundlage für die Tiere zerstört. „Diesen Schaden kann BP gar nicht alleine bezahlen.“ Dem Unternehmen bleibe daher letztlich kein anderer Ausweg als die Insolvenz.

Die Aktionäre werden sich die Haare raufen und verzweifeln, dass so eine Kleinigkeit das Unternehmen tatsächlich hinrichten kann. Aber es war nicht das undichte Ventil, wie es der Artikel der Welt beschreibt. Die Ursache der Pleite liegt tiefer: Es ist die Gier der Aktionäre, für die unser Planet ein Opfer ist, dass man wahllos ausbeuten kann. Das dieses ein Trugschluss ist, wird nun auf perverse Weise verdeutlicht. Die BP richtet durch Gier einen Schaden an, der grösser ist als das Unternehmen Kapital dagegen zu setzen hätte. Die logische Folge ist: Konkurs – weg mit Schaden.

VIELLEICHT lässt eine BP-Pleite ja die Welt der Wirtschaft LANGSAM umdenken. Vielleicht wird dann die Resource Natur etwas vorsichtiger betrachtet. Später, wenn man sich an BP als „Berechtigt Pleite“ erinnern wird.

Notstand und Schweinepanik

Die Schweinegrippe, der börsiale Glückfall für Roche, die dank Tamiflu nun wohl den Umsatz deutlich steigern können. Was aber bedeutet dieses ganze Gerede von Notstand und anderen panikverursachenden Begrifflichkeiten?

Zuerst einmal bedeutet die „Vorbereitung auf einen Notstand“, dass sich zuständige Stellen kurzschliessen und konkrete Verhaltensweise und Zusammenarbeit bezüglich einer akuten Bedrohungslage vorbereiten. Eine Bedrohung ist aber noch lange nicht der eingetretene Fall.

Wer – wie ich – in Norddeutschland wohnt hat sich lange mit Hochwassern und Sturmfluten arrangiert. Wenn das Seewetteramt eine Sturmflut vorhersagt, werden die Notfallpläne aus den Schubladen geholt und man bereitet sich auf eine eventuell (oder sehr wahrscheinlich) eintreffende Sturmflut vor. Zu diesem Zeitpunkt ist noch kein Tropfen Wasser über die Deiche gelaufen und es ist auch noch kein Lebewesen in konkreter Gefahr. Man bereitet nur vor – man ist bereit, FALLS etwas passiert.

Sowas ist allerdings für die Medien total unspannend. Medial machen sich Überschriften wie „Notfall“, „Katastrophe“ und ähnliches viel besser. Man schürt Panik beim Leser um bloss sicherzustellen, dass der Leser hungrig nach weiteren Informationen giert und auch morgen wieder die Printausgabe kauft, oder zwischenzeitlich die Onlineausgabe aufruft.

Sachlich argumentieren ist langweilig. Bringt keine Leser. Das hat auch Frau von der Leyen begriffen, diese Rethorikbombe die darauf spezialisiert zu sein scheint, es mit Fehlinterpretationen in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu kommen und ihre (oder doch nur Schäubles?) Pläne umzusetzen.

Also Leute, bleibt ruhig. Panik ist, wenn ich sage „Panik“ und genau DAS tue ich im Falle Schweinegrippe nicht.

Wenn wir aber über Internetzensur reden, dann achtet auf meine Lippen und haltet euch die Ohren zu, denn zu diesem Stichwort schreie ich es herauf:

PANIK!