Das alte Problem der Politiker: Selbstüberschätzung

Es begann sicherlich schon lange vor der Springerüberschrift: „Wir sind Papst“, dass sich Deutsche als mehr darstellen, als sie selbst sind.

Dazu passt sicherlich auch, dass die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel in einer Talkshow folgende Sätze formuliert(Quelle Spiegel):

Die Kritik am Papst „war eine schwierige Entscheidung, aus meiner Sicht aber notwendig, weil ich als deutsches Staatsoberhaupt nach meiner Auffassung die Pflicht habe klarzumachen, dass die Leugnung des Holocaust“ nicht im Raum stehen bleiben dürfe, sagte Merkel.

„Es war die Sorge, dass das Leugnen des Holocausts ohne Folgen bleiben könnte“, ergänzte Merkel. „Dazu habe ich mich geäußert. Und das muss ich als deutsches Staatsoberhaupt oder besser gesagt als deutsche Bundeskanzlerin tun.“

Wenn ein Bürger nicht zwingend weiss, wer das Staatsoberhaupt ist: Geschenkt. Aber wenn ich ein Amt oder eine Stellung innehabe, sollte ich doch wissen, mit welchen Machtbefugnisse und Verantwortungen mein Amt ausgestattet ist und wo ich in der „Hackordnung“ stehe. Aber Frau Merkel, bei der ist es egal. Sie wurde von einem „Untertan“ ernannt, nämlich ihrem Vorgesetzten, dem Präsidenten der Bundesrepublik Deutschland – dem wahren Staatsoberhaupt. Frau Merkel ist nämlich „nur“ Regierungschef/in. Aber es tut ihr wahrscheinlich weh nicht wirklich die „mächtigste“ Person im Lande zu sein.

Wie peinlich! Aber was solls, WIR haben sie gewählt. Wir müssen die Suppe auslöffeln, die wir uns selbst eingebrockt haben.

Früher war es die Apple-Religion, nun nervt mich die Twitter-Sekte

Durch meine prinzessin wurde ich auf einen Twitkrit-Artikel aufmerksam gemacht, anhand dessen sich genaustens beschreiben lässt, warum Twitter so langsam anfängt das Kommunikationsverhalten religiös zu beeinflussen. Bei Twitkit wird die Aussage des Twitterers Mediaocean:

zeitunglesen ist genauso anstrengend wie im rss-reader eines fremden nach interessantem zu suchen

als

Über die Einzelbeobachtung hinaus wird es spannend, wenn kompetente Köpfe – und Steffen Büffel alias @mediaocean ist zweifelsohne so einer – uns eine allgemeine Sicht auf die Dinge geben. Den Medienvergleich wagen. Die Veränderung des Medienkonsums dokumentieren.

beschrieben. HALLO? Geht es noch? Wer so unreflektiert inhaltlichen Blödsinn als das wahre Wissen darstellt, wandelt in meinen Augen blind den falschen Predigern nach.

Welche Zeitungen lese ich? Eben: Die Zeitungen, die den (vorsortierten!) Inhalt transportieren, den ich typischerweise als mehrheitlich interessant identifiziert habe. So ist auch mein RSS-Feedreader aufgebaut: Er enthält Feeds, deren Inhalt aus TYPISCHERWEISE für mich interessanten Themen besteht. Oder auch: Das Inhalt/Rauschen-Verhältnis ist mit einer Guthabenseite in Richtung Inhalt ausgestattet.

Twitkrit weiter:

Die Bewertung, dass es anstrengend sei, dort Interessantes zu finden, besagt nichts anderes, als dass wir die Nachrichtenauswahl einer Zeitung nicht selbst zusammengestellt haben.

Ach, der Herr Mediaocean stellt den Inhalt seiner Feeds selbst zusammen? Da hat er aber viel zu tun? Fällt euch etwas auf: Die Wahl der Zeitschrift ist identisch mit der Wahl meiner Feeds. Wenn nun Mediaocean typischweise zu der Zeitschrift der fusspilzbehafteten, unter einseitigem Herpes leidenden Antarktisbewohnern keine Inhalte für sich findet, so kann ich das nachvollziehen: Wahl der falschen Quelle. Egal ob es die falsche Zeitung oder der falsche Feed ist.

Los Twitterer, feiert euch und DAS Medium des Zeitdiebstahls weiter. Verschwendet eure Zeit auf Twitter, nehmt euren Laptop/Handy mit auf Klo oder in die öffentlichen Verkehrsmittel und twittert dort, wo andere Zeitung lesen und wickelt euren Fisch in Handyumkartons ein. Fühlt euch ach so hipp, während das wirkliche, echte Leben an euch vorbei geht. ICH brauche keine Informationen wie:

  • Eisriegel kaufen gehen.
  • Wenn man einen Windows-PC hat hat man einen erheblichen Büroklammerverschleiss. Aber nicht weil man sie für den eigentlichen Zweck nutzt!
  • Auf zum Kanninchenmenü. Tisch ist gedeckt. Grüße an @eeschen, @ohrelie und alle anderen Twitter-Bunnies 🙂
  • Das wird heute mal wieder eine leckere Lasagne [?]
  • „Ich find Dich Scheisse“ – Tic Tac Toe <- höre ich gerade xD #mädchen
  • @morgenkaffee nee so eine Kutsche will ich nicht haben. Eher Audi, VW, BMW für mehr als 1,5 K 😀
  • hört sich nicht gut an. davor habe ich schon angst #akku #fehlkonstruktion #iphone

All das sind Beispiel“inhalte“ der Startseite meines Twitteraccounts. Diese Inhalte zu erfassen ist – ich wiederhole mich gern – Zeitdiebstahl.

Warum aber gibt es so viele Twitterjunkie? Sind es die selben Menschen, die dem Hype des Early-Adopter anhängen und aus diesem Grunde jede technische Neuerung haben/nutzen müssen? Sei es das I-Phone (das als Business-Telefon eher wenig taugt) und eben auch die Twitterfahne hoch halten müssen? Im IRC waren Interessenkreise in „Channels“ zusammen gefasst, in den UUCP-News nannte man diese Interessengruppen Newsgroup. Das besondere an Twitter ist nun, dass eben NICHT inhaltlich sortiert wird, sondern ausschliesslich nach Personen. Ich muss also ALLES lesen, was eine Person von sich gibt, ob der Inhalt sich nun mit Essen, Jura, Klogängen oder reisen beschäftigt. Eine inhaltliche Auswahl ist NICHT möglich. Das ist so ungefähr, als wenn ich ALLES lese, was der Reporter „Hans Dampf“ von sich gibt. Sorry, aber das interessiert mich doch gar nicht. Es interessiert mich nur und nahezu ausschliesslich, was die Redaktion des „Büsumer Krabbenzüchtervereins“ als interessant empfindet und mir vorsortiert (ohne die inhaltlichen Nullaussagen des Hans Dampf: Ich gehe jetzt essen) präsentiert.

Meine bevorzugten Informationsquellen:

  1. Gespräche mit Fachleuten(Können auch gern Freunde sein, die sich mit einem Thema befassen)
  2. Redaktionell professionell aufbereitete und sortierte Informationen (Egal ob RSS oder Print)
  3. Gezielte Suche im Web und Nachbereitung auch über Print
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  15. Twitter/Plurk und wie sie alle heissen: Sondermüll des informellen Zeitalters

So und nun erwarte ich, dass alle Twitterer, die mich als RSS-Feed aboniert haben sofort diesen Feed kündigen, oder lest ihr etwa weiter – auch wenn ich so garstig zu euch bin? 🙂

Der Unterschied zwischen „Inhaltlich“ und „Rechtsgrundlage“

Den Medien entnimmt man Überschriften:

  • EuGH nickt Vorratsdatenspeicherung ab (Spiegel)
  • EuGH hält Vorratsdatenspeicherung für rechtens (Zeit)

Diese Überschriften lesen sich so, als wenn nun die Varratsdatenspeicherung höchstrichterlich abgesegnet wäre. Dem ist aber keineswegs so!

Angenehm fällt da die Tagesschau mit „EuGH bestätigt Grundlage für Datenspeicherung“ (Hervorhebung von mir) auf. Denn es macht einen Unterschied, ob der Inhalt eines Vorganges oder die Grundlage geprüft wird. In diesem Fall wurde ausschliesslich die Grundlage gerüft und als gegeben angesehen. Denn:

“Der Gerichtshof stellt zunächst klar, dass sich die von Irland erhobene Klage allein auf die Wahl der Rechtsgrundlage bezieht und nicht auf eine eventuelle Verletzung der Grundrechte als Folge von mit der Richtlinie verbundenen Eingriffen in das Recht auf Privatsphäre.”

Quelle vie Netzpolitik.org wo Markus sehr richtig feststellt:

Damit ist jetzt der Weg für das Bundesverfassungsgericht frei, über eine “eventuelle Verletzung” der Grundrechte zu verhandeln.

NUN also kann man sich inhaltlich um den Vorgang kümmern und die Zeichen stehen ja gut.