Merkel die Pflicht – Obama die Kür

Während unsere Bundeskanzlerin das Medium Internet dazu nutzt, uns – alternativ zum Fernsehen – auf einem weiteren Weg mit Bild und Ton zu penetrieren beglücken informieren, hat Barack Obama die Möglichkeiten des Internet verstanden und nutzt diese auch.

Der Heiseticker berichtet, dass Obama auch sein Blog zur Meinungsfindung vor Einführung von Gesetzen nutzen möchte:

Der beste Weg sei, die Massen am Gesetzgebungsprozess zu beteiligen, glauben Experten. Die Zukunft sieht laut Slate so aus, dass Obama im Internet seine Steuer- oder Gesundheitspläne sozusagen zur Abstimmung stellt und ein Meinungsbild einholt.

All dies wird auf Obamas Plattform change.gov umgesetzt werden, eine Webseite die zeigt, wie die Politik das Internet nutzen kann. Aber während sich die Bundeskanzlerin aus allen wichtigen Themen so weit wie möglich raus hält, um bloss keine Lackkratzer zu bekommen, würde ihr Innenminister das Internet am liebsten komplett abschalten, solange seine Schergen nicht jedes Bit mitlesen können.

Was würde passieren, wenn z.B. der Innenminister sein BKA-Gesetz, die Onlineüberwachung im Netz zur Diskussion stellen würde? Was würde Frau von der Leyen wohl für Kommentare zu ihrem „Wir sperren Webseiten, wir können das ganz einfach“-Vorstoss erhalten?

Was haben wir Deutschen nur verbrochen, diese Politiker ertragen zu müssen?  OK, rethorische Frage – die Antwort ist einfach: Wir haben gewählt. Falsch gewählt. Und die Amerikaner haben es – bei allem (vorsichten, unter Vorbehalt) Neid, nach 8 Jahren Bu$h auch verdient.

Der Sinn von Plurk, Twitter und Konsorten

Seit 5 Monaten „plurke“ ich nun. Mit Twitter fing ich mal irgendwann an – dann kam Plurk auf und diejenigen – üblichen verdächtigen – Kreise, die mich zum twittern motivierten, legten mir Plurk nahe.

Tatsächlich: Durch die Timeline hat Plurk für mich (so rein subjektiv) irgendwie eine „optisch ansprechendere“ und übersichtlichere Oberfläche. Also liess ich das twittern sein, und plurkte nur noch – wer braucht schon 2 parallele Microblogs? In der Anfangszeit ganz viel, was auch daran lag, dass meine Prinzessin damals ganz viele Kilometer weg wohnte, dort wo die Orcs hausen – ihr wisst schon. Der Smalltalk mit meiner Traumfrau erübrigte sich allerdings in dem Moment, als mein Glück perfekt wurde und die Dame zu mir zog.

Welcher reale Nutzen blieb mir von Plurk? Ich bekomme die Informationen:

  • Wer wann Feierabend macht
  • Wer wann aufsteht und ins Bett geht
  • Wer wann Mittag macht und was es zu Mittag geben wird oder gegeben hat
  • War was in diesem Moment im Fernsehen sieht
  • Welcher Wochentag gerade ist
  • Wer gerade Geburtstag hat
  • wer gerade was gebloggt hat und was mir gleich ohnehin im RRS-Feedreader angezeigt wird
  • Nachtrag: Meine Prinzessin bringt gerade noch Katzenbilder und „Tanzende Bananen-Plurks ins Rennen“

Wenn ich alles – in meinen Augen nichtssagende – obiges abziehe, wird die Timeline VERDAMMT leer. Zur Auflockerung gab es noch Ansichten aus Südtirol, die ich tatsächlich geniessen konnte.

Mit einigen Menschen die ich (nicht nur über Plurk) kennen und mögen gelernt habe, hoffe ich weiterhin in Kontakt zu bleiben, aber ich möchte hiermit bekannt geben: Ich werde mich von Plurk verabschieden. Ganz zum Schluss ist das Aufwand-Nutzen Verhältniss dieser Web 2.0 Anwendung für mich einfach in einem deutlich ungutem Verhältnis. Das informelle Rauschen ist mir persönlich deutlich zu hoch.

Ich stand vor der Alternative, entweder MASSIV Leute zu „defrienden“ – was allgemein als unfreundlich gilt und mir schon so manche harsche Kritik einbrachte, wenn ich mich aus – Gründen der Timelinebereinigung – entschloß, einzelne Timeline-Spammer einfach zu ignorieren. Es gibt ein paar Menschen, denen ich glatt noch auf Plurk folgen würde, aber wo zieht man die Grenze? Wem erklärt man: „Hey, Du! Deine Plurks sind weniger Wert, als die des Anderen“? Das tue ich mir und den „Plurkies“ nicht an.

Also ziehe ich hiermit die Konsequenzen, werde Plurk nicht mehr nutzen und verabschiede mich von allen Plurkern. Wer mit mir in Kontakt bleiben möchte/mag/will, weiss wie er mich erreichen kann.

Ich bin eben einer von den Menschen, die nicht jeden Trend mitmachen (müssen), sondern versuchen sich das rauszupicken, dass auch Sinn macht. Man kann so wunderbar viel (LEBENS)Zeit im Internet verbrennen, aber es gibt auch noch ein echtes Leben da draussen – da ist die Grafik auch VIEL besser 🙂

Habt Spass, es war auch eine schöne Zeit, aber für mich ist dieses Kapitel nun abgeschlossen.

Charta des digitalen Datenschutzes und der Informationsfreiheit

Unten stehend eine Pressemitteilung des Bundesbeauftragten für den Datenschutz und die Informationsfreiheit. Ich weiss ja nicht, aber ich glaube, dass der Innenminister dem Peter Schaar ganz gewaltig eine reinhaun möchte, wenn der das liest. (Quelle via netzpolitik.org)

Der Bundesbeauftragte für den Datenschutz und die Informationsfreiheit Peter Schaar schlägt aus Anlass des Dritten Nationalen IT-Gipfels eine Charta des digitalen Datenschutzes und der Informationsfreiheit vor.

Schaar erklärt hierzu: „Angesichts der exponentiell zunehmenden Erhebung, Verknüpfung und Bewertung von Informationen werden Fragen des Datenschutzes und der Informationsfreiheit immer bedeutsamer.

„Da in unserer durch Interaktivität geprägten Welt jeder Einzelne nicht mehr bloß Nutzer, sondern ein Netzbürger mit unveräußerlichen Rechten ist, ist es für mich besonders wichtig, auf die Verantwortlichkeit aller Beteiligten, also sowohl staatlicher Stellen und Unternehmen, aber auch jedes Einzelnen für die Inhalte hinzuweisen, die er über sich und insbesondere andere veröffentlicht. Der Vorschlag der Charta soll einen grundsätzlichen Meinungsaustausch zu diesen Kernfragen anstoßen.

Über eine breite Teilnahme an dieser Debatte würde ich mich daher freuen. Bitte senden Sie Ihre Beiträge und Anregungen dazu an die hierfür extra eingerichtete eMail-Adresse: charta@bfdi.bund.de

————– Hier beginnt die Charta

In einer durch Interaktivität geprägten Welt sind die Einzelnen nicht mehr bloß Nutzer,
sondern Netzbürger mit unveräußerlichen Rechten. Als solche sind sie aber auch
verantwortlich für Inhalte, die sie über sich und andere veröffentlichen.
Die Gestaltung und Verwendung elektronischer Dienste sollte sich an folgenden Grundsätzen
orientieren:
1. Jeder hat das Recht, sich unbeobachtet und frei von Überwachung im Internet zu
bewegen. Dienste müssen nach Möglichkeit auch anonym oder unter Pseudonym in
Anspruch genommen werden können.
2. Die Privatsphäre muss auch in der digitalen Welt beachtet werden. Sowohl staatliche
Stellen als auch Unternehmen sind aufgerufen, ihr Handeln an dieser Maxime
auszurichten. Datenvermeidung und Datensparsamkeit kommt dabei zentrale
Bedeutung zu.
3. Die Vertraulichkeit und Integrität elektronischer Datenverarbeitung ist zu
gewährleisten. Einfach zu bedienende sichere Verschlüsselungsverfahren gehören zur
informationstechnischen Grundversorgung.
4. Jeder hat das Recht, über die Preisgabe seiner Daten selbst zu bestimmen. Dienste
müssen entsprechende Einstellmöglichkeiten aufweisen. Personenbezogene Daten
dürfen nur erhoben, verarbeitet oder genutzt werden, wenn die Betroffenen darin
ausdrücklich einwilligen (opt in). Elektronisch erteilte Einwilligungen müssen
jederzeit –auch elektronisch –widerrufen werden können.
5. Transparenz beim Umgang mit persönlichen Daten ist eine Bringschuld aller
verantwortlichen Stellen. Betroffene haben ein unveräußerliches Recht auf Auskunft
hinsichtlich der zu ihrer Person oder zu ihrem Pseudonym gespeicherten Daten.
6. Öffentliche Stellen sind gehalten, sich stärker zu öffnen. Bürgerinnen und Bürgern
haben ein Recht zu erfahren, wie Entscheidungen zu Stande kommen und wie
Steuergelder ausgegeben werden. Fachliche Weisungen, Dienst- und
Verwaltungsvorschriften sollten über das Internet verfügbar gemacht werden.
7. Zu einer offenen Verwaltung gehören einfach zu nutzende, sichere
Kommunikationsmöglichkeiten mit Bürgerinnen und Bürgern. Sie erwarten zu Recht
kompetente und zügige Reaktionen auf ihre Anliegen.
8. Wer das Internet in Anspruch nimmt und dabei Informationen preisgibt, muss sich der
Folgen bewusst sein, denn im Netz gibt es kein Vergessen. Besondere Sorgfalt ist
geboten bei Bewertungen, Bildern oder sonstige Informationen über Dritte; ihre
Rechte sind zu beachten.
9. Die Bildungseinrichtungen –vom Kindergarten, über die Hochschule bis zur
Erwachsenenbildung –sind gehalten, allen Generationen das nötige Rüstzeug für
einen verantwortungsbewussten Umgang mit neuen Technologien zur Verfügung zu
stellen.
10. Auch in einer zunehmend von Technik geprägten Welt gibt es Menschen, die aus
guten Gründen elektronische Dienste nicht in Anspruch nehmen. Ihre Entscheidung ist
zu respektieren und darf nicht zu Benachteiligungen führen.
(pdf, 6 KB)