Von Hackern und Entwicklern

Immer wieder lese oder höre ich in den Medien die Aussage „Hacker aus XYZ sind verantwortlich“, allerdings lese ich nie „Dank Hackern aus ABC“. Warum ist das so? Sind „Hacker“ per se die Bösen?

Dafür muss man sich über die Definition und die Geschichte der Begriffe Hacker (wenn ich Hacker schreibe, meine ich natürlich auch die Häcksen und muss an Rena und Barbare denken …) und Hacken ein paar Gedanken machen. Der Begriff hacken hat seinen Ursprung in dem lauten herumhämmern auf den Tastaturen (wer mich einmal auf meinem „Modell M“ schreiben gehört hat, weiss was gemeint ist). Dieses herum“hacken“ war den Mitmenschen damals schon subspekt – sie begriffen nicht was dort kreiert wurde. Es war Voodoo für sie. ECHTE Programmierer programmierten damals entweder Drähte oder Lochkarten. Der Begriff „hacken“ SOLL schon um 1950 bei Funkern genutzt worden sein – ob er dort den Ursprung im herumhämmern auf den Morsetasten hat? Auf alle Fälle ist das hacken im Ursprung schon mal weitgehend wertneutral – eher mit einem Ausschlag in Richtung positiv.

Was macht ein Hacker gestern und heute? Als erstes geht ein Hacker mit einer gewissen Interesse an die betreffende Technik heran. Wobei Technik nicht der Computer sein muss. Alles – sogar Menschen (social hacking) können gehackt werden – kann gehackt werden. Hacking beschreibt – ganz grob umrissen – den kreativen Umgang mit der Technik. Die Erfindung des Rades z.B. war einer der genialsten Hack der Menschheit.

Der viel zu früh gestorbene Wau Holland erklärte hacken wie folgt: „Wenn dein Herd kaputt ist und Du unbedingt so ein billig-Kartoffelpüree machen willst, nimm die Kaffeemaschine um das Wasser zu erhitzen“. Dies bringt Hacken auf den Punkt: Technik so zu modifizieren oder zu nutzen, dass ein Ziel erreicht wird, welches vom Erbauer der Maschine nicht vorgesehen war. Die Telekom nannte Hacker früher einmal „Personen mit atypischem Benutzerverhalten“ und lag damit wahrscheinlich sehr dicht am Kern der Wahrheit.

Die Grundlage für viele Hacks der heutigen Zeit (bezogen auf jedwede Form von Computertechnik) legen dabei die Entwickler und Programmierer. Sie bauen und entwickeln Technologien, die sie selbst nicht bis ins letzte Detail beherrschen. Ein schönes Beispiel für diese Oberflächlichkeit sind die Chips der Kreditkarten, die zum Jahreswechsel unbenutzbar wurden. Wer ist schuld an all den Viren, Trojanern und anderen Schadprogrammen? Sind es die Hacker, die diese Lücken im System finden?  Hacker nutzen diese Lücken NICHT zum eigenen Vorteil. Diese Spezies nennt man Cracker, Hacker sind die „Guten“. Ursächlich sind die Programmierer und Entwickler schuld, die diese Lücken ins System einbauen. Bezahlt deine Haftpflichtversicherung, wenn der Maurer neben Fenstern und Türen ein offenes Loch von 2m² in der Wand deines Wohnzimmers hinterlässt, durch welches Diebe eindringen? Wohl eher nicht. Ein Hacker würde dich – den Bewohner – und dein Maurer auf den Misstand aufmerksam machen. Nur ein Cracker nutzt das Loch um deinen neuen Flatscreen zu klauen. Der Hacker ist also so etwas wie die Sicherheitsabteilung des Bauamtes.

Also liebe Programmierer und Entwickler: Nehmt euch ein Beispiel an den Maurern und hört auf die Hacker.  Edles, altes Handwerk!

Telekom-Kunde? Selber schuld!

Und wieder schafft es die Telekom sich in die Medien zu bringen. Auch diesmal ist es wieder unter der Überschrift „Sicherheit“ zu finden:

Wie schön, dass Kunden die Services ihrer Telefonanschlüsse auch online verwalten können. Wie schlecht, dass das bei der Telekom auch Hacker konnten: Weil T-Com-Kunden teils um erhebliche Summen betrogen wurden, klemmte die Telekom einen Teil ihrer Dienste ab.  Manchmal ist weniger mehr – zumal, wenn man die Sicherheit der eigenen Dienste nicht mehr garantieren kann: Die Telekom hat seit Monaten Probleme mit der Datensicherheit. Eines dieser Probleme ist die mangelnde Absicherung ihres Kundenportals, über das diese die Funktionen ihrer Telefonanschlüsse konfigurieren können.

schreibt der Spiegel. Der Welt ist zu entnehmen:

Um „weiteren Missbrauch zu vermeiden“, wurde die Einrichtung von Rufumleitungen im Internet-Kundenportal vorläufig gesperrt.

Und diese Golems der Sicherheit sollen ihre Finger mit in DE-MAIL haben? Ich kann nur davor warnen, irgendetwas zu nutzen, wo die telekom, T-Systems oder andere zum „T“ gehörende Unternehmen ihre Finger drinnen haben.

Dazu passt auch das Schmankerl der Titanic:

Telekom-Chef René Obermann hat sich bei den Betroffenen der Bespitzelungsaffäre persönlich am Telefon entschuldigt. Dies ergab nun eine Überprüfung von Obermanns Verbindungsdaten.

Wird Wiedeking Ehrenmitglied des CCC?

Wendelin Wiedeking, Vorstandsvorsitzender von Porsche hat in meinen Augen den Hack des Jahres hingelegt, indem er den deutschen Aktienmarkt hackte. Ein Hacker zeichnet sich durch „Kreativen Umgang mit Technik“ aus – wenn wir hier einmal den Begriff „Technik des Aktienmarktes“ nutzen, so hat Wiedeking durch kreativen Umgang mit Optionskäufen und der Veröffentlichung eben dieses Kaufes, den Hasardeuren der Börsenplätze deutlich ihre Schranken geweisen.

Die Frage ist nun: Hat Wiedeking der Wirtschaft Schaden zugefügt? Meine Antwort ist NEIN, denn den Schaden richten Leerverkäufer an. Wiedekings Aktion zeigt dies nur zu deutlich auf.

Herr Wiedeking: Ich teile ihnen hiermit meinen Respekt mit! Grossartig!