Der Pfaffe und der Fürst

Gewaltenteilung ist keine neue Erfindung, die es erst seit dem Grundgesetz gibt. Gewaltenteilung gibt es seit Jahrhunderten. Die Gegenspieler waren historisch der klerale Ast der Macht, sowie der weltliche (Fürsten, Herzoge etc. pp.). Gegenseitig haben sich diese beide Waagschalen der Kräfte immer mal wieder auf die Füsse getreten und selbst Könige mussten das Büßergewand überstreifen, wenn sie dem Pfaffen auf die Füsse traten – remember Canossa. Wäre Heinrich IV Bayer gewesen, hätte er sich den Fussmarsch sparen können. Hätte er den Gläubigen nur genug Geld gezahlt, dann hätte Gregor VII sicher Gnade vor Recht ergehen lassen.

Wie ich auf solch hahnebüchenen Unsinn komme? Na, ist recht einfach: Der TAZ entnehme ich eben, dass

Jedes Jahr fließen etwa 60 Millionen Euro aus dem bayerischen Haushalt an die katholische Kirche. Damit werden Kirchengebäude erhalten und das Gehalt von Priestern bezuschusst, auch das von Bischöfen. Allein der Münchner Erzbischof Reinhard Marx bekommt jeden Monat etwa 10.000 Euro vom Staat.

Na, und für diese Silberlinge kann man doch wohl etwas wohlwollendes, machterhaltendes Geschwafel von der Kanzel erwarten, oder? Kein Wunder also, wenn die CSU nun lospoltert, wenn ausgerechnet so ein „Anarcho“-Politiker der Grünen diese Regelung von 1924 als nicht mehr zeitgemäss bezeichnet.

„Angriff auf die christliche Leitkultur und die gläubigen Christen“, schimpfte Bayerns Ministerpräsident Günter Beckstein

lässt sich der TAZ entnehmen. Ja, der Beckstein, der hat es wahrlich drauf. Wenn man den Pfaffen mehr als nur die Kirchensteuer zukommen lässt, dann wird Luzifer die Macht übernehmen, oder noch schlimmer: Die Sozi, oder gar die Kommunisten (damit meint Beckstein dann die Linke).

Ich finde es herrlich, wie sich die „Mächtigen“ sich gegenseitig die Gelder der Steuerzahler zuschanzen – Hauptsache die Seele kommt in den Himmel und die Andacht wird gemäß der Regierenden gehalten.

Hartz-IV. Armut und Profitgier

Ein TAZ-Artikel, in dem von einem Leiter eines Jobcenters, der gleichzeitig (nebenberuflich) Leiter eines Altenheimes ist/war, in dem Aktivjobber (ja, so nennen „Sie“ die Hartz-IV Ein-Euro Sklaven) als normale (total unterbezahlte) Arbeitskräfte eingesetzt wurden.

Auch ich habe in meiner Hartz-IV Zeit derartige Erfahrungen machen dürfen. Der typische, im berufslebende stehende Bundesbürger ahnt nicht ansatzweise, auf welche Arten man mit den Hartz-IV Sklaven Geld verdienen kann.

Zuerst muss man wissen, dass wer Aktivjobber einstellt ca 200€ pro Hartz-IVer und Monat als „Verwaltungsaufwandsentschädigung“ erhält. Das heisst, wer 20 Aktivjobber beschäftigt, erhält ca. 4000€ von der Arge. Aufgrund dieses Umstandes gibt es VIELE Unternehmen, deren Arbeitskräfte sich zu 90-95% aus Aktivjobbern aquirieren. Der feste Personalstamm hat ausschliesslich die Aufgabe, die Aktivjobber anzuleiten und zu verwalten. Die – typischerweise gemeinnützige – GmbH, die dieses Konstrukt umgibt hat einzig die Aufgabe möglichst viele Aktivjobber aufzunehmen und zu „verwahren“, um so möglichst viel Geld von der Arge zu erhalten.

Prekär wird es, wenn man sich anschaut, in welchem Bereich diese Organisationen tätig sind: Krankenpflege, Gastronomie, Schulspeisung, Dienstleistungen an Schulen etc.. Daraus kann man – nach meinen Erfahrungen – ableiten, dass entweder Angebote erstellt werden, die indirekt sozialabgabenpflichten Arbeitsplätzen die Aufgaben streitig machen, respektive deren Arbeitsbereiche killen.

Andererseits werden auch Jobs erfunden, die finanziell eine absolute Lachnummer sind. Dieses möchte ich am Beispiel Fahrradwache an Schulen verdeutlichen: Bei mir „um die Ecke“ gibt es eine Gesamtschule, deren Eingangsbereich und Fahrradständer von ca. 5 Personen „bewacht“ werden. Neben den ca. 200€ die den Aktivjobbern als Mehraufwand ausgezahlt werden, zahlt die Arge weitere 200€pro Person an den „Träger der Veranstaltung“. Darauf ergeben sich Kosten von 400€ pro Person und Monat, welche die Allgemeinheit zu tragen hat. Bei nur vier Tätigen sind das 2000€ im Monat. Ich stelle nun die Frage wieviele Fahrräder im Monat in einer normalen Schule gestohlen werden und welche Kosten dies verursacht. Ich behaupte kühn, dass die Staatskasse viel Geld sparen könnte, wenn man den Hartz-IVern die 200€im Monat einfach so auszahlt und der Schule 500€ pro Monat in eine Kasse „Fahrradversicherung und Schulverein“ zur Verfügung stellt, dem Allgemeinwohl viel besser geholfen wäre UND noch Geld gespart wäre. Aber DANN hätte der Träger ja seine 1000€ nicht „verdient“.

Auch wurde ich in meiner HARTZ-IV Zeit von meinem „Dienstvorgesetzten“ angesprochen, dass er eine besondere Aufgabe für mich hätte: Ich sollte für eine Schule ein Computernetzwerk planen und – mit anderen Aktivjobbern – dieses installieren, inklusive ALLES handwerklichen Tätigkeiten, die damit verbunden sind. Trotz des „Bewusstseins“, dass ich das letzte und dümmste Schwein in der Kette der Geldempfänger Deutschlands war und der damit verbundenen latenten depressiven Grundstimmung, hatte ich einen Reststollz und meine Kritikfähigkeit nicht verloren. Ich habe es geschafft – auch auf die Gefahr hin als „Arbeitsverweigerer“ die Mehreinnahme von 200€ zu riskieren und eine Sperre der Hartz-IV-Gelder zu riskieren – diese Tätigkeit schlichtweg abzulehnen. Ich hatte das Glück, dass mich mein Dienstvorgesetzter schätzte und meine Bewertung:“Damit nehme ich Arbeitenden, die mit genau DIESEN Jobs ihr Geld verdienen die Arbeit weg und sorge so dafür dass diese Arbeitenden morgen auch Hartz-IVer sind“ verstand. Dass die Schulbehörde Hamburgs zu wenig Geld hat, ist ein politisches Problem und darf nicht dazu führen, dass noch mehr Menschen arbeitslos werden.

Mein beruflicher Traum ist immer noch, eine windschiefe, vom Einsturz bedrohte, denkmalgeschützte(!)  Scheune oder Kate zu finden und diese zu kaufen. Dann würde ich eine „Gemeinnützige Gesellschaft zur Rettung der Scheune“ gründen und dafür 80 Aktivjobber beantragen, die im 4-Schichtbetrieb nichts anderes zu tun hätten, als die Scheune bei Sturm mit stabilen Seilen vorm wegwehen zu schützen. 80 beschäftigte Aktivjobber würden mir von der Arge jeden Monat 80×200€ = 16.000€ als Verwaltungsaufwand in die persönliche Schatulle spülen. Davon könnte ich recht komfortable leben. Ich würde sogar 2 feste Arbeitsplätze schaffen: Buchhaltung und Arbeitseinteilung und -aufsicht würde ich nicht mehr slebst machen. Diese beiden Arbeitsplätze wären natürlich mit ehemaligen Langzeitarbeitslosen besetzt, so dass ich an der Stelle nochmal Einkommen hätte und meine Lohnkosten sich übersichtlich gestalten. Mir persönlich würden dann immer noch (mindestens) €8000€ bleiben. Damit würde ich knapp über die Runden kommen – mit nichtstun! Es wäre nur eine Frage der Zeit, bis ich einen Preis für die Geschäftidee bekäme und dann mit einer derartigen Reputation weitere Scheunen kaufen würde.

Ich will auch so arrogant sein dürfen

Ja, auch wenn es sich hier nicht immer so liest, aber es gab mich – vor einigen Jahren – auch so richtig in „Schlips und Kragen“. Aus dieser Zeit kenne ich die Regeln von Ausschreibungen und die mit Auschreibungen verbundenen Problemen. Letztendlich gilt nur zwei Regeln: Erfülle alle Anforderungen der Ausschreibung, und reiche dein Angebot rechtzeitig ein.

Nun wird bei Ausschreibungen manchmal ein wenig „gemauschelt“. Dort wird das Anforderungsprofil genau SO formuliert, dass nur ein Anbieter den Bedarf erfüllen kann. Oder auf Bieterseite wird so auf die Anforderung eingegangen, dass man später noch – wenn man erstmal in dem Deal drinnen steckt – Nachforderungen erheben kann. Die Nummern „Wir gehen mit den Entscheider Essen, fliegen mit denen ein Wochenende nach Irland“ etc. übergehe ich hier geflissentlich, dass ist nicht die hohe Kunst der Ausschreibungsbearbeitung, dass ist stumpf Bestechung/Vorteilsnahme.

Auf dieses Thema komme ich, da der Spiegel – mal wieder – über das Hick-Hack in Sachen „Tankerauftrag für die US-Luftwaffe“ schreibt. Erst lässt Boing eine verlorene Ausschreibung durch den US-Kongress als ungültig werten, um noch eine Chance zu bekommen an den Deal ranzukommen und nun – aktuell

Boeing verlangt vom Pentagon, die Frist für die Abgabe eines Angebots auf insgesamt sechs Monate auszuweiten. Sollte das Pentagon dies nicht bewilligen, werde der US-Konzern wahrscheinlich keine Offerte abgeben, sagte Jim Albaugh, Chef der Rüstungssparte von Boeing, dem „Wall Street Journal“. Der derzeitige Zeitplan schränke Boeings Teilnahme ein.

Wie geil ist dass denn bitte? Da versucht ein Anbieter dem Kunden öffentlich zu diktieren, wie eine Ausschreibung auszusehen hat? DAS habe ich auch noch nicht erlebt. So eine Dreistigkeit gibt es auch – bislang – nur im Land der begrenzten Unmöglichkeiten.

Der Spiegel weiter:

Eine Verschleppung des Auftrags könnte Boeings Chancen allerdings erhöhen – denn die Diskussion um den Tankerautrag ist in den USA ein Wahlkampfthema. Die Entscheidung, den Zuschlag der europäischen Konkurrenz zu erteilen, hatte seinerzeit im US-Kongress einen Sturm der Entrüstung entfacht, bei Demokraten und Republikanern gleichermaßen.

Sowas ist Protektionismus in Reinform. Ich finde, wir fangen auch wieder an mit Parolen wie „Kauft nicht beim Ami“ und kehren die Globalisierung mal ein wenig um.