Hartz-IV. Armut und Profitgier

Ein TAZ-Artikel, in dem von einem Leiter eines Jobcenters, der gleichzeitig (nebenberuflich) Leiter eines Altenheimes ist/war, in dem Aktivjobber (ja, so nennen „Sie“ die Hartz-IV Ein-Euro Sklaven) als normale (total unterbezahlte) Arbeitskräfte eingesetzt wurden.

Auch ich habe in meiner Hartz-IV Zeit derartige Erfahrungen machen dürfen. Der typische, im berufslebende stehende Bundesbürger ahnt nicht ansatzweise, auf welche Arten man mit den Hartz-IV Sklaven Geld verdienen kann.

Zuerst muss man wissen, dass wer Aktivjobber einstellt ca 200€ pro Hartz-IVer und Monat als „Verwaltungsaufwandsentschädigung“ erhält. Das heisst, wer 20 Aktivjobber beschäftigt, erhält ca. 4000€ von der Arge. Aufgrund dieses Umstandes gibt es VIELE Unternehmen, deren Arbeitskräfte sich zu 90-95% aus Aktivjobbern aquirieren. Der feste Personalstamm hat ausschliesslich die Aufgabe, die Aktivjobber anzuleiten und zu verwalten. Die – typischerweise gemeinnützige – GmbH, die dieses Konstrukt umgibt hat einzig die Aufgabe möglichst viele Aktivjobber aufzunehmen und zu „verwahren“, um so möglichst viel Geld von der Arge zu erhalten.

Prekär wird es, wenn man sich anschaut, in welchem Bereich diese Organisationen tätig sind: Krankenpflege, Gastronomie, Schulspeisung, Dienstleistungen an Schulen etc.. Daraus kann man – nach meinen Erfahrungen – ableiten, dass entweder Angebote erstellt werden, die indirekt sozialabgabenpflichten Arbeitsplätzen die Aufgaben streitig machen, respektive deren Arbeitsbereiche killen.

Andererseits werden auch Jobs erfunden, die finanziell eine absolute Lachnummer sind. Dieses möchte ich am Beispiel Fahrradwache an Schulen verdeutlichen: Bei mir „um die Ecke“ gibt es eine Gesamtschule, deren Eingangsbereich und Fahrradständer von ca. 5 Personen „bewacht“ werden. Neben den ca. 200€ die den Aktivjobbern als Mehraufwand ausgezahlt werden, zahlt die Arge weitere 200€pro Person an den „Träger der Veranstaltung“. Darauf ergeben sich Kosten von 400€ pro Person und Monat, welche die Allgemeinheit zu tragen hat. Bei nur vier Tätigen sind das 2000€ im Monat. Ich stelle nun die Frage wieviele Fahrräder im Monat in einer normalen Schule gestohlen werden und welche Kosten dies verursacht. Ich behaupte kühn, dass die Staatskasse viel Geld sparen könnte, wenn man den Hartz-IVern die 200€im Monat einfach so auszahlt und der Schule 500€ pro Monat in eine Kasse „Fahrradversicherung und Schulverein“ zur Verfügung stellt, dem Allgemeinwohl viel besser geholfen wäre UND noch Geld gespart wäre. Aber DANN hätte der Träger ja seine 1000€ nicht „verdient“.

Auch wurde ich in meiner HARTZ-IV Zeit von meinem „Dienstvorgesetzten“ angesprochen, dass er eine besondere Aufgabe für mich hätte: Ich sollte für eine Schule ein Computernetzwerk planen und – mit anderen Aktivjobbern – dieses installieren, inklusive ALLES handwerklichen Tätigkeiten, die damit verbunden sind. Trotz des „Bewusstseins“, dass ich das letzte und dümmste Schwein in der Kette der Geldempfänger Deutschlands war und der damit verbundenen latenten depressiven Grundstimmung, hatte ich einen Reststollz und meine Kritikfähigkeit nicht verloren. Ich habe es geschafft – auch auf die Gefahr hin als „Arbeitsverweigerer“ die Mehreinnahme von 200€ zu riskieren und eine Sperre der Hartz-IV-Gelder zu riskieren – diese Tätigkeit schlichtweg abzulehnen. Ich hatte das Glück, dass mich mein Dienstvorgesetzter schätzte und meine Bewertung:“Damit nehme ich Arbeitenden, die mit genau DIESEN Jobs ihr Geld verdienen die Arbeit weg und sorge so dafür dass diese Arbeitenden morgen auch Hartz-IVer sind“ verstand. Dass die Schulbehörde Hamburgs zu wenig Geld hat, ist ein politisches Problem und darf nicht dazu führen, dass noch mehr Menschen arbeitslos werden.

Mein beruflicher Traum ist immer noch, eine windschiefe, vom Einsturz bedrohte, denkmalgeschützte(!)  Scheune oder Kate zu finden und diese zu kaufen. Dann würde ich eine „Gemeinnützige Gesellschaft zur Rettung der Scheune“ gründen und dafür 80 Aktivjobber beantragen, die im 4-Schichtbetrieb nichts anderes zu tun hätten, als die Scheune bei Sturm mit stabilen Seilen vorm wegwehen zu schützen. 80 beschäftigte Aktivjobber würden mir von der Arge jeden Monat 80×200€ = 16.000€ als Verwaltungsaufwand in die persönliche Schatulle spülen. Davon könnte ich recht komfortable leben. Ich würde sogar 2 feste Arbeitsplätze schaffen: Buchhaltung und Arbeitseinteilung und -aufsicht würde ich nicht mehr slebst machen. Diese beiden Arbeitsplätze wären natürlich mit ehemaligen Langzeitarbeitslosen besetzt, so dass ich an der Stelle nochmal Einkommen hätte und meine Lohnkosten sich übersichtlich gestalten. Mir persönlich würden dann immer noch (mindestens) €8000€ bleiben. Damit würde ich knapp über die Runden kommen – mit nichtstun! Es wäre nur eine Frage der Zeit, bis ich einen Preis für die Geschäftidee bekäme und dann mit einer derartigen Reputation weitere Scheunen kaufen würde.

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