GESUNDES Wachstum

Hans Riegel, Bonn = HARIBO. Ich glaube Jeder von uns hat schon mal eine der Haribo-Süssigkeiten zu sich genommen. Dieser Hans Riegel ist Unternehmer und sagt Sätze wie:

WELT ONLINE: Zurück zur Krise: Auch von der Kreditklemme spüren Sie nichts?

Riegel: Nein, wie sollten wir? Seit über 50 Jahren finanzieren wir unser gesamtes Wachstum aus dem Cash Flow. Seit über 50 Jahren habe ich bei einer Bank keinen Kredit mehr aufgenommen. Ich hatte 1950 ein Schlüsselerlebnis, nach dem ich mir vornahm, auf Banken künftig möglichst zu verzichten. Und das ist mir gelungen. Bei uns hatten die Kreditinstitute nie etwas zu sagen.

Quelle (währet ihr nie drauf gekommen): Welt. Im selben Interview gibt Hans Riegel den Umsatz seines Unternehmens mit 1,7-2 Milliarden Euro an – „Und das mit kleinen und billigen Produkten wie Gummibärchen“. Ja, man kann ein Unternehmen auch ohne Bankkredite und ohne Shareholderkapital zu einer beachtlichen, gesunden Grösse führen. Aber das lernen unsere BWL-Studenten von heute ja nicht mehr auf den Unis.

Von Unternehmern wuie Riegel bekommt man dann aber Aussagen, wie:

Aber direkte Subventionen sind nicht im Sinne der sozialen Marktwirtschaft. Der Staat sollte lieber den Arbeitslosen unter die Arme greifen, statt Unternehmen am Leben zu erhalten, die aus eigener Kraft nicht überleben können.

Und ist die Einstellung von Riegel zu seinen Mitarbeitern? Sind die austauschbar? Diese Frage wird so ganz nebenbei beantwortet, als es um Umzugspläne geht:

Wir denken ja schon seit sechs oder sieben Jahren darüber nach, weil wir hier keinerlei Chancen auf eine Erweiterung haben. Wir bleiben aber im Umkreis von 20 Kilometern vom alten Werk entfernt, denn wir wollen nicht auf unsere guten Mitarbeiter verzichten. Die sollen mitkommen.

Tja, da können sich nahezu ALLE Konzerne mal eine Scheibe von abschneiden.

Kirchgangpflicht für Manager?

Früher war die Kirche ein Ort, an dem sich die Frommen versammelten und vor allem an dem Sie auch Hilfe bei Sorgen und Nöten bekamen. Die Kirche bildete den Gegenpol zu den weltlichen Herrschern.

Ich wage die Behauptung aufzustellen, dass der normalsterbliche Mitteleuropäer die Kirche als Instutution nicht mehr benötigt. Er weiss, was Recht und Anstand ist und kann auch meist danach leben (siehe auch Tuedelkram)… Anderes wird von den Gesetzen ge(mass)regelt.

Allerdings sehe ich da eine Gruppierung von Menschen, die anscheinend nicht in der Lage sind, sich nach den Grundzügen der Kirche zu richten. „Du sollst nicht begehren deines Nächsten Hab und Gut“ ist zum Beispiel ein „Grundgesetz der Kirche“, das für unsere leistungsbezogenen Manager und Shareholder nicht zu gelten scheint.

Wer sind die wahren Asozialen der heutigen Zeit? Sind es die Arbeitslosen, die sich gegenseitig aushelfen, wenn es mal wieder temporär ein bisschen eng wird mit Geld für Lebensmittel? Oder ist es der Präsident des BDI, Hans-Peter Keitel, und der Teil der Gesellschaft für den er spricht,  der in den Zeiten, in denen sich der Besitz immer weiter von „unten“ nach „oben“ verschiebt, nach Steuererleichterungen für Grossverdiener wirbt? Urteilt selbst und spendet Bibeln für die Nieten in Nadelstreifen. Und wenn die Herren überbezahlte Manager dann auch wieder wissen, wie ein SOZIALES System funktioniert, dürfen sie auch wieder Sonntags-Vormittags mit den Kindern spielen und müssen nicht den Kirchgang antreten.

Eingesprungener Doppelaxer-Flopp-Flopp – aus dem Stand mit einer Rückwärtssalto-Spirale in die Lohnnebenkosten

Unsere Bundeskanzlerin besticht dieser Tage mal wieder durch Aussagen, die einem Kunstturner zur Ehre gereichen würden. Da ist der eingesprungene Doppelaxer-Flopp-Flopp, aus dem Stand mit einer Rückwärtssalto-Spirale ja nichts dagegen. Im Spiegel lese ich gerade folgende Aussagen unserer Kanzlerin, die alle auf dem CDU-Parteitag in Stuttgart gefallen sind:

  • Kanzlerin will sich bei Konjunkturhilfen alle Optionen offenhalten
  • Die Kanzlerin bleibt bei ihrem Nein zu Steuersenkungen

Also definitiv KEINE Steuersenkungen, aber:

  • Tabus soll es im Kampf gegen die Finanzkrise künftig nicht mehr geben
  • „Ich betone: Alle Optionen“

Ja was denn nun Frau Merkel. „Alle Optionen“ und „Keine Tabus“, oder dies und das und jenes, wird auf gar keinem Fall geschehen?

Und nun der Klopfer der Woche:

  • Wenn nötig, werde die Regierung „blitzschnell handeln“

Blitzschnell? Das Ziehkind von Altbundeskanzler Helmut Kohl zeichnet sich doch typischerweise durch eine Entscheidungsgeschwindigkeit aus, die noch hinter der ihres Vor-Vorgängers liegt.

Auch schön ist die Selbstbeweihräucherung:

Die CDU-Chefin nannte den Rückgang der Arbeitslosenzahl auf unter drei Millionen, die gesunkenen Lohnnebenkosten und mehr Leistungen für Familien als Beispiele

  1. Weniger Arbeitslose (in der Statistik..) werden auch mit Hilfe von Hungerlöhnen, welche durch Hartz-IV aufgestockt werden. Was gut für (ausbeuterische) Unternehmen ist, aber schlecht für den Menschen.
  2. „Gesunkene Lohnnebenkosten“ ist der Hohn der Saison, da es nichts anderes heisst, dass geldwerte Leistungen des Arbeitgebers für die Arbeitnehmer nicht mehr gezahlt werden. Diese Leistungen muss der Arbeitnehmer nun selbst zahlen, in Form von Zusatzversicherungen und Alternativrente.
  3. Ja, die Leistungen für die Familie. Bildungs- und Steuersparmodelle für die Menschen, die ihre Kinder in Internate stecken oder den Garten des Einfamilienhause (steuersparend) vom Gärtner pflegen lassen.

Der einfache Mann auf der Strasse hat von all dem nichts.

Aber die Aussagen hören sich gut an, und so wird Frau Merkel von den anwesedenden Parteimitgliedern (wieviele davon erhalten wohl Hartz-IV Unterstützung?) sicherlich mit feinem Applaus von der Bühne geleitet worden sein.

Zu den Lohnnebenkosten gibt es noch eine multimediale Erklärung von Volker Pispers. Einer der wenigen Kabaretisten, die sich noch ernsthaft mit dem Thema Politik auseinandersetzen und nicht ausschliesslich in Plattitüden leben: