Der Bauernhof Griechenland und die Raiffeisenkasse

Es begab sich zu einer Zeit, dass der Traktor von Bauer Harms, Besitzer des Bauernhofes Griechenland, einen Motorschaden hatte und Harms etwas klamm war. Harms begab sich also zu seiner Raiffeisenkasse und fragte nach einem Kredit für die Reparatur. Der freundliche Bankmitarbeiter gewährte natürlich den Kredit und wies Harms darauf hin, dass man auch in Zukunft gern bereit wäre, Harms mit Krediten zu helfen.

Harms ließ seinen Traktor reparieren, und fuhr fröhlich weiter über seine Äcker. Ein paar Tage später bekam Harms Besuch seines freundlichen Bankberaters. Ein anderer Bauer wollte seinen Hof aufgeben und es stünden ein paar Felder zum Verkauf. Harms wollte abwinken, konnte er in der zur Verfügung stehenden Zeit doch so gerade eben seine eigenen Felder bestellen. Der Bankberater zerstreute Harms Zweifel:“ Wenn Sie die Felder kaufen, unterstützen wir Sie großzügig. Als Besitzer der neuen Feldern können wir Ihnen wesentlich großzügigere Kredite gewähren. Von diesem Geld können Sie dann problemlos größere, leistungsfähigere  Maschinen kaufen.“. Harms überlegte nicht lang. Man muss halt wachsen – kann man überall nachlesen.

Harms kaufte die Felder und investierte in größere Landmaschinen und es sah aus, als wenn alles gut wäre. Wenn da nicht der Kurssturz für Roggen gewesen wäre. Harms konnte die Raten für die Kredite nicht zahlen. Nach einigen schlaflosen Nächten verkaufte er seinen großen PKW, verkaufte den Erbhof – und ein paar Monate ging es gut, aber am Ende konnten die Raten nicht bedient werden.

Harms fuhr in die Stadt um bei der Raiffeisenkasse vorzusprechen. Bislang war der Bankberater doch immer freundlich gewesen, man wird bestimmt eine Lösung finden. Harms betrat das große repräsentative Gebäude in der Stadtmitte und wurde freundlich empfangen. Allerdings saß er nun nicht nur dem bekannten Bankberater gegenüber, sondern auch dem Filialleiter und einem Kreditspezialisten aus der Zentrale. Es wurde Harms auch eine Lösung präsentiert: Man hätte einen Käufer für die Felder. Zwar würde Harms nicht mehr das Geld bekommen, dass er damals bezahlt hätte, aber seine Gesamtschuld würde halt geringer. Harms war sauer – stinksauer. War es nicht der Bankberater gewesen, der ihm zum Kauf der Felder geraten hatte? Und was sollte Harms mit den großen Landmaschinen, wenn er nur noch seine wenigen alten Felder zu bestellen hätte? „Ja, die Landmaschinen würde man ihm auch günstig abkaufen können. Zwar nicht wieder zum Einkaufs-, noch zum derzeitigen Buchpreis. Aber Harms müsse eben seine Schuldenlast drücken – da müsse er halt auch Abstriche machen“.

Da stand Harms nun: Ein Kredit mit einer Zinsenlast, die er mit seinem jetzt deutlich kleinerem Einkommen niemals tilgen kann. Auch seine Kinden und Enkel werden noch bezahlen, nur um dieses Intermezzo zu bezahlen.

Und die Moral von der Geschicht: Traue keinem Banker nicht! Egal von welchem Investor er kommt.

OK, ich gebe zu die Griechenland-Problematik ist DEUTLICH komplexer. Es spielen noch Waffengeschäfte mit hinein, die für neue Kredite abgeschlossen werden müssen etc. pp.. Aber so ungefähr würde ich kleinen Kindern erklären, was da in Griechenland passiert.

Wem nutzt Staatsverschuldung?

Schulden sind eine Qual für Jeden,  der diese abtragen muss. Zu der Rückzahlung der eigentlichen Schuld(eine Selbstverständlichkeit) addiert sich Zins und Zinseszins. Wer nicht aufpasst kann – unter gewissen Umständen – in eine Situation geraten, in der allein die Abzahlung der periodisch Zinsen schon schwer zu ertragen ist (siehe Griechenland oder auch die private Schuldenfalle). Es gibt für die Zinseszins-Perversion das schöne Beispiel des „Josephspfennig“ (Bitte dort bei Wikipedia nachlesen, ich möchte nicht alles kopieren).

Wenn also das Prinzip Zins vs. Zinseszins derart perverse Formen annimmt, warum arbeitet man damit? Qui bono – wem nützt es? Dies nutzt es vor allem dem Kreditgeber. Denn dieser vermehrt auf einfache Weise sein – ansonsten Schimmel ansetzendes – Kapital.

Natürlich gibt es Situationen in denen auch der Kreditnehmer einen monetären Vorteil erlangt. Wenn er z.B. das geliehene Kapital nutzt um mit dem eingesetzten Kredit mehr Ertrag zu erwirtschaften als der Kredit ihn kostet. So funktioniert das Prinzip „Banken“. Diese leihen sich von den Sparern das Geld aus, um es teurer als Kredit selbst zu verleihen.

Aber nun zu dem Problem Staatsverschuldung. Wem nutzt diese und wer zahlt dafür eigentlich? Wie oben dargelegt nutzt dies den Kreditgebern. Als Seiteneffekt nutzt es auch der jeweils in der Regierung befindlichen Partei, denn Sie kann (öffentlichkeitswirksam) „investieren“ und das Abtragen der Schuld auf die spätere Regierungen (und Generationen) vertagen. Hatte die Bundesrepublik 1961 noch zarte 32 Milliarden Euro Schulden, so sind die Schulden bis 2013 auf stolze 2.037 Milliarden Euro gewachsen. Bildlich gesprochen haben die Regierungen unsere schöne Bundesrepublik schon zu einem großen Teil in die Hände von Kreditgebern gelegt. Öffentlicher Besitz wanderte in Investoren-/Privatbesitz.

Wenn unser Finanzminister von einer „schwarzen Null“ spricht, so meint er nur, dass er es gerade eben geschafft hat keine neuen Schulden aufzunehmen. Also gerade eben so Zins und Zinseszins der Schulden zurück zahlen konnte.

Wenn die Bundesrepublik als einen Betrieb mit einer jährlich zu erstellenden Bilanz wäre, so müsste man feststellen, dass es der BRD Jahr für Jahr schlechter geht. Der Wert Infrastruktur wird massiv abgebaut (zerbröselnde Infrastruktur, Privatisierung von Staatseigentum) was auf der anderen Seite aber nicht wirklich zu einem Anstieg der liquiden Mittel führt. Seit Jahren lässt unsere Regierung das Land ausbluten. Wem nutzt also die Staatsverschuldung? In Deutschland: Den 10 % der Bevölkerung denen fast zwei Drittel dieses Vermögens gehört, denn nur diese haben das Kapital zu investieren. Und natürlich nebenbei noch internationalen Investoren. Uns Bürgern nutzt es – bei der derzeitigen Politik – überhaupt nichts. Etwas anderes wäre es, wenn für das aufgenommene Geld Infrastruktur aufgebaut werden würde, die sich später höher als der Schuldzins monetarisieren würde. Davon aber sind wir weit entfernt.

Deutsche Medienpropaganda am Beispiel des Focus

Der Focus berichtet heute unter der Überschrift „Gianis Varoufakis verdiente sich als Finanzminister eine goldene Nase“ über den Rücktritt des griechischen Finanzministers und beglückt uns mit einem Paradebeispiel, wie Propaganda in deutschen Medien funktioniert. Das dies nichts mit Journalismus zu tun hat, ergibt sich von selbst.

Schon die Überschrift suggeriert: Da ist ein Abzocker am Werke: Wer sich als Finanzminister eines krisengeschüttelten Landes eine „Goldene Nase“ verdient, muss ein schlechter Mensch sein.

Es geht beim Focus weiter mit „Varoufakis ist raus: In einem persönlichen Gespräch hat Alexis Tsipras den Wirtschaftsökonom aus seiner Regierung geworfen.“. Die Information, dass Varoufakis „herausgeworfen“ wurde hat der Focus heute semiexklusiv. Andere Medien sind weniger mutig in ihrer Propaganda und schreiben vom Rücktritt.

160 Tage war Varoufakis im Amt. Und die haben sich für ihn gelohnt – monetär zumindest. Die monatliche Entschädigung für griechische Abgeordnete beträgt laut dem griechischen Parlament monatlich 5705 Euro.

Waaaas? 5705 Euro hat der monatlich bekommen? OK, der Focus erwähnt zwar erwähnt, dass Syriza-Abgeordnete einen großen Teil der Einnahmen an die Partei abgeben, dennoch geht der Artikel weiter mit

Schätzungsweise hat Varoufakis innerhalb der vergangen 22 Wochen über 31.000 Euro aus der Abgeordneten-Entschädigung verdient.

In den 31.000€ sind alle Zulagen (welche der Focus aufzählt) enthalten. Aber was sind denn bitte ~6.000€ für einen Finanzminister? Laut Statistica hat der Bundesdeutsche Finanzminister Wolfgang Schäuble ein monatliches Einkommen von 16.694€. Das heißt: Er bekommt in zwei Monaten mehr, als der „Typ mit der goldene Nase“ in einem halben Jahr. Was verdient ein normaler Abgeordneter denn in Deutschland so?  Laut Gläserner Abgeordneter.de bekommen Abgeordnete in Deutschland jeden Monat 9.082€. Also hat der deutsche Abgeordnete nach drei Monaten das Geld zusammen, für dass Varoufakis ein halbes Jahr im Amt war.

Warum also schreibt der Focus in diesem Stil? Steht dahinter das Interesse des „Kapitals“ die Deutschen weiter gegen die Griechen aufzuhetzen? Will man den Grexit, der dafür sorgt, dass die Steuerzahler die griechischen Schulden tragen müssen? Während sich das Kapital in „Ostdeutschland 2.0“ abarbeitet und alles für „ein Appel und ein Ei“ aufkauft.