Ermittle niemals gegen reiche Kriminelle

Schwarzfahrer, Ladendiebe, Musikkopierer und Globalisierungsgegner, DAS sind diejenigen, gegen die ein Staatsanwalt ermitteln darf. Aber doch bitte nicht gegen die Witschaftsmächtigen, nur weil sie ein paar Milliönchen an hinterzogenen Steuergeldern (Geld das der Allgemeinheit – UNS – zusteht) an der Steuer vorbei transferiert haben. Sowas darf man nicht, dann wird man wie Margrit Lichtinghagen gemobbt und seines Postens enthoben.

Die Welt schreibt:

Die Ermittlerin und Zumwinkel-Anklägerin Margrit Lichtinghagen gibt auf. Lichtinghagen ziehe damit die Konsequenz aus den persönlich für sie belastenden Querelen innerhalb der Bochumer Staatsanwaltschaft, hieß es. Die Anklägerin wird stattdessen eine Aufgabe an einem Amtsgericht übernehmen.

Tja, das dürfte für das Jahresendgeschäft der Champagnerhersteller ja noch gerade rechtzeitig gekommen sein, und so manche Dame des Hauses darf auf einen blutigen Pelzmantel extra hoffen.

Die Zeit bemerkt:

Die gegen sie erhobenen Vorwürfe hätten sich unterdessen als nicht so gravierend erwiesen, dass sie „sofortige dienstrechtliche Maßnahmen“ rechtfertigten. Die Prüfung der Vorwürfe werde dennoch fortgesetzt.

Ja, die Vorwürfe sind nicht gravierend, aber haben ihr Ziel erreicht. Wer hat eigentlich die Macht in diesem Staat? In der Schule lernte ich etwas, das von den Lehrern Gewaltenteilung genannt wurde: Legislative, Exekutive und Judikative. Wo ist das die Übermacht im Staat angesiedelt: Das Kapital. Steht diese Macht über allem? Egal ob Ermittlungen wegen Steuerhinterziehung, Subventionen, Eindämmung von Abgasen etc. pp..

Der alte Spontispruch: „Ihr da Ohm macht ja doch Watt ihr Volt“ bezieht sich nicht mehr auf die Politik.

Die neuen Terroristen: Fussballfans

Ich gebe zu, zu dieser Überschrift hat mich Fefe inspiriert, aber in meinen Augen trifft es den Kern der Sache/Tendenz.

Telepolis beschreibt sehr ausführlich und gut, die Vorfälle anlässlich eines Fussballspieles am 29. November zwischen Werder Bremen und Eintracht Frankfurt. Dieser Vorgang zeigt zwei gefährliche Tendenzen in Deutschland, was verschobene Selbstverständlichkeiten angeht:

  1. Glaube den Medien erstmal nichts
  2. Glaube den Aussagen der Polizei nicht
  3. Wer Fussballfan ist, ist potentielles Opfer der Polizeigewalt, denn für die Polizei ist jeder Fussballfan ein Gewalttäter

Wie schnell man bei einem Fussballspiel Opfer der Polizeigewalt werden kann, zeigt dieses Video:

Wobei ich mich frage, was für Handschuhe der Polizist da wohl trug, denn mit so einem „Wischer“ hat man typischerweise keinen Menschen zu Boden. Es sei denn….

Lest den Artikel bei Telepolis und überlegt euch, was ihr davon haltet.

Wobei ich hervorheben möchte, dass ich persönlich supernette Polizisten kennen gelernt habe und ich hier auch keinen „Alle Polizisten sind böse“ Thread starten will. Es sind sicherlich Einzelfälle, welche aber auf unterschiedlichen Ebenen (Hunderschaftsscherge, Einsatzleiter) unterschiedliche persönliche und politisch/gesellschaftliche Folgen haben. Es sollte jedem Staatsbeamten klar sein, dass sich das Ansehen seine Dienststelle über das Verhalten der Einzelpersonen definiert.

Aber wenn es in diesem Land weiter so geht, mit Vor- und Pauschalverurteilung, dann ist bald jeder Opfer der Telefonüberwachung. Wenn Staatsdiener schon „einfach so“ zuschlagen, dann ist das Abhören eines Telefons auch nicht mehr weit weg.

Raus aus Hartz-IV um Hartz-IV zu beantragen

Man fragt sich (nicht wirklich) wer denn den grossen Reibach macht, wenn es zwar weniger Hartz-IV Empfänger gibt, aber die Zahl derjenigen stetigt steigt, die zwar einen Job haben, aber dennoch Hartz-IV bezuschusst werden.

Der Spiegel zitiert die „SZ, wo der Arbeitsmarktexperten des Deutschen Gewerkschaftsbundes, Wilhelm Adamy zu Wort kommt :

Adamy hält diese Tendenz für äußerst bedenklich: Eigentlich hätte es weniger Aufstocker geben müssen, weil die Wirtschaft zu dieser Zeit floriert habe, der Bedarf an Arbeitskräften gestiegen und zugleich die Zahl der hilfebedürftigen Menschen im erwerbsfähigen Alter deutlich zurückgegangen sei. Das Gegenteil sei aber der Fall, erklärte der Experte.

In der Welt ist zu diesem Thema zu lesen:

Nach seinen (Adamys) Berechnungen wuchs von diesem Monat an bis Ende 2007 die Zahl der Aufstocker mit einem Bruttolohn von 400 bis 800 Euro um mehr als 50 Prozent und die mit über 800 Euro Einkommen um fast 40 Prozent.

Auch die Tagesschau berichtet:

Für die Betroffenen sei es „demoralisierend, wenn sie voll arbeiten, mit ihren Beiträgen zur Finanzierung des Sozialstaats beitragen und trotzdem auf staatliche Leistungen angewiesen“ seien, sagte Adamy.

Die Folgen gehen aber auch tiefer, denn neben den psycholigischen Problemen der Betroffenen kommen zwei (neben VIELEN anderen) weitere massive Faktoren ins Spiel:

  1. Wer nach Abzug der Fixkosten (Miete, Strom, Wasser, Kommunikation) kaum Kapital über hat, kann die Wirtschaft nicht ankurbeln
  2. Immer weniger Menschen müssen immer mehr Kosten tragen. Denn die Zuschüsse für Hartz-IV Empfänger werden von der „einzahlenden“ Allgemeinheit getragen – Geld wächst nicht auf Bäumen. Sparen tun hierbei die Unternehmen, die sich das Geld mit beiden Händen in die Taschen stecken.

Ich fordere Mindestlohn jetzt! Oder Heugabeln anstelle von Konsumgutscheinen um die Verantwortlichen von ihren Sesseln zu jagen.