Die Rede des Selbstverteidigungsministers zu Guttenberg – eine Betrachtung

Die FAZ hat dankeswerter Weise die komplette „Ehrenwort“-Rede des zu Guttenberg abgedruckt und ermöglicht es mir dadurch diese Rede zu kommentieren.

„Für diese Stellungnahme bedurfte es keiner Aufforderung und sie gab es auch nicht.

Seit mehreren Tagen DAS Thema Nummer 1 in allen Medien zu sein, fordert nicht auf eine Stellungnahme abzugeben. Wer glaubt ein Minister (dazu noch ein Angehöriger des deutschen Restadels) würde sich  von aussen motivieren lassen, ist an der Haaren herbei gezogen.

Meine von mir verfasste Dissertation ist kein Plagiat, und den Vorwurf weise ich mit allem Nachdruck von mir.

Würde der Vorwurf an dieser Stelle nicht dementiert werden, könnte Guttenberg gleich seinen Hut nehmen. Nur solange er (zwar unglaubwürdig, aber immerhin) dementiert, hat er eine eventuelle Chance, dass ihm Steigbügelhalter aus Wirtschaft und Politik auf die eingesetzte Kommission der Universität Bayreuth Einfluss zu nehmen.

Sie ist über etwa sieben Jahre neben meiner Berufs- und Abgeordnetentätigkeit als junger Familienvater in mühevoller Kleinstarbeit entstanden

Diesen Passus hat er von seiner Ministerkollegin von der Leyen gelernt. Auf die Familie hinweisen kommt immer gut. „Mühevolle Kleinarbeit“ – wunderbar.

und sie enthält fraglos Fehler. Und über jeden einzelnen dieser Fehler bin ich selbst am unglücklichsten.

Hat einer der Anwesenden Bekannte, die über Fehler glücklich sind? Ausgeprägt misserfolgsorientierte Pessimisten vielleicht?

Es wurde allerdings zu keinem Zeitpunkt bewusst getäuscht oder bewusst die Urheberschaft nicht kenntlich gemacht.

Wer fremde Initialen aus nicht gekennzeichneten, kopierten Texten herauslöscht (Aus „(i. e. Art. 100a EGV, St.S.)“ ist in der Guttenberg-Version „[i. e. Art. 100a EGV]“ geworden.)  macht es sich aber sehr leicht, wenn er erklärt dies unbewusst getan zu haben. War es am Ende die Katze oder der Hund des Ersteller, der zufällig – an exakt dieser Stelle – 2x auf die Delete-Taste kam?

Sollte sich jemand hierdurch oder durch inkorrektes Setzen und Zitieren oder versäumtes Setzen von Fußnoten bei insgesamt 1300 Fußnoten und 475 Seiten verletzt fühlen, so tut mir das aufrichtig leid.

Wie kann man in den Wissenblogs lesen? „Damit benutzt er fast wortwörtlich die zweithäufigste Ausrede, die ich von ertappten Plagiator/innen zu hören bekomme (die häufigste Ausrede ist, dass niemand ihnen gesagt habe, dass man so etwas nicht dürfe).“

Der Selbstverteidigungsminister ist noch nicht einmal bei seinen Ausreden besonders kreativ.

Die eingehende Prüfung und Gewichtung dieser Fehler obliegt jetzt der Universität Bayreuth.

Ja, die hätte schon vor Jahren besser prüfen sollen.

Ich werde selbstverständlich aktiv mithelfen festzustellen, inwiefern darin ein wissenschaftliches, ich betonte ein wissenschaftliches Fehlverhalten liegen könnte.

Ich wüsste gern, wie Guttenberg an der Stelle aktiv mithelfen kann? Es gilt schlicht zu prüfen, ob die Prüfungskommision zu dem gleichen Ergebnis kommt wie die Bürger dieses Landes: Zu diesem Zeitpunkt 76 nicht gekennzeichnete kopierte Texte.

Ausserdem begrüsse ich als Büger ausdrücklich, dass Guttenberg hier ausschliesslich das wissenschaftliches Fehlverhalten anspricht. Denn das menschlich-moralische Fehlverhalten, wird gesondert betrachtet werden müssen.

Und ich werde gerne bis zum Ergebnis dieser Prüfung vorübergehend, ich betone vorübergehend, auf das Führen des Titels verzichten, allerdings nur bis dahin, anschließend würde ich ihn wieder führen.

Diese Aussage finde ich sehr interessant. Wird doch die Arroganz des Herrn zu Guttenberg hier so deutlich wie lange nicht mehr. Er sagt aus, dass er nach der Prüfung (egal, was das Ergebnis der Prüfung ist) den Titel wieder tragen wird. Er zieht nicht einmal die Möglichkeit in Betracht, dass die Universität eine gerechte Bewertung des Vorfalles anstrebt. Man fragt sich unwillkürlich, ob und wieviel Spendengelder der Universität Bayreuth bereits versprochen wurde.

Ich werde mir keine anderen Maßstäbe anlegen, als ich bei anderen angesetzt hätte.

Dann wäre ein Niederlegen des Amtes fällig. Denn Guttenberg hat, bevor Untersuchungsergebnisse vorgelegen haben – sowohl in Sachen Kundus als auch in der Sache Gorch Fock – personelle Konsequenzen der seiner Fürsorge angedienten Untergebenen angewandt. Auch dieser Satz ist somit eine Lüge. Er misst mit zweierlei Mass.

Jede weitere Kommunikation über das Thema werde ich von nun an ausschließlich mit der Universität Bayreuth führen.

Jepp. Die Bevölkerung (der Steuerzahler = seine Arbeitgeber!) hat kein Anrecht, Statements zu den Anschuldigen zu erhalten. Informell taucht der Selbstverteidigungsminister in ein „Basta“ ab.

Die Menschen in diesem Land erwarten, dass ich mich um das fordernde Amt des Verteidigungsministers mit voller Kraft kümmere und das kann ich auch.

Die Bundesbürger erwarten aber auch Redlichkeit und Anstand. Sie erwaten, dass diejenigen die eine führende Aufgabe in unserer Demokratie übernommen haben, diese Tätigkeit auch anständig –  im wahrsten Sinne des Wortes – ausfüllen.

Wir stehen vor einer historischen Bundeswehrreform. Und ich trage die Verantwortung für die Soldaten im Einsatz, wie ein Ereignis an dem heutigen Tag einmal mehr auf bittere Weise zeigt.“

Diese Feststellung hätte der Minister treffen sollen bevor er Texte kopierte um sein Doktor“würde“ zu erhalten.

Diese Rede besteht aus Worten und teilweise sehr peinlichen Aussagen. Es ist in meinen Augen eine Frechheit die Wähler mit dieser Plattitüde abzuspeisen. Und es ist ein Schlag ins Gesicht all derer, die sich die Arbeit machen und eine anständige Doktorarbeit zu erstellen.

7 Gedanken zu „Die Rede des Selbstverteidigungsministers zu Guttenberg – eine Betrachtung

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  2. Zu „Plagiat“ schreibst Du: „Würde der Vorwurf an dieser Stelle nicht dementiert werden, könnte Guttenberg gleich seinen Hut nehmen.“

    Das ist ja das schöne an der Erklärung: niemand hat einen Plagiatsvorwurf geäußert. Es geht nicht darum, dass seine Arbeit ein Plagiat ist, sondern dass er zitiert hat, ohne das kenntlich zu machen. Ein Unterschied.

    „Durch Fehler verletzt“: auch das hat keiner geäußert. Da ist niemand „verletzt“ oder so. v.G. hat einfach nur unwissenschaftlich gearbeitet und dadurch seinen Doktortitel nicht verdient.

    Fazit: er hat alles abgestritten und sich entschuldigt, was gar nicht Vorwurf war. Zum eigentlichen Vorwurf hat er sich nicht geäußert. Und das ist, je nach Sichtweise, hohe Kunst oder einfach nur dreist.

    BTW: Du hast gestern geschrieben: „Die Franzosen haben es damals richtig gemacht. Die haben den Adel komplett abgeschafft – und wussten warum“
    Das haben wir auch. Es gibt keinen Adel in Deutschland. Muss anscheinend mal wieder gesagt werden.

    • Hätten wir den Adel _richtig_ abgeschafft – so wie es die Franzosen taten – wäre das Geschlecht derer zu Guttenberg ausgestorben …. 🙂

      Ich bin nicht „drinnen“ im akademischen Betrieb, so mit Dissertation schreib en und so. Ich habe mir schlicht sagen lassen, dass Zureigenmachen eines fremden Textes als Plagiat bezeichnet wird, und genau dieses in einer Doktorarbeit ein absolutes NO-NO ist..

      • Der Punkt ist: nicht die ganze Arbeit wurde abgeschrieben, sondern Teile. Das macht es nicht besser, damit ist aber nicht die ganze Arbeit ein Plagiat.

        Und, mark my words, er wird irgendwann damit rausrücken, dass der Vorwurf des Plagiats ja falsch war, mit genau der Begründung oben, und nur Teile abgeschrieben waren und das ist ja nicht so schlimm etc. pp.

        Und rein formal hätte er mit der ersten Aussage recht, der zweiten (daraus folgenden) nicht, was aber keinen mehr interessiert. Die klassische Chewbacca-Verteidigung.

        • Nope, generell ist es so, dass bei Dissertationen SUPERSCHARFE Regeln gelten. Meine Prinzessin hat das ja – sogar in Sachen Jura, wenn auch in Heidelberg – mitgemacht.

          Da versteht die Lehre GAR keinen Spass. Da gibt es nur „saubere Arbeit“ oder unsauber. Nicht umsonst erklärst Du rechtverbindlich an, das Du sauber gearbeitet hast, alle Quellen angegeben, keine fremde Hilfe hattest etc. pp. Da gibt es im Normalfall keinen Spielraum.

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