Gerade unterhielt man sich in Hamburg – schliesslich stehen ja Wahlen an – über korrupte Politiker und gekaufte Parteien.
Anlaß war sicher auch die gestrige Ausstrahlung des Panorama-Beitrages über den Gründer des äusserst umstrittenen „Finanzdienstleisters“ AWD, Carsten Maschmeyer
httpv://www.youtube.com/watch?v=lFC6GFLuqok
Ich will aber gar nicht auf diesen Beitrag eingehen, nur darauf hinweisen.
Vielmehr stellten wir eben fest, dass eigentlich alle Parteien – ab einer gewissen Größe – schlicht in eine Sklavenposition der Wirtschaft hineinwachsen. Bei den Grünen ist das wunderbar zu betrachten. Waren Sie vor 20-30 Jahren noch eine echte Bereicherung für die politische Landschaft in Deutschland, so sind sie heute eine weitere Hämmoride am Gesäß des Wählers und Steuerzahlers.
Auch wenn die wahren Verdienste der Grünen ausschliesslich in der Vergangenheit liegen und die Grünen heute sehr wohl Atomkraft wohlwollend durchwinken, den Neubau von Kohlekraftwerke tolerieren so hatten die Grünen eine Daseinsberechtigung in der deutschen politischen Landschaft. Denn sie haben gewisse Befindlichkeiten in die anderen Parteien hinein getragen. Ohne die Grünen wären wir im Bereich Umweltschutz definitiv nicht dort, wo wir heute stehen. Die Grünen haben damals dafür gesorgt, dass wir heute etwas besser dastehen.
Nun kommen wir zu den Piraten: Selbst WENN die Piraten in 20-30 Jahren so abgefuckt sind, wie es die Grünen heute sind, macht es Sinn sie heute zu unterstützen und zu wählen. Denn sehr vieles, was in den Köpfen der Piraten rumschwirrt und was Sie als Ziel anstreben, ist erstrebenswert. Das heisst: Es ist egal was in 20 Jahren mit der Piratenpartei passiert – so oder so sind ihre politischen Inhalte hier und heute als absolut wertvoll anzusehen. Wir brauchen mehr Transparenz, wir brauchen mehr Kompetenz, mehr Unabhängigkeit von den Lobbyisten und durch die Wirtschaft entlohnten Berater. Wir brauchen endlich wieder ein Politik für das Land und die Menschen. Eine Politik für das Geld und die Wirtschaft hatten wir viel zu lange.
…ja, ja, das Maschmeyer´chen –
Ich war 1985 aus den Osten kommend, in Hannover gelandet und wurde auf der Straße angesprochen: “Sie, mit Ihrer offenen, ehrlichen Art, kommen Sie doch bei uns vorbei, da erhalten Sie DIE Chance Ihres Lebens…”
Und ich bin zur Einführungsveranstaltung. Etwa 300 Menschen, mehr Männer als Frauen, mehr unter 40 als darüber, gemischtes Publikum in Erwartungshaltung, harrten der Dinge die da kommen sollten. Neben den Warmmachern und Einheizern kam dann auch noch ER persönlich: der schlaksige, mit den gedrehten Löckchen, der aussah, wie mein modebewusster Tankwart und schwadronierte vom großem Geld, von den genialen Aufstiegsmöglichkeiten. „Nie wieder arm war sein!“ war sein Credo und ich merkte wie auf unheimliche Weise sich der gesunde Menschenverstand in Luft auflöste. Nur wenige zeigten sich unbeeindruckt, machten sich Notizen oder verdrehten nur gelangweilt die Augen, wenn die Schokolade nochmal dick aufgetragen wurde und mit Puderzucker bestreut, auf dem runzligen Äpfelchen dem närrischen Volke zum runterwürgen hingehalten wurde.
Nun gut. Ich wollte es genau wissen und besuchte die Trainingsstunden. Ein viertel Jahr lang, lernte die Tricks der Abzocker und Verführer, um dann, nach dem Anstandsverkauf einer (überteuerten) Haftpflichtpolice an eine Bekannte, zu flüchten. Ohne den Westen zu kennen, hatte ich gleich am Anfang einen offenen Blick hinter die heile Fassade der OVB, später AWD, in die Abgründe der Finanzberatung werfen können und sofort gespürt: das hat mit wirklicher objektiver Beratung und ehrlichen kaufmännischen Gebaren nix zu tun…
Aber wenn man keinen Anstand und Gewissen hat, kann man auch keine Schlafstörungen bekommen.
Interessant finde ich ja, wie sich die Politprominenz mit solchen “erfolgreichen” Leuten abgibt und rumkungelt. Naja: >wie der Herre, sos Gescherregleich und gleich gesellt sich gern< ist doch besser?
Die Doku ist nicht schlecht, noch bissiger wäre besser gewesen….
Es wird nur leider nicht lange vorhalten, weil das System solchen Typen den Teppich ausrollt und sich einen Dreck um die Betroffenen kümmert.
Und was die Wahlalternativen angeht: Ich finden es traurig, ja beschämend, dass man NICHT eine politische Gruppierung oder Partei wegen ihres Programms oder ihrer Vorstellung einer besseren Zukunft, sondern sie höchstens als kleinstes Übel gegenüber der etablierten Politmafia, egal ob gerade dran oder in Opposition, wählen kann.
Trotzdem allen: P.F.2011
@jürgen gottschalk, dresden:
Erstmal danke für deine Sicht der Dinge – aber was ist P.F? Prager Frühling 2011?
http://dict.leo.org/frde?lp=frde&lang=de&searchLoc=0&cmpType=relaxed§Hdr=on&spellToler=&search=Pour+f%C3%A9liciter
oder:
„Glückliches Jahr“2011
…aber iss ja schön, wenn jüngere Menschen den Prager Frühling nicht als eine östliche Unterart des Rhinitis allergica halten;-)
Es war eine auf vielen (künstlerisch hochwertigen) Glückwunschkarten verkürzte Formel zum Jahreswechsel der letzten zwei Jahrhunderte und nun etwas aus der Mode gekommen…
Grüße aus Dresden von Jürgen
@jürgen gottschalk, dresden:
Also mal ehrlich: Auch wenn ich ein RIESENfreund der Provence bin, würde ich dort verhungern, wenn meine Prinzessin mich dort aussetzen würde: Die französische Sprache ist so eher gar nicht mein Ding 🙁